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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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noch gestanden und die gewaltige Mauer betrachtet.
Beeile dich, Nerolaan! Wir müssen mitbekommen, wohin sie
fliegen!
Als auch sie über die Gipfelkette hinweggeflogen waren und in
das Tal sehen konnten, stockte Azrani der Atem. Selbst Nerolaan
vergaß für Sekunden seinen Flügelschlag.
Im Vordergrund der Mauer, vier oder fünf Meilen entfernt, und
über dem Schwarz, das dort begann und sich nach Süden das Tal
hinabzog, erhob sich gerade ein monströser Felsen aus dem
Schwarzen Nichts.
Er war riesig, viel größer als Okaryn. Auch auf seiner Oberfläche
befand sich eine Festung – und sie sah wie ein Albtraum aus. Die
schrägen Mauern der gewaltigen, kantigen Türme und Bauten
sahen aus, als wären sie hunderttausend Jahre alt. Sie waren
schwarzgrau und voller hässlicher Schlieren, so als wäre eine
endlose Zeit lang schmutziges Wasser an ihnen herabgeflossen.
Anscheinend waren sämtliche flachen Oberseiten einmal von üppigen Pflanzen bewachsen gewesen, die jetzt nur mehr tot und
verfault in langen Strähnen und Matten an den Mauern herabhingen. In den Mauern selbst gab es Öffnungen, aber Fenster konnte
man sie beim besten Willen nicht nennen. Es waren Scharten,
länglich und schmal, und sie verliehen dem Bauwerk so etwas wie
ein zur Ewigkeit erstarrtes Klagen und Heulen, in unendlicher
Ohnmacht an die Welt gerichtet und alles verschlingend – ein
Eindruck, der so drängend und zugleich erschreckend war, dass
sich in Azrani alles dagegen sträubte, sich dem Bauwerk zu nähern. Ein grauenvolles Gefühl der Vorahnung stieg in ihr auf. Dieser Mhorad war von bösartiger Magie erfüllt, das konnte selbst sie
mit ihren schwachen, magischen Fähigkeiten spüren. Im Halbdunkel schwebte der Felsen vor ihr, gespenstisch beleuchtet vom
glosenden Blau der Mauer und dem hell strahlenden Sternenhimmel Jonissars.
*
    Ullrik erkannte deutlich, dass der gespenstische Felsen noch
immer in die Höhe stieg. Er musste unter dem Schwarzen Nichts
verborgen gewesen sein, als sie das letzte Mal hier gewesen waren. Das Tal war in der Mitte sehr tief, senkte sich v-förmig bis in
eine enge Schlucht hinab, sodass das Schwarz über dieser Gegend an die vier Meilen hoch sein musste. Dass dieser Felsen nun
aus dem Abgrund aufstieg, verhieß nichts Gutes. Ullrik glaubte
spüren zu können, dass damit eine neue, furchtbare Macht aufkam, die den Abon’Dhal zu Gebote stand und es ihnen erlaubte,
diese Welt mit neuer Kraft unter ihre brutale Knute zu zwingen.
    Meados war vor Minuten auf einem flachen Plateau am nördlichen Rand des Mhorad gelandet, welches der Großen Mauer zugewandt lag. Dort klaffte ein riesiges Tor in der Außenmauer der
Festung. Nein, kein Tor, es war ein hungriger Schlund; wer dort
hindurchschritt, übereignete seine Seele der Hölle. Es war der
Untergang alles Guten in einem Lebewesen. Woher nur stammte
das abgründige Verlangen der Abon’Dhal, so etwas zu erbauen?
    Tirao näherte sich dem Plateau; der große Sonnendrache stand
bereits an seinem anderen Ende und blickte ihnen entgegen. Ob
er gewusst hatte, dass er verfolgt wurde, konnte Ullrik nicht sagen. Dann ging Tirao nieder, ein gutes Stück Abstand zu Meados
wahrend. Ullrik rutschte von Tiraos Rücken herunter und lief ein
Stück auf Meados zu.
    Der Sonnendrache stand ihnen gegenüber, hundertfünfzig
Schritt entfernt, in beherrschender Pose, breit auf allen vier Beinen stehend, die Schwingen ausgebreitet und offenbar siegesgewiss. Der Phryx, der Laura hielt, stand vor ihm auf dem Boden;
sie wand sich in seinem Griff, weinte und versuchte unablässig
sich loszureißen. Doch der Phryx hielt sie eisern fest. »Meados!«,
rief Ullrik mit lauter Stimme. »Was hast du vor? Wozu soll das
alles dienen? Siehst du nicht, dass das hier eine sterbende Welt
ist? Dass ihr Abon’Dhal ein Reich der Toten regiert? Wohin soll
das führen?«
    Wir Abon’Dhal?, rief Meados höhnisch durchs Trivocum zurück.
Welche Abon’Dhal? Ich sehe keinen mehr außer mir. Ich bin der
Letzte!
Ullrik erstarrte. »Du bist der Letzte?«
     
Ja. Du und deine Freunde, ihr habt für den Untergang meiner
    Art auf Jonissar gesorgt. Bis auf mich natürlich. Ich gratuliere!
»Was?«, rief Ullrik bestürzt. »Nur du bist noch übrig?«
Richtig. Aber mit mir hat der einzig Richtige überlebt!
Ullrik benötigte einige Herzschläge, um das zu verdauen.
»Heißt das, allein Okaryn wurde von euch bewohnt? Sonst gab
es nirgends mehr Abon’Dhal? Selbst hier an der Mauer nicht?«
    Nur noch

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