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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Mai:Tau’Jui tat es ihm gleich. »Woher bist du nur
so sicher, dass sie ganz innen in den Ringen zu finden sind?«
»Die Königin hat mir Bilder gezeigt«, erklärte Leandra achselzuckend. »Ich kann euch nicht sagen, warum ich glaube, dass es
hier sein muss, aber…«
Sie unterbrach sich und starrte hinaus. Roscoe hatte die Swish
inzwischen aus dem Zentrum der Ringe hinausgesteuert und flog
nun oberhalb von ihnen; es war, als glitten sie über eine flache
Ebene dahin, die aus unzähligen, glitzernden blauen Kristallen
bestand, während sich vor ihnen das leuchtende Rund des Halon
erhob. Das Spiel der Farben war berauschend, und die Dimensionen nahmen Leandra wieder einmal den Atem. Die gigantischen
Wasserfälle am Mogellsee kamen ihr in den Sinn. Damals, als sie
auf Tiraos Rücken vor der meilenhohen Wasserwand gekreuzt
war, hatte sie sich nichts Spektakuläreres vorstellen können. Aber
die Anblicke waren immer gewaltiger, immer ergreifender geworden. Die Stadt Unifar, Sardins Turm, später das Mutterschiff der
Drakken, die Leviathan-Königin und nun die Ringe des Halon…
»Ich weiß es!«, rief sie erregt aus. »Die Farben! Es sind die Farben! Diese riesige, orangefarbene Kugel mit den weißlichen
Schleiern, das strahlende Blau der Ringe… so etwas habe ich gesehen! Kommt das Blau von dem Eis?«
»Ja. Das Licht des Halon bricht sich in den Eiskristallen…«
»Grün!«, rief Leandra. »Gibt es hier auch Grün?« Mai:Tau’Jui
und Roscoe warfen sich fragende Blicke zu. »Ja, ganz innen«,
sagte Mai:Tau’Jui zögernd. »Das Eis im innersten Teil der Ringe
hat einen grünlichen Schimmer. Das liegt an der Helligkeit des
nahen Halon und der Dichte des Eises, das blau ist. Dort ist die
Schwerkraft schon sehr hoch…«
»Ein Leviathan würde von der Schwerkraft des Halon aber nicht
zerstört werden«, fragte Leandra. »Oder doch?«
Roscoe wie auch Mai:Tau’Jui schüttelten entschieden den Kopf.
»Nein, ein Leviathan ganz sicher nicht. Aber er könnte… auf seiner Außenseite Eiskristalle ansetzen. Auf seiner Reise zum Halon.«
Leandra schluckte. »Und dann… grünlich schimmern? Wenn er
ganz innen angekommen ist?«
»Ja, ich glaube schon«, sagte Mai:Tau’Jui aufgeregt. »Dort innen war ich noch nie. Wie gesagt, die Schwerkraft ist sehr hoch,
das Arbeiten schwierig, und es gibt dort nichts, außer grün
schimmerndem Eis. So sagt man jedenfalls.«
»Wer sagt das?«, fragte Leandra.
Mai:Tau’Jui schluckte. »Die Hüller.«
Leandra nickte vieldeutig und wandte sich zu Roscoe um. »Können wir dort hin, Darius? Zu den… Leviathanen?«
Für Augenblicke schwebte ihre Behauptung wie ein Nachhall in
der Luft, sie ließ keinen Zweifel mehr daran, dass sie dort die gesuchten Außenskelette der toten Riesen finden würden.
Roscoe nickte nur knapp.
»Du glaubst, der ganze innere Teil der Ringe…«, keuchte
Mai:Tau’Jui und unterbrach sich. »Bilder habe ich genug davon
gesehen. Er muss viele tausend Meilen breit sein.
Und ebenso dick. Du meine Güte… wenn das stimmt, sind es
weit mehr als nur Millionen!«
»Aber wie kommen sie alle ausgerechnet dorthin?«
Mai:Tau’Jui starrte eine Weile ins Leere. »Das SchwerkraftOrgan. Es ist bekannt, dass es von allen Organen eines toten Leviathans am längsten überdauert. Ich meine, vielleicht lebt es
noch – für ein paar Jahrhunderte. Das könnte bedeuten, dass tote
Leviathane tatsächlich nach innen wandern. Innerhalb der Ringe,
auf den Halon zu. Zu ihrem… Friedhof.«
Roscoe hatte sich längst umgewandt, und die Swish nahm wieder Fahrt auf.
*
    Zwei Stunden später glitt das kleine Schiff durch eine bizarre
Traumwelt aus grün schimmerndem Eis. Aus dem Hindergrund
leuchtete das Orange des Halon hindurch, über ihnen war das
Schwarz des Alls, in der anderen Richtung blitzte hin und wieder
das blaue Eis oder das Grau der entfernteren Halonringe auf.
    Hier aber, um die Swish herum, war alles weiß und grün. An
manchen Stellen, an denen sich das Eis wie zu riesigen Wolken
zusammengeballt hatte, schienen die Konturen gewaltiger lang
gestreckter Leiber hindurch.
    »Es ist wahr«, flüsterte Mai:Tau’Jui ehrfurchtsvoll. »Die Leviathane sind wirklich hier. Unzählige.«
»Das war es, was die Königin mir sagen wollte«, flüsterte
Leandra zurück. »Sie zeigte mir Bilder aus Blau und Orange und
Grün, große Schemen… Ich verstand erst nicht, was sie meinte.
Aber sie wollte mich hierher leiten. Sie wollte mir zeigen, wo die
leeren Hüllen ihrer toten Kinder

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