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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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geheimnisvollen Grund war die Lust
nach Berührung und Zärtlichkeit in ihr erwacht; vermutlich, so
überlegte sie, war dieser Ort daran schuld. Ihr wurde bewusst,
dass sie eine zutiefst romantische Neigung besaß. Eindrücke wie
dieser verführten sie zum Träumen und Schwelgen in leidenschaftlichen Phantasien. Sie musste an den Zauber der Drachenkolonie im Stützpfeiler von Malangoor denken und an die Quellen
von Quantar, in denen sie nach ihrer Entführung leider nie wieder
gewesen war. In diese Grotte hatte sie sich regelrecht verliebt.
    Aber die geheimnisvolle Halle war beinahe noch verführerischer.
Sie trat einige Schritte von der Felsenplatte fort, auf der sie stand
– dann fiel ihr der Würfel ein. Sie würde ihn allein schon wegen
seiner Leuchtkraft brauchen. Als sie ihn aufheben wollte, bemerkte sie auf dem Boden abermals das bekannte Symbol, aber auch
dieses Mal kam ihr die Dreiecksform ein wenig anders vor. Sie
schien noch steilere Flanken zu haben als jene, die sie bisher gesehen hatte. Was mochte das bedeuten?
    Sie hob den Würfel auf und streckte dann die Hand nach der
violetten Glaspyramide aus, die sie für ihre Reise hierher benutzt
hatte; sie lag noch immer in der Vertiefung in der Mitte. Als Azrani sie herausnahm, geschah etwas Eigentümliches.
    Das Licht in der Halle verlosch. Das seltsame Fädengespinst an
der Decke verblasste zum größten Teil, und auch das helle, türkisgrüne Strahlen des Wassers verebbte fast vollständig. Mit leisem Schrecken blickte sich Azrani um… aber keine Horden von
Dunkelwesen brachen aus den Schatten hervor. Es war nur einfach dunkler geworden. Schließlich kam ihr der Gedanke, dass es
womöglich eine besondere Beleuchtung hervorrief, wenn sich das
Symbol der Glaspyramide und des Ortes deckten. Womöglich hatte sie es bisher nicht mitbekommen, weil an den anderen Orten
Tageslicht geherrscht hatte… Und in den Hallen gab es ohnehin
ein eigenes Beleuchtungssystem.
    Sie ließ die Glaspyramide an ihren Platz gleiten – und das Licht
flammte wieder auf. Ja, das musste es sein. An den anderen Orten würde schließlich auch einmal Nacht herrschen – so war nun
mal der Lauf der Gestirne –, und ein nächtlicher Besucher würde
womöglich nichts von dem Ort verstehen, wenn er kein umfassendes Licht hatte. Beim Blick auf den gleißenden Kern des Gespinsts fiel Azrani die im Sonnenlicht reflektierende Spitze des
Obelisken ein. Womöglich würde nachts von dort oben aus ein
gewaltiges Licht erstrahlen, welches das ganze Tal erhellte, wenn
man den Stein zu nächtlicher Stunde unter dem kleinsten Säulenpaar in die Platte einpasste.
    Angesichts der Wunder dieser Halle schob sie all diese Überlegungen aber erst einmal beiseite, denn sie hatte soeben wiederum etwas Neues entdeckt. Rasch nahm sie die violette Pyramide
wieder aus der Vertiefung; das Licht der Halle und das Strahlen
des Wasserbeckens verloschen. Dann setzte sie den Würfel zusammen und warf ihn in die Luft. Er erstrahlte gelb und tauchte
ihre Umgebung in helles, warmes Licht. Sie sprang auf und eilte
in Richtung der linken Hallenwand, wo sich die gigantischen
ockerbraunen Mauersteine im Licht ihres Würfels aus der Dunkelheit schälten.
    Die Steine, oder besser Felsen, waren für sich genommen schon
beeindruckend. Die Wände wirkten primitiv, aber auf geheimnisvolle Weise absichtsvoll, denn die Fugen waren sauber und die
Felsbrocken trotz ihrer ungleichmäßigen Formen passgenau zusammengefügt. Die Ritzen schienen mit Lehm ausgefüllt zu sein.
    Azranis Entdeckung betraf eine Verzierung, die sie aus der Ferne gesehen hatte. Als sie sich der Wand näherte und ihr Würfel
diese ausreichend beleuchtete, blieb sie betroffen stehen. Die
gesamte Oberfläche der Mauerfelsen war mit eingemeißelten Bildern versehen – offenbar bis hinauf zur Decke.
    Langsam und von einer gewissen Ehrfurcht erfüllt, näherte sie
sich der Mauer. Der Felsen, der unmittelbar vor ihr den Fuß der
Mauer bildete, war höher als sie selbst und mochte über sechs
Schritt lang sein. Ganz unten, am Boden, befand sich ein schmales Band, wo er nicht bearbeitet war. Darüber aber, in etwa einer
Elle Höhe, folgte eine doppelte Linie, und oberhalb dieser begannen die Steingravuren. Sie waren in Gruppen zusammengefasst,
die ein sauberes ergaben, Karomuster ähnlich der Kacheln, aus
denen der Hallenboden gefügt war.
    Azrani erkannte jene pilzartigen Lebewesen mit den sechs Beinen wieder. Kaum ein Karo gab es, in welchem

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