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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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den widerborstigen Meados doch wieder besänftigt und sich gemeinsam mit ihm
auf die Suche nach ihr gemacht hatten.
»Meados!«, schrie sie in den Himmel hinauf.
    »Marina! Ullrik!« Sie sprang auf der Stelle, schwenkte die Arme
so weit sie nur konnte und schrie aus Leibeskräften.
Als der Drache, der kaum mehr als ein dunkler Umriss am
Himmel war, näher kam, stutzte sie plötzlich. Nein, Meados war
das nicht, der hätte viel größer sein müssen, und vier Beine besaß dieser Drache auch nicht. Betroffen ließ sie die Arme sinken.
Ihr Herz schlug wild – konnte es vielleicht doch Drachen auf dieser Welt geben? Drachen, die sie nicht bemerkt hatte und die ihr
jetzt gefährlich werden konnten? Ihre Augen suchten nach einer
Deckungsmöglichkeit, aber in der Nähe gab es nichts außer der
Pyramide. Doch um schnell noch dorthin zu rennen, war es zu
spät; der Drache musste sie gesehen haben und steuerte geradewegs auf sie zu.
Meine Hülle wird mich schützen, dachte sie hoffnungsvoll, aber
einen Moment später erkannte sie den Drachen. Und dann wusste
sie auch, wer auf seinem Rücken saß.
»Marina!«, kreischte sie. »Nerolaan!«
Aufgeregt rannte sie los, und ihr schwebender Würfel begleitete
sie. Nun sah sie auch, dass ein kleines, leuchtendes Objekt über
dem Drachen schwebte. Zuletzt musste sie bremsen und zur Seite springen, denn sie wäre beinahe in die landenden Ankömmlinge hineingerannt. Danach waren es nur noch Sekunden, und sie
lag ihrer Freundin in den Armen. Azranis Knie gaben nach, sie
sanken zu Boden und blieben aneinander geklammert sitzen.
»Azrani«, flüsterte Marina nach einer Weile, »beruhige dich.«
Sie wollte Marina nicht mehr loslassen und weinte hemmungslos vor Erleichterung, Glück und neuer Hoffnung.
Das Zeitgefühl war ihr abhanden gekommen, sie hätte nicht
mehr sagen können, wie lange sie auf dieser Welt mit ihren ewig
langen Tagen schon festsaß. Im Grunde hatte sie nicht mehr damit gerechnet, je wieder von hier fortzukommen.
Während dieser Zeit war ihr Sardins Schicksal, von dem ihr
Leandra einmal erzählt hatte, immer deutlicher zu Bewusstsein
gekommen. Sardin, der nach dem Geheimnis der Unsterblichkeit
geforscht hatte, war in einer von Nichts erfüllten Zwischenwelt
gestrandet, in der er hatte erleben müssen, was Unsterblichkeit
wirklich bedeutete. Auch Azrani hatte nun einen Vorgeschmack
dessen erhascht, denn die ganze Zeit über hatte sie keinerlei körperliche Bedürfnisse verspürt, keinen Hunger, keinen Durst, keine
Müdigkeit, einfach nichts. Was das bedeutete, war ihr bald klar
geworden. Wenn sie keinen Weg fort von dieser Welt fand, würde
sie womöglich für alle Zeiten hier umherwandern, ganz allein,
ohne Ziel und Sinn, und jeder Notwendigkeit enthoben, überhaupt irgendetwas zu tun.
»Ist ja gut«, flüsterte Marina. »Wir sind ja bei dir.«
Sie benötigte noch eine ganze Weile, ehe sie ruhiger wurde,
aber dann drängten sich neue Sorgen in ihr Denken.
Sie hob den Kopf. »Marina, ich glaube, wir… wir sitzen hier fest!
Wir werden nie wieder von hier fortkommen!«
Marina legte die Stirn in Falten. »Wie kommst du denn darauf?«
»Ich habe es ausprobiert!«, jammerte sie, und wieder wollten
neue Tränen kommen. »Die Ornamente – sie funktionieren nicht!
Ich meine, die äußeren Symbole, die auf den Schnittpunkten liegen!«
Marina wandte den Kopf und sah zur Pyramide. Dann blickte
sie Azrani an. »Bist du sicher? Ich hatte eher den Eindruck, die
inneren tun es nicht.«
»Die inneren?« Azranis Miene zeigte Verwirrung. Sie forschte in
Marinas Gesicht, was sie damit gemeint haben könnte, aber dann
schossen ihr neue Fragen durch den Kopf. Nerolaan wie auch Marina waren von einer Körperhülle umgeben, die der ihren glich –
und Marina war nackt, wie sie selbst. Auch ein schwebender Würfel begleitete Marina, Nerolaan jedoch nicht. Sie blickte zu dem
Drachen auf, der neben ihnen auf dem kargen, mit Geröll durchsetzten Sandboden des Hochplateaus saß.
Nun ließ sie Marina los und erhob sich, denn sie hatte Nerolaan
noch gar nicht begrüßt. Rasch trat sie zu dem Felsdrachen hin
und sagte übers Trivocum: Nerolaan, entschuldige, dass ich dich
ganz vergessen hatte… Ich bin froh, dass wir dich gesund wieder
gefunden haben, erwiderte der Drache.
Die Verwirrung wollte nicht enden. Instinktiv hatte sie versucht,
mit Nerolaan übers Trivocum zu reden – und es hatte funktioniert! Mit fragender Miene wandte sie sich Marina zu. »Aber… wie
ist es

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