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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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waren die
Dinge zwar noch so gelaufen, wie sie erwartet hatte. Sie hatte
ausprobiert, ob sie zur Dreieckpyramide zurückgelangen konnte,
indem sie in der Halle der Fünfeckpyramide den grünen Stein in
der Mitte des Ornaments einpasste. Damit hatte sie Recht behalten – der tosende Sturm war abermals losgebrochen, und sie war
durch das Säulenportal gespült worden. In der Helle der Dreieckpyramide hatte sie dann mehrere Ideen mit den Glaspyramiden
und dem Mittelsymbol ausprobiert, zweimal hintereinander war
jedoch überhaupt nichts passiert. Zu diesem Zeitpunkt war sie
bereit gewesen, all ihre bisherigen Vermutungen und Folgerungen
über den Haufen zu werfen. Beim dritten Versuch war sie hier
gelandet.
    Nun gab es noch eine letzte, offene Glaspyramide: die orangefarbene mit dem Kreis. Diese musste sie noch erkunden, weitere
Möglichkeiten gab es nicht mehr. Danach wäre sie gezwungen,
eine der sechs Vertiefungen an den Schnittpunkten der Ovale
auszuprobieren. Diese würden sie, da war Azrani sich ziemlich
sicher, an ganz andere Orte bringen, die nicht auf dieser Welt
lagen, und davor fürchtete sie sich. Es blieb die Frage, ob es einen Unterschied machte, von wo aus sie diesen Weg antrat: aus
der Dreieck- oder der Fünfeckpyramide oder von hier aus. Auch
der Grund, warum die beiden Glaspyramiden zuvor nicht funktioniert hatten, war noch völlig offen. War es möglich, dass sie in
eine Sackgasse geriet? Dass sie an einem Ort landete, von dem
aus es keinen Rückweg mehr gab, oder dass sie am Ende die
Höhlenwelt nicht mehr finden konnte?
    Azrani schüttelte die unangenehmen Fragen von sich ab und
beschloss, hinab in die leuchtend grüne Unterwasserwelt zu tauchen – vielleicht gab es dort Hinweise, die ihr weiterhalfen. Irgendwo dort unten musste es eine weitere Lichtquelle geben,
denn so hell konnte das Wasser nicht allein vom Licht der Halle
strahlen.
Sie wälzte sich im Wasser herum und arbeitete sich mit geschmeidigen Bewegungen in die Tiefe.
12
Hegmafor
    Als Rasnor an die Pforten von Hegmafor klopfte, war seine unterschwellige Wut, die er seit vielen Wochen mit sich herumschleppte und die unmerklich immer verbissener geworden war,
einer dumpfen Befangenheit gewichen.
    Kalter Nieselregen sprühte ihm ins Gesicht.
Bedrückt sah er sich um und musterte die ansteigenden dunkelgrauen Felswände, welche die alte Abtei jenseits der Wildbachschlucht umgaben. Sie wirkten fast wie eine geöffnete Faust, die
sich um das alte Gemäuer gelegt hatte und es zu erdrücken versuchte und dabei doch nie Erfolg hatte. Der Grund dafür schien so
einleuchtend, dass es Rasnor ein leises, spöttisches Auflachen
entlockte: Hegmafor war kein Ort, der sich von ein paar Felsen
einengen ließ. Nein, hier gab es böse Geheimnisse, und hier
herrschten dunkle Kräfte, die die Felsen einfach davonsprengen
würden, sollte es je nötig werden.
Die kleine Ebene, auf der die Abtei lag, war wie eine flache Insel
im südlichen Ramakorum. Aus den wilden Felsfluchten oberhalb
der Abtei schäumte ein wütender Wildbach herab, ergoss sich
nordwestlich der alten Gemäuer in eine Schlucht und teilte sich
dort in zwei Arme – nach Osten und Süden. Diese Wildbachschlucht umgab das Felsplateau von Hegmafor vollständig. Im
Südosten der Abtei trafen sich die beiden Wasserarme wieder; sie
hatten nichts von ihrem Ungestüm verloren und peitschten in
gemeinsamem Zorn weiter talwärts. Hegmafor konnte man nur
über eine abenteuerliche Holzbrücke erreichen, die sich südlich
der Abteimauern schwindelnd über die jäh in die Tiefe stürzende
Schlucht spannte.
Das ganze Jahr über schienen hier Sturm und Regenwetter zu
herrschen. Rasnor konnte sich nicht erinnern, dass die grauen
Felsen rundum jemals nicht nass ausgesehen hätten. Hinter und
über ihnen war nur blanker Fels zu erblicken, wilde Gebirgskämme, schroffe Grate und ansteigende Flanken von Stützpfeilern.
Keine Bergkiefer und nicht mal die berüchtigte schwarze Krüppelwurz, die jeden Felsen sprengte, vermochte sich an diesem Ort
in die Gesteinsritzen zu krallen und dem Wetter zu trotzen. So
gesehen war es ein Rätsel, was vor Urzeiten die Erbauer dieses
festungsartigen Gemäuers bewogen hatte, ihre Abtei an einem so
unwirtlichen Ort zu errichten.
Allein die Mühen, hier etwas zu erbauen, mussten über die Maßen groß gewesen sein.
Wahrscheinlich hatten sie damals schon etwas zu verbergen,
dachte Rasnor grimmig.
Unwirsch pochte er ein zweites Mal mit dem großen Schlegel
gegen

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