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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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mehr als fünftausend Jahren existieren, werden wir die Frage über unsere Herkunft nicht mehr los.
Inzwischen glauben wir, dass wir nicht von hier stammen, sondern dass uns jemand oder… etwas hierhergebracht hat.
Marina erschauerte. Euch hierhergebracht? Glaubst du? Aber…
wer könnte denn so etwas bewerkstelligen? Ein ganzes Volk von
einem anderen Ort hierher bringen? Und wozu?
Nerolaan hob den Schädel und blickte über Marina hinweg in die
Dunkelheit – in Richtung der großen Pyramide. Es gibt viele Rätsel, Marina. Und beinahe täglich kommen neue hinzu. Man muss
nur Fragen stellen. Zum Beispiel, wer dieses Bauwerk dort errichtet hat. Und zu welchem Zweck. Und warum den Sonnendrachen
so sehr daran gelegen ist, etwas über diese Pyramide zu erfahren, wobei sie gleichzeitig nicht bereit sind, ihr Wissen zu teilen.
Marina blickte über die Schulter ins Dunkle. Die Form der Pyramide zeichnete sich nur schwach vor dem nächtlichen Himmel ab.
Sie wandte sich wieder um. Glaubst du, die Pyramide kann so
etwas? Ein ganzes Volk von einem anderen Ort hierher bringen?
Ich weiß es nicht. Aber wenn sie es kann, fragt sich, warum die
Sonnendrachen verhindern wollen, dass es jemand erfährt. Nicht
ihr und nicht wir. Eine Weile schwieg er. Ich… ich fürchte, dass
hinter dieser Sache etwas Großes und Unschönes steckt. Und das
macht mir Angst. Wir haben die Drakken verjagt, und die Höhlenwelt steht nun unter unserem Schutz. Selbst die Sonnendrachen könnten nicht wirklich etwas gegen uns ausrichten.
Wir sind ihnen zahlenmäßig weit, weit überlegen. Ja, bestätigte
sie nachdenklich, aber viele Kriege sind nicht durch zahlenmäßige
Übermacht gewonnen worden. Sondern durch Verrat und Hinterlist.
Du hast Recht, antwortete Nerolaan. Das ist es, was mich ängstigt.
Marina starrte den Drachen eine Weile an, dann erhob sie sich
plötzlich. Danke, Nerolaan, dass du mir das erzählt hast. Es ist
nur ein weiterer Grund für mich, noch einmal da hineinzugehen.
Jetzt gleich. Du hast Recht, vielleicht kann die Pyramide ein
ganzes Volk an einen anderen Ort bringen. Azrani war zwar allein,
aber von der Sache her scheint es zu funktionieren. Ich muss sie
wiederfinden.
Dann werden wir vielleicht erfahren, ob dein Verdacht richtig
ist, und was alles dahinter steckt.
Ich möchte dir helfen, Marina. Aber jetzt, in der Nacht, kann ich
nicht fliegen, jedenfalls nicht dort hinein, obwohl der Portalgang
sehr groß ist. Doch wenn es hell ist, könnte ich versuchen, dich
dort oben auf diesem Kegel abzusetzen, von dem du erzählt hast.
Wirklich? Das würdest du tun?
Aber ja. Wenn es irgend geht, bringe ich dich an jeden Ort, an
dem Azrani sich aufhalten könnte. Du wirst sehen, wir finden sie.
Marina blickte zum Sonnenfenster hinauf. Es war noch tiefe
Nacht, aber in zwei, drei Stunden würde es dämmern. Dann würde eine Suche auch mehr Sinn machen. Plötzlich schöpfte sie
neuen Mut. Einen so großen und starken Freund wie Nerolaan bei
sich zu haben rückte die Sache in ein anderes Licht.
Marina steckte die Fackel in den Sand, trat auf Nerolaan zu und
mühte sich, seinen massigen Schädel zu umarmen – etwas, das
sie noch nie versucht hatte. Es gelang ihr leidlich, und der große
Drache fühlte sich überraschend warm und weich an. Sie küsste
glücklich seine ledrige Haut. Nerolaan, du bist ein echter Freund.
Vielen Dank.
*
    Den Rest der Nacht konnte Marina sogar ein wenig schlafen. Als
sie aufwachte, stellte sie fest, dass sie beim Aufstehen die Letzte
war. Alle anderen waren schon auf, die Drachen waren ausgeflogen, offenbar auf Nahrungssuche, und ein Feuer brannte ebenfalls schon, an dem Ullrik und Hellami ein Frühstück zubereiteten.
    »Wir brauchen noch so einen Würfel«, erklärte Ullrik kauend,
als sie zum Essen beisammen saßen. Es schien ihm gut zu gehen,
seinen Appetit hatte er jedenfalls wieder. »In Savalgor im Ordenshaus gibt es doch noch eine ganze Menge davon, nicht? Die
müssten doch ebenso funktionieren wie der, den ihr mitgebracht
habt.«
    Marina nickte. »Ja, der Gedanke ist mir auch schon gekommen.
Aber es ist ein weiter Weg bis nach Hause und wieder hierher
zurück.«
    »Vielleicht nur drei Tage, wenn die Drachen schnell fliegen. Und
drei Tage für den Rückweg.« Marina zog die Stirn kraus. »Azrani
hatte nur einen Wasserschlauch bei sich und vielleicht noch ein
paar kleine Happen in ihrem Rucksack…« Hellami hob eine Hand.
»Es muss ohnehin jemand hier bleiben. Azrani könnte einfach so

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