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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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knurrte
Ullrik einen Befehl entgegen. Ullrik stemmte sich hoch und stellte,
als er stand, befriedigt fest, dass er noch um eine Winzigkeit größer war als der Kerl. An Muskeln konnte er es mit ihm aufnehmen, an Körpermasse schon lange. Das ließ ihn wenigstens nicht
wie einen Zwerg dastehen.
Unwirsch stieß er den Mann beiseite und trat hinaus. Der Kerl
kam ihm schimpfend und fluchend hinterher, aber Ullrik ignorierte
ihn. Demonstrativ rieb er sich die Handgelenke, als ein Trio von
älteren Männern in grauen Gewändern vor ihn trat, offenbar so
etwas wie der Ältestenrat dieser Kolonie der Missgelaunten.
Die drei Älteren waren von zwei weiteren Männern flankiert, die
primitive Bögen auf ihn angelegt hatten. Ullrik straffte sich. Diese
Dinger veränderten die Lage. Ein Bogen oder eine Armbrust war,
gegen einen Magier gerichtet, immer eine gefährliche Waffe. Er
hatte allen Anlass, vorsichtig zu sein, solange er nicht entschlossen war, mit einer blitzartigen, brachialen Kampfmagie alles im
Umreis von zwei Dutzend Schritt zu vernichten.
Der mittlere der älteren Männer trat einen Schritt vor und
herrschte ihn an. Er stieß einen Schwall Worte hervor, der gemein
und boshaft klang, und Ullrik hielt an sich, um nicht gleich wieder
die Beherrschung zu verlieren. Er konnte sich nicht im Geringsten
vorstellen, warum sie so widerwärtig waren, warum sie ihre Frauen und Kinder einsperrten und freiwillig ein so farbloses, hässliches Dorf bewohnten. Es schien ja andererseits so, als wäre hier
sonst alles in bester Ordnung, als liefe alles in geregelten Bahnen
ab und als litte niemand Not.
Mit erzwungener Geduld ertrug Ullrik den Redeschwall des alten
Mannes, der wie seine beiden Kumpane einen ulkigen weißen
Haarkranz und einen langen, ziegenartigen Kinnbart trug. Markierte die Haar- und Barttracht hier etwa die Rangstufe?
»Ich verstehe dich nicht, du alter Kacker!«, raunte Ullrik dem
Mann zornig zu, als dieser fertig war. »Ich weiß nicht, was ihr hier
für ein verfluchter Verein seid, und wenn ihr mich nicht bald freilasst, werde ich ziemlich unangenehm, verlasst euch drauf.«
Der Alte fuhr ihn schon wieder an, hob den Arm und deutete hinüber zur Mitte des Platzes, an dem Ullriks Gefängnishütte stand.
Er wurde bleich, als er dort die seltsame kleine Bühne mit dem
hohen Holzkreuz sah – nur, dass dort inzwischen kein Holzkreuz
mehr stand, sondern… ein Galgen. Sein Inneres krampfte sich
zusammen.
Die Wut, die in ihm aufschäumte, war plötzlich groß genug, sich
mit einem rücksichtlosen Befreiungsschlag aus dieser Situation zu
retten. Allerdings waren da noch immer die beiden Bogenschützen, und die hatten ihn mit gespannten Waffen im Visier. Es
mochte zu einer Katastrophe kommen, auch mit fatalem Ausgang
für ihn selbst. Die Sonne stand im Begriff, im schwarzen Nichts
über den Bergen zu versinken, und letztlich wirkte die Szene auf
dem Platz doch nicht so, als hätten sie vor, ihn heute Abend noch
aufzuknüpfen. Er hatte wahrscheinlich die Zeit, einen günstigeren
Augenblick abzuwarten.
»Ihr könnt mich mal«, gab er dem Alten zurück. »Bis morgen
früh warte ich noch. Wenn ihr mich dann nicht freilasst, werdet
ihr was erleben!« Damit drehte er sich zur Verwunderung der
anwesenden Männer um und marschierte direkt zurück in seine
Hütte, nicht ohne die Holztür hinter sich mit einem saftigen
Schwung zukrachen zu lassen.
Man ließ ihn in Ruhe. Die Sonne ging unter, die Nacht brach an,
und rund um die Hütte wurden Feuer entzündet. Ullriks Zorn legte sich, allerdings nicht vollständig. Er fragte sich, was er nun tun
sollte. Auf keinen Fall wollte er bis zum Morgen hier ausharren,
denn erstens hatte sicher niemand seine Forderung verstanden,
und zweitens musste er die Dunkelheit nutzen, um zu verschwinden.
Ullrik beschloss, ein wenig zu schlafen. Er würde sicher mehrmals aufwachen, und irgendwann, tief in der Nacht, würde er seinen Ausbruchsversuch wagen. Möglichst, wenn alle Dorfbewohner
tief schliefen und er längst in der Dunkelheit verschwunden war,
ehe sich jemand an die Verfolgung machen konnte. Hoffentlich
fand er Tirao bald wieder!
*
    Ullrik erwachte nicht, weil ein inneres Gefühl, dass es nun an
der Zeit wäre, ihn geweckt hätte.
Nein, es waren Geräusche, ein leises Röcheln, ein dumpfer Aufschlag, dann ein erstickter Aufschrei und noch ein Aufschlag.
Schlaftrunken stemmte er sich hoch, versuchte die Orientierung
zu erlangen.
Draußen brannten noch immer die

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