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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Gefahren.
    Geschickte Spezialisten vermochten jeden Winkel von Rechnersystemen auszuspionieren und konnten das in aller Ruhe von ihrem Arbeitsplatz aus tun. Wenn aber ein Fluchtplan wie dieser
offen lag, konnte man ihn studieren, manipulieren und vor allem:
den Fliehenden mit Leichtigkeit verfolgen. Vielleicht baute die
gesamte Verfolgung durch seine Feinde auf der Kenntnis seines
Fluchtplans auf. Ein kluger Fluchtplan sollte deswegen den Verfolger verwirren und dem Fliehenden ein paar Tricks aufzeigen. Giacomos bisheriger Fluchtplan war genau von dieser Art gewesen.
    Warum hätte ihn Giacomo mit dem Wort >höchstwahrscheinlich< auf eine Finte aufmerksam machen sollen, wenn die Verwendung der Finte zugleich eine tödliche Gefahr beinhaltete?
Ain:Ain’Qua nickte verstehend. Hier gab es gar keine Falle. Ein
Verfolger, der das Dokument ausspioniert hatte, sollte glauben,
dass Ain:Ain’Qua höchstwahrscheinlich diese Gefahr gemieden
hatte und die Treppe hinab geflohen war.
    Ja, das war exakt Giacomos Denkmuster.
Noch immer vorsichtig, aber mit neuer Gewissheit schlich
Ain:Ain’Qua voran. Nichts geschah. Nach einer Weile erreichte er
eine Tür.
    Die nächste Tür, die Ihr erreicht, Heiliger Vater, ist unverschlossen, aber hinter ihr lauern furchtbare Gefahren. Die Hohe Galaktische Kirche wäre nicht davon entzückt, wenn Ihr hier in einen
Unfall verwickelt werden würdet.
    Ja, mein Heber Giacomo, ich verstehe, dachte er lächelnd.
Dieser Satz traf wohl auf beide Türen zu, die er erreichen konnte, aber der Unfall, der hinter dieser Tür drohte, wäre wohl der
    Schlimmere gewesen. Nicht für ihn, sondern für die Hohe Galaktische Kirche.
Haltet Euch im folgenden Raum nicht zu lange auf.
Entdeckung droht!
Fragt sich nur, welche, dachte er und drückte vorsichtig gegen
die Tür.
Er behielt Recht.
Nichts sprang ihn an, keine Falle schnappte zu, kein Alarm begann zu lärmen. Vor ihm erstreckte sich, im Licht einer schwachen Notbeleuchtung, eine lange und hohe doppelte Regalreihe,
rechts und links an den Wänden montiert und angefüllt mit Lagerkästen für Schriftgut, Aktenboxen und alten Büchern.
Als sich die Tür hinter ihm schloss, tat sie das mit einem saugenden Geräusch, dann leuchtete über dem Gang, der in die Ferne strebte, eine Reihe von kugelförmigen Lampen auf, die von
der Decke hingen. Der Raum war nur etwa dreieinhalb Meter
breit, dafür aber dreißig oder gar vierzig Meter lang. Seine Bauart
machte deutlich, dass er einer von vielen war, womöglich um die
zweihundert, die sich strahlenförmig in einem geheimen Kellergeschoss von der Mitte des riesigen Dombaus aus bis an seine
Grenzen erstreckten.
Das Geheimarchiv von Thelur! Bei diesem Gedanken erschauerte er. Ja, Giacomo hatte davon gesprochen, dass dies hier ein
geheimes Archiv sei, und davon gab es viele. Doch es gab nur
eine Legende über das sagenhafte Geheime Kirchenarchiv von
Thelur, in dem seit Jahrtausenden alle wirklich bedeutungsvollen
Dokumente der Kirche gesammelt wurden, ob nun von lichtvollem, frommem Inhalt oder von dunklem und gefährlichem. Er
hatte gedacht, als Oberhaupt der Kirche Kenntnis davon zu erhalten, ob dieses sagenhafte Archiv tatsächlich existierte, aber da
ihm während seiner gesamten Amtszeit niemand davon berichtet
hatte, war er bereit gewesen, zu glauben, dass es sich dabei doch
nur um eine Legende handelte.
Weit gefehlt!
Giacomo musste es entdeckt und ihn absichtsvoll hierher geleitet haben. Ob der Zeitpunkt seiner Flucht für diese Entdeckung
günstig war, blieb dahingestellt. Die Idee, seine Verfolger ins Leere laufen zu lassen, während er sich eine Weile hier umsehen
konnte, war hingegen schlau. Abermals ganz Giacomo.
Als er schon weitergehen wollte, um staunend die Tiefe dieses
Raumes zu ermessen, fiel ihm ein Umschlag auf, der an der Vorderseite des rechten Regals hinter einer der Streben steckte. Ein
zwinkerndes Auge war darauf abgebildet – und er stieß ein leises
Stöhnen aus. Giacomos Synogramm.
Vorsichtig nahm er den Umschlag, öffnete ihn und fand zwei
Blätter. Er entfaltete das erste.
Es trug, wie erwartet, Bruder Giacomos Handschrift. Ein warmer
Schauer durchströmte ihn, als er sich dessen gewiss wurde, dass
sich sein Freund nach wie vor um ihn bemühte.
Verehrter Heiliger Vater,
    nun, da Ihr diesen geheimen Ort gefunden habt und somit meinem für Euch entworfenen Fluchtplan gefolgt seid, muss etwas
Einschneidendes geschehen sein. Erstens dürftet Ihr nun selbst in
Gefahr sein, sonst

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