Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
und dann werden wir sehen, wer länger durchhält!« Er stampfte noch einmal
mit seinem Stab auf, wirbelte herum und marschierte ärgerlich
davon. Laura sah Azrani schuldbewusst an. »Entschuldige. Ich
konnte den Gedanken nicht ertragen…«
»Schon gut, ich ja auch nicht. Ich hoffe nur, das wir nicht eingesperrt werden oder so.«
Schon erhielt Azrani einen Stoß in den Rücken und dann auch
Laura; der Phryx trieb sie an, ebenfalls nach rechts, auf den großen Durchgang zu, in welchem Mandalor verschwunden war. Die
drei jungen Frauen schlossen sich ihnen an. Immerhin war das
unerträglich starre Lächeln aus ihren Gesichtern gewichen, und
sie kicherten auch nicht mehr.
Das stinkende Wächterwesen führte sie zu dem Bau, auf dessen
Turm der Kreuzdrache saß und mit weit herabgerecktem Kopf zu
ihnen in die Tiefe starrte. An seinem Blick gemessen, wirkte er
nicht sehr intelligent und dementsprechend auch nicht so hinterhältig und berechnend wie einer der Abon’Dhal. Dann hatten sie
den Durchgang erreicht und tauchten in das Gebäude ein. Azrani
atmete ein wenig auf. Azizh hatte erzählt, dass sich die Drachen
nur oben in der Festung aufhielten; weiter unten im Felsen von
Okaryn wurden die meisten Gänge bald zu schmal und die Hallen
zu eng, als dass sich die großen Abon’Dhal dort hätten bewegen
können. Hier lag das Reich der Frauen, von denen es nach Azizhs
Schätzung etwa vierhundert gab, und ihrer Bewacher, der Phryxe,
die achtzig oder hundert zählen mussten. Sie besaßen kein typisches Aussehen, es gab Phryxe in vielen verschiedenen Arten.
Doch sie alle sahen abscheulich aus, waren groß, stark und wenig
feinfühlig, und sie hörten bedingungslos auf ihre Herren, die
Abon’Dhal. Auf ihrem Weg nach unten mussten sie weit laufen,
denn die Gänge waren lang und die Treppen tief. Jede einzelne
Stufe war ein Sprung, und als sie endlich in den Bereichen angelangten, in denen das Badehaus lag, waren sie völlig erschöpft.
Ihr zügiger Marsch mit dem Phryx, der viel längere Beine hatte
und keine Rücksicht auf sie nahm, hatte mehr als eine halbe
Stunde gedauert. Die drei Mädchen waren ihnen schweigend gefolgt, offenbar waren sie die langen Wege gewöhnt. Die in den
Fels getriebenen Gänge hatten raue, grob behauene Wände, aber
die Böden waren mit großen polierten Steinfliesen ausgelegt.
Wann immer sie auf Abzweigungen oder Hallen stießen, herrschte
dort sogleich eine schmuckvollere Umgebung vor; Strebepfeiler
führten zu den hohen Decken hinauf, es gab steinerne Podeste
mit Statuetten, Becken, in denen Wasser sprudelte, und immer
wieder Pflanzen: Sträucher, Büsche und kleine Bäume, die in großen irdenen Schalen und Töpfen wuchsen. Sie benötigten Licht,
doch das gab es reichlich in den Katakomben von Okaryn. Wie
auch schon in Xahoor, war dies ein deutliches Merkmal: Die Drachen liebten das Licht und hatten an den Außenwänden große
Fensteröffnungen geschaffen. Doch die meisten davon waren mit
riesigen Metallstäben oder mit Steinornamenten verschlossen.
Über polierte Metallplatten wurde Licht bis tief in die Katakomben
reflektiert; Drachenfeuerkugeln hingegen, wie sie Azrani aus der
Höhlenwelt von den Felsdrachen her kannte, gab es hier keine.
Das Badehaus selbst war ein Saal mit einem großen, viereckigen Schwimmbecken, ringsum verschwenderisch mit Säulen, Erkern und Sockeln mit Pflanzenschalen ausgestattet; an der Ostseite, wo es eine Reihe von großen Fenstern gab, drang helles
Licht herein. Den Dimensionen nach war das Badehaus eher ein
Ort für die riesigen Abon’Dhal, wenngleich wohl nur einer von
ihnen in dem Becken Platz gefunden hätte; für die Frauen, die
sich hier tummelten, war es eine riesige Halle. Das Becken aber,
das von einem künstlichen Wasserfall gespeist wurde, war geradezu ein See.
Neben Frauen jeden Alters hielten sich hier auch weitere Phryxe
auf – scheußliche Kreaturen unterschiedlichsten Aussehens. So
gab es einen bullenähnlichen Vierbeiner mit zwei Köpfen, mehrere
Vierarmige und sogar ein fettes, schlangenartiges Wesen, das
einen Kopf wie ein Hase hatte, mit langen, nach hinten gerichteten Hörnern anstelle der Ohren. Sie alle verströmten einen widerlichen Gestank und bestanden aus der gleichen, glasartigen Substanz wie jener Phryx, der sie hierher geführt hatte. Azrani war
angewidert von diesen Wesen. Sie wirkten wie wahllos auf magischem Wege herbeigerufene Monstrositäten, die nur deswegen so
abgrundtief hässlich waren und
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