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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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reagierte.
    Ain:Ain’Qua schlüpfte durch die Tür und zog sie hinter sich zu.
Dahinter herrschte Dunkelheit. Das kleine Licht seines Transponders half ihm weiter. Er eilte einen schmalen Gang entlang und
rief sich ins Gedächtnis zurück, was Giacomo als Nächstes für ihn
niedergeschrieben hatte. Seid jetzt sehr vorsichtig, Heiliger Vater,
denn Ihr habt nun Bereiche betreten, in denen geheime Dokumente der Kirche lagern. Ich habe mich nicht mit ihnen beschäftigt, und höchstwahrscheinlich habt auch Ihr nicht die Zeit, das zu
tun. Jedes dieser Archive ist durch geheime Mechanismen geschützt und die sind absolut tödlich. Bevor Ihr demjenigen Eures
Ganges zu nahe kommt, gibt es jedoch eine Abzweigung. Ihr erkennt sie an einem in den Gang eingezogenen Torbogen, den Ihr
jedoch nicht durchschreiten dürft. Bleibt mitten darin stehen und
drückt zugleich rechts und links auf zwei Mauersteine in (meiner)
Schulterhöhe, die jedoch gut erkennbar sind. Dann öffnet sich vor
Euch im Boden der Zugang zu einer Treppe. Ain:Ain’Qua erreichte
die Stelle. Er war die ganze Zeit über mit eingezogenem Kopf
gelaufen, und nun musste er sich in den Torbogen regelrecht hineinzwängen. Er fand die betreffenden Mauersteine und drückte
sie. Ein leises Summen ertönte. Vor ihm im Boden schob sich eine
mit einer steinernen Oberfläche getarnte Metallplatte zurück, und
eine steil abwärts führende Treppe wurde sichtbar. Ein paar winzige Lämpchen in Bodennähe flammten dort unten auf.
    Er wollte schon hinuntersteigen, da fielen ihm Giacomos Worte
ein:… und höchstwahrscheinlich habt auch Ihr nicht die Zeit, das
zu tun.
    Das Wort höchstwahrscheinlich hatte eine spöttische Bedeutung
in ihrer Kommunikation gehabt. So etwas entwickelte sich bei
Partnern, die sich gut verstanden: Redensarten, geflügelte Worte,
geheime Symbole der Verständigung. Höchstwahrscheinlich im
Sprachgebrauch zwischen ihm und Giacomo hatte den Charakter
einer Tarnung signalisiert: nämlich dass man lieber doch hinter
die Kulissen blicken sollte, um das Unerwartete zu enthüllen –
entgegen dem, was eben höchstwahrscheinlich zu erwarten gewesen wäre. »Guter Giacomo«, flüsterte er und blickte ins Dunkel
des weiterführenden Ganges.
    Ob er in dem Geheimarchiv etwas Interessantes entdecken
konnte, war dahingestellt. Der eigentliche Hinweis lag darin, dass
ein Fliehender normalerweise keine Zeit hatte, Archive aufzusuchen – und dass er es gerade deswegen tun sollte. Seine Verfolger, und er mochte wetten, dass es sie gab, würden so etwas
nicht erwarten und ihn womöglich verlieren. Was wiederum nahe
legte, dass diese Archive nicht mit Sensoren ausgestattet waren.
    Giacomos Warnung, dass es hier tödliche Fallen gab, war indes
ernst zu nehmen. Doch in dieser Disziplin besaß Ain:Ain’Qua die
denkbar beste Vorbildung. Als Ordensritter hatte er zahlreiche
Unterrichtsfächer gehabt, die sich allein mit diesen Themen beschäftigten, mechanische und elektronische Fallen, getarnte und
vorgetäuschte, tödliche und solche, die nur verletzen sollten. Es
gab noch zahllose andere Variationen. Wenn sich die Fallen in den
letzten zehn Jahren nicht grundlegend geändert hatten – und in
diesem Gebäude dürften sie eher historisch zu nennen sein –,
hatte er gute Chancen, ihnen zu entkommen. Er stieg mehrere
Stufen hinab, duckte sich tief und leuchtete in den geradeaus
weiterführenden Gang hinein. Das Licht reichte nicht weit, aber
für einen Sensor hätte es ausreichen müssen. Er stellte das Licht
auf Rot um, dann auf Blau, aber nichts passierte. Bewegungssensoren brachte man am besten in Kniehöhe an. Er untersuchte die
Wände, fand aber nichts. Die Decke des niedrigen Ganges war
glatt und aus Stein, der Boden war aus Fliesen gefügt, die aber
alle unbeweglich zu sein schienen. Er stemmte sich aus dem Loch
hoch, probierte es damit, Staub von der Hand zu blasen, um bodennahe Lasersensoren zu entdecken, und verursachte leise Geräusche und ausholende Bewegungen, immer darauf vorbereitet,
notfalls schnell in das Loch zu springen. Doch nichts geschah.
    Nach einer Weile machte ihn das nachdenklich. Giacomo hatte
davon geschrieben, dass die Falle dieses Ganges recht bald nach
dem Torbogen käme, davon aber konnte nicht die Rede sein. Ein
paar nüchterne Überlegungen brachten ihn auf die Lösung.
    Die Gefahr, dass Giacomos Dokument in seinem Rechnersystem
hätte entdeckt werden können, war erheblich größer als die meisten anderen

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