Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
seiner Umarmung Schutz. »Ich habe
Angst, Meister Munuel. Es waren nicht die Einzigen, Rasnor
scheint systematisch Leute entführen zu lassen, und kaum sind
sie hier, lässt er sie in Raumschiffe stecken und hinaus ins All
bringen. Es müssen inzwischen schon ein paar Hundert sein, und
es werden immer mehr. Ich habe Angst, dass sie uns auch von
hier fortschaffen.«
Munuel atmete tief ein und aus. Roya spürte, wie seine Brust
bebte. »Also ist es wahr. Der alte Plan der Drakken ist wieder in
Kraft. Mit Rasnors Hilfe gelangen sie an die Geheimnisse der Magie. Und er verschafft ihnen auch das Wolodit und die Leute.«
Roya sagte nichts. Sie hob den Kopf, versuchte Munuels Gesicht
in der Dunkelheit zu erspähen, aber da war nichts.
Sie verzichtete darauf, wieder das Innere Auge zu öffnen, denn
es war anstrengend, dort überhaupt etwas zu erblicken, und bereitete ihr auf Dauer nur Kopfschmerzen.
Der Einfluss des Wolodits war einfach zu schwach.
»Wir müssten an so ein Wolodit-Amulett kommen«, flüsterte
sie. »Dann könnten wir uns helfen.«
»Versuch das bloß nicht!«, mahnte Munuel sie. »Ich glaube
nicht, dass Rasnor dir das durchgehen ließe.«
Sie setzte sich wieder. »Nein. Ich wüsste auch gar nicht, wie
mir das gelingen sollte. Er trägt nicht einmal selbst eines, denn
dann könnte ja womöglich jemand, der sich in seiner Nähe aufhält, eine Magie gegen ihn wirken.«
»Wie weit reicht denn die Aura so eines Amuletts?«
»Einige Schritte, habe ich gehört. Vielleicht fünf oder sechs. Danach lässt seine Wirkung rapide nach.«
»Ja, dann kann er es sich gar nicht mehr leisten, solch ein Amulett zu tragen. Aber er ist ein schwächlicher Typ.
Was soll seine Brüder hindern, ihn zu überwältigen, oder ihn
hinterrücks zu erdolchen, wenn er sie so gegen sich aufbringt?«
»Er hat eine Drakken-Leibwache«, erklärte Roya. »Die umgibt
ihn ständig und lässt niemanden näher als zehn Schritt an ihn
heran.« Sie lachte bitter auf.
»Aber das könnten sie sich sparen. Niemand würde ihm freiwillig nahe kommen wollen.«
»Ich verstehe.« Munuel setzte sich wieder neben Roya.
»Also sind wir ihm ausgeliefert. Wir müssen tun, was er verlangt.«
»Nicht nur wir«, erwiderte Roya. »Alina muss es auch.
Solange wir in Rasnors Gewalt sind, kann er sie erpressen.
Alina würde uns nicht opfern, ich kenne sie. Sie hat ein zu gutes
Herz.«
»Aber dann kann er sich die ganze Höhlenwelt Untertan machen!«
»Ja. Das ist das Problem.«
Sie schwiegen eine Weile. »Wie sollen wir von hier fortkommen,
Kind?«, fragte Munuel schließlich. »Ohne unsere Magie sind wir
nichts. Ich bin nur ein blinder, alter Mann, und du bist nichts als
ein junges Mädchen. Wir haben nicht die Macht, uns zu befreien.
Und selbst wenn wir uns davonschleichen könnten, wie sollten wir
zur Höhlenwelt zurückkommen? Dieses Schiff ist voller Drakken,
und es ist Tausende von Meilen von unserer Heimat entfernt.«
»Wir… könnten die Flucht nach vorn antreten, Meister Munuel.«
»Nach vorn?«
Roya holte tief Luft. »Ja, nach vorn. Ich erzählte ja, dass man
die entführten Leute von hier fortbringt. Hinaus ins All, zu den
Drakken.«
Munuel verschlug es kurz die Sprache. »Eben hast du noch gesagt, du hättest Angst, dass sie uns ebenfalls von hier fortbringen
könnten…«
»Ja, genau das ist es ja. Eigentlich kann Rasnor das nicht zulassen. Er braucht uns hier als Geiseln. Aber wir könnten es von uns
aus versuchen.« Sie lachte bitter auf. »Das ist es, was mir solche
Angst macht.«
»Du meinst, Angst vor dem eigenen Mut? Aber würde uns das
denn gelingen? Ich meine, uns von hier mit den anderen fortschaffen zu lassen?«
»Ihr wisst ja«, erklärte Roya, »dass einige der Bruderschaftler
hier mir ein wenig helfen. Und sie erzählen mir auch ein paar
Dinge – jedenfalls dann, wenn sie glauben, sie wären nicht weiter
wichtig. So habe ich erfahren, dass die Ankömmlinge hier, und es
werden immer mehr, ohne viel Aufhebens einfach umgeladen und
weiter verfrachtet werden. Einmal habe ich sogar das kurz mitbekommen. Drei Dutzend Gefangene wurden wie Vieh durch die
Gänge getrieben und an Bord eines anderen Schiffes gebracht,
das kurz darauf startete. Ich glaube, es könnte uns gelingen, uns
unter sie zu mischen.« Munuel seufzte auf. »Aber… was soll uns
das bringen? Ich meine, wir wissen nicht einmal, wohin wir gebracht werden.
Letztlich sind wir dann noch immer in der Hand unserer Feinde!«
»Ja, das stimmt. Aber sind wir einmal von
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