Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
Melly Monroe, aus einem der Löcher blickte und bewaffnete Drakken hereinkommen sah. Sie hielten kleine Geräte in den Klauenhänden
und bewegten sich langsam durch das Frachtdeck. Vorsichtig rollte sie sich ein winziges Stück von den Löchern fort. Die Echsenwesen schienen die Container mit Handgeräten zu scannen.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als einer der Drakken mehrmals ganz nah an ihr vorüber kam. Er blieb sekundenlang direkt
vor der Stelle stehen, an der sie lag, und hielt sein Gerät in die
Höhe. Geistesgegenwärtig hob sie einen Arm und fuchtelte in der
Luft herum. Einige aufgeschreckte Hühner flogen auf und machten Geschrei, woraufhin der Drakken den Kopf schüttelte und sich
abwandte. Leandra atmete auf. Wie kam es nur, dass diese Wesen so menschliche Verhaltensweisen besaßen? War es das gleiche Phänomen, von dem ihr ViarLan’Chi auf Potato erzählt hatte?
Dass die Ajhan schon so lange unter den Menschen lebten, dass
sie ihr Verhalten angenommen hatten? Auf die Drakken konnte
das kaum zutreffen, denn sie lebten nicht mit den Menschen zusammen.
Es dauerte noch eine zermürbende Stunde, ehe Leandra Geräusche vernahm, die auf ein Ablegen hindeuteten. Das Vibrieren des
Schiffskörpers veränderte sich, laute Schläge durchfuhren die
Frachtdecks, und endlich ertönte das tiefe Röhren des Antriebs,
das Leandra von der Moose her kannte. Sicherheitshalber blieb
sie noch eine Weile liegen, da sie auch von Roscoe nichts hörte.
Diese letzten Minuten waren die schlimmsten. Sie glaubte ersticken zu müssen, fühlte sich am ganzen Körper, als hätte sie in
Jauche gebadet, alles juckte und zwickte, und es war einfach
grauenvoll.
Endlich hörte sie Griswolds Stimme. »Ihr könnt rauskommen!«,
rief er durch das Frachtdeck. »Wir haben es geschafft!«
Leandra sprang auf, kämpfte sich, rücksichtslos um sich schlagend, durch die Hühner und zerrte mit aller Kraft an dem großen
Riegel, der über ihr die Luke abschloss. Als der schwere Deckel
nicht gleich nach oben sprang, stieß sie eine wütende Magie hinterher und sprengte ihn regelrecht auf. Sie konnte einfach nicht
mehr warten, bis irgendwer kam und ihr beim Öffnen half. Es war
eine panische Heftigkeit, mit der sie sich aus dem Container befreite. Als sie endlich oben auf dem Lukenrand saß und tief Atem
holte, standen ihr vor Glück und zugleich Verzweiflung Tränen in
den Augen.
»Leandra!«, rief Griswold zu ihr herauf. »Wir haben es geschafft! Wir sind schon über fünftausend Meilen von Spektor III
fort!«
Ein plötzlicher Brechreiz überkam Leandra, sie konnte ihn gerade noch niederkämpfen. Während sie zu ihrer Linken Roscoe sah,
der mit einem Aufstöhnen aus der Luke seines Containers hervorschoss und nach Luft schnappte, überspülte sie ein Ekel, der sie
fast bis zur Ohnmacht trieb. Ein stechender Kopfschmerz drohte
ihr die Besinnung zu rauben, und sie schnappte ein paarmal heftig nach Luft, um bei Bewusstsein zu bleiben. Sie schwang die
Beine aus der Luke, stand auf und sprang auf den Boden des
Frachtdecks. Rasch eilte sie ein paar Schritte aus dem Gestank
der Container fort. Griswold stand Plötzlich mit ausgebreiteten
Armen vor ihr, als wollte er sie nach langer Reise zurück in der
Heimat begrüßen. Sie ignorierte ihn und sah sich voller Hektik
um. Der abscheuliche Mief wollte sie nicht verlassen. Verdammt,
ich bin es selbst, dachte sie und sah an sich herab. Ihre Kleidung
war über und über mit Hühnerdreck beschmutzt. Ohne weiter
nachzudenken, riss sie sich die Kleider vom Leib. Binnen weniger
Augenblicke stand sie nackt vor Griswold, der sie fassungslos
anstarrte. Sie versuchte sich mit Händen und Armen zu bedecken
und rief unter Tränen: »Glotz nicht so! Wo kann ich mich waschen?«
»Wa-waschen…«, echote er, dann hatte er endlich begriffen und
eilte los. »Hier entlang… komm mit.«
Leandra folgte ihm und war unsäglich erleichtert, dass er so
schnell reagierte. Roscoe folgte ihnen. Im Laufschritt ging es
durch die Tunnel im Innern des Raumfischs – seltsame Tunnel,
die aussahen, als lebten die Wände, aber das kannte Leandra
schon von der Moose und der Rogue. Ihre Gedanken waren einzig
auf Wasser gerichtet; sie hoffte, den Gestank überhaupt von sich
abwaschen zu können. Bald erreichten sie einen Teil am Ende
eines Tunnels, in dem es wesentlich wohnlicher aussah. Die Wände waren mit einem lindgrünen Kunststoff überzogen und geglättet, und einige Schotts wirkten so modern wie auf der Tigermoth,

Weitere Kostenlose Bücher