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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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überhaupt, womit du da hantiert hast, du Narr?«
»Ich… ich hab sie angewandt?«
»Natürlich! Damals, als du diesen Verräter Quendras angegriffen hast, in Hammagor. Und noch einmal, als du Fujima umbrachtest, diesen kleinen Mistkerl mit seinem unerträglich heiligen Lächeln!«
»D-das war eine… Magie der Alten?.« Chast schwoll wieder an,
diesmal nur ein wenig. »Natürlich! Eine der Magien aus den alten,
verfluchten Lehren der S’ghott, der gefürchteten und gejagten
Adepten des Urmeisters Noor, nach dem das Alte Land benannt
wurde, auf dem Sardins Vater die Festung von Hammagor errichten ließ.« Ein Schauer fuhr über Rasnors Rücken. Altes Wissen
wie dieses faszinierte ihn über die Maßen; er war begierig, die
lästerlichen und verbotenen Geheimnisse uralter Kulturen in Erfahrung zu bringen. Schon immer hatte ihn die Faszination, die
von einer Figur wie Sardin oder Chast ausging, in den Bann geschlagen, selbst zu Zeiten, da er ihnen noch hilflos ausgeliefert
gewesen war. Die unglaubliche, fast körperlich spürbare Aura von
Macht, die beide Männer ausgestrahlt hatten, war Rasnor insgeheim ein fataler Genuss gewesen. Er hätte sich daran laben können, wiewohl er erst viel später einen ersten Eindruck davon erhaschte, wie es war, selbst eine solche Macht zu besitzen. Chasts
Gesicht verzog sich zu leidenschaftlicher Wut, als er weitersprach,
aber Rasnor empfand auf furchtsame Weise Lust an diesem Ausbruch seines Meisters. »Ja, es war eine Magie der S’ghott, die du
gewirkt hast – aber du hattest sie nur auswendig gelernt, du
Wurm! Gestohlen aus einem alten Folianten, den du in den Bibliotheken von Torgard ausgegraben hattest!«
»Aber…«, stotterte Rasnor voller Angst, »i-ich habe es doch…
gut gemacht?« Er sehnte sich geradezu nach dem Schmerz einer
Strafe, aber das vieldeutige kleine Lächeln, das der stinkende
Leichnam ihm schenkte, war ihm noch lieber. »Ja, Wurm, das war
nicht einmal schlecht.
Aber… bist du bereit, die wahre Tiefe dieser Kunst zu schauen?
Wirst du es verkraften, Dinge zu erblicken, die einen gesunden
Mann um den Verstand bringen können? Wirst du Namen auszusprechen wagen, die etwas Unumkehrbares auslösen? Dinge,
die so furchtbar sind, dass sie eine ganze Welt vernichten können?«
Schauer des Grauens und der Verzückung ergriffen Rasnor. Er
fiel vor seinem alten Meister auf die Knie und hob die gefalteten
Hände. »Ja, Meister«, hauchte er, und ein Funken des aufkeimenden Irrsinns erglomm in seinen Augen. »Zeigt mir, was Ihr
damals erblickt habt. Ich werde mich bemühen, Euch ein würdiger Nachfolger zu sein!«
14
Drachentöter
    »Willst du das wirklich machen?«, fragte Ullrik besorgt. Er blickte auf den Strand hinaus, über dem sich langsam das erste,
graue Licht des beginnenden Morgens erhob. Sie saßen im Schutz
einer Felsengruppe beieinander – er, Hellami und Cathryn – und
versuchten den Mut für das zu finden, was sie vorhatten.
    »Ich bin viel kleiner, leichter und flinker als du, du Muskelpaket«, erklärte sie mit einem schiefen Lächeln.
Er blickte an sich herab. »Muskelpaket?« Mit beiden Händen
umfasste er eine dicke Speckrolle an seinem Bauch und schüttelte
den Kopf. »Du musst mich mit jemandem verwechseln.«
»Wer spricht von dem bisschen Bauch, das du da hast?« Sie
boxte ihn kräftig gegen den Oberarm, die Zunge in den Mundwinkel gezwickt. »Au!«, machte sie und mimte Schmerzen in der
Hand. »Da oben ist alles aus Eisen!«
Ullrik lachte leise, und auch Cathryn kicherte. Die Kleine, offenbar zu allem entschlossen, hatte sich einen Stock besorgt und
kniete bei ihnen; sie hielt ihn wie eine Waffe und warf Ullrik und
Hellami wild entschlossene Blicke zu.
Ja, stellte er fest, Cathryn war mindestens ebenso bezaubernd
wie die großen Mädchen. Also waren es schon fünf, in die er sich
verlieben könnte. Leandra kannte er noch nicht, und Roya… über
die hatte er faszinierende Geschichten gehört. Langsam kam er
sich vor wie in einem Traum. Dabei hatte er noch nie in seinem
Leben…
»Was ist mit dir?«, fragte Hellami, ihn schelmisch angrinsend.
»Du guckst, als säßest du vor einem riesigen, gedeckten Tisch
und könntest dich nicht entscheiden, welchen Leckerbissen du
zuerst probieren sollst.«
Beinahe hätte er aufgelacht. Sie weiß genau, was ich denke.
»Du hast Recht. Ich meine… dass du flinker bist als ich.
Aber es ist gefährlich. Sehr gefährlich!«
Sie winkte ab. »Nicht gefährlicher als das, was du vorhast.

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