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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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verbringt hier freiwillig seinen Urlaub?« fragte sie.
      »Vogelbeobachter. Naturfreunde. Die Gegend trifft genau ihren Geschmack. Der Strand von Cannes ist nicht jedermanns Sache.«
      Jago, vierhundert Meter hinter ihnen, lächelte leicht. »Meine schon, alter Freund. Du brauchst mir nur die Gelegenheit zu geben.«
      Er fuhr einen grünen Landrover, Reuse und Angelrute auf dem Rücksitz sowie eine Reisetasche aus Segeltuch. Er trug einen zerknautschten Tweedhut, einen grünen Parka sowie wasserdichte hohe Gamaschen und Stiefel. Neben ihm auf dem Beifahrersitz lagen Zeiss-Gläser.
      Gleich hinter Marton war rechts auf einem hölzernen Schild zu lesen: »All Hallows Farm«, und man konnte die ganze Anlage bereits deutlich durch die Bäume sehen: ein weiträumi­ ges Haus mit angebauten Stallungen und Scheunen rund um einen Hof, auf den man durch einen Torbogen in der Mauer gelangte. Egan und Sarah fuhren hinein.
      »Jock?« rief Egan und hupte.
      Keine Antwort. »Was für ein herrliches Anwesen«, sagte Sa­
    rah. »Es scheint sehr alt zu sein.«
      »Einiges stammt aus dem 16. Jahrhundert. Ein Familienbe­ sitz. Jocks Frau hatte ihn geerbt. Sie starb vor ein paar Jahren. Er hat nach dem Falklandkrieg seinen Abschied genommen und sich hier niedergelassen.« Er klopfte, ohne Erfolg. »Mal sehen, ob wir ihn irgendwo finden.«
      Sie gingen einen Weg entlang, der durch Bäume und ein kleines Tal führte. Unten plätscherte ein Bach. Es war unwahr­ scheinlich ruhig und idyllisch.
      »Zauberhaft«, meinte Sarah.
      »Sicher, nur das Wasser dürfen Sie keinesfalls trinken.« Er wies auf den Bach.
      »Warum denn nicht?«
      »Probieren Sie’s mal, dann merken Sie’s sofort. Das ist hier ein Salzsumpf.«
      Sie folgten nun einem mit hohem Schilf bestandenen Pfad.
      »Sie kennen demnach Jock White schon lange?« erkundigte sie sich.
      »Seitdem ich zum SAS versetzt wurde. Wir haben zusammen in Oman, auf Zypern, in Irland und dann auf den Falklandin­ seln gedient.«
      »Wie alt ist er?«
      »Angeblich sechzig, aber ich denke, er hat das ewige Leben. Er war im Koreakrieg dabei, Gott behüte, auf Bornéo, in Aden. Ach ja, und in Vietnam, zum australischen SAS abkomman­ diert.« Er streifte sie mit einem Seitenblick. »Wußten Sie, daß Villiers in Vietnam war?«
      »Nein, keine Ahnung.« Sie war betroffen.
      »Ja, es gibt kaum einen Ort, wo der SAS nicht aufkreuzt. Aber um auf Jock zurückzukommen, er gibt hier Kurse für Überlebenstraining, an denen jeder Lernwillige teilnehmen kann.«
      »Das alles hört sich nicht nach einem Durchschnittsmen­ schen an, sondern nach etwas ganz Besonderem.«
      »Das ist er auch. Im Regiment war er eine Legende, nein, mehr als das – ein Held.«
      Eine rauhe Stimme mit einem Anflug von schottischen Kehl­ lauten ertönte: »Glauben Sie ihm kein Wort, Mädchen, er war immer groß im Übertreiben.«
      Als sie sich umdrehten, kam ein Hüne aus dem Schilf, mit zerzaustem grauen Haar, weißem Bart, in Tarnjacke, Cordhose und Gummistiefeln, eine Schrotflinte unter den Arm geklemmt. Das Schilf bewegte sich, und ein gelber Labrador tauchte auf, eine Hündin, der man ansah, daß sie kürzlich Junge geworfen hatte. Sie jaulte, sprang hin und her und begrüßte Egan stür­ misch.
      Er kauerte sich neben sie und streichelte sie. »Hallo, da bist du ja, so ein lieber Hund!« Und zu Sarah gewandt: »Das ist Peggy, eine reine Wonne, und das da ist Jock White.« Er blick­ te zu ihm hoch. »Wenn er in South Armagh aufkreuzte, hat die IRA jedesmal den Laden dichtgemacht und sich den Winter über nach Florida abgesetzt.«
      »Ein frecher Teufelskerl«, sagte Jock. »War er schon immer.
    Sie sind in schlechter Gesellschaft, Mädchen.«
      »Jetzt nicht, Mr. White.« Sie ergriff seine Hand. »Ich bin Sa­ rah Talbot.«
      »Also die gefällt mir, Sean. Endlich hast du mal was richtig gemacht. Gehen wir ins Haus und trinken ‘ne Tasse Tee. Sie bleiben doch, versteht sich?«
      »Das hatten wir gehofft.«
      »Prima.« Der Hüne zog ihren Arm durch den seinen, und sie traten den Rückweg an.

    Jago passierte Marton bis zu dem Wegweiser nach All Hal­ lows, wo er wendete und zurückfuhr. Hinter der Autowerkstatt im Dorf gewahrte er einen kleinen Wohnwagenparkplatz. Ein alter Mann in Overall und Stoffmütze stand auf einer Trittleiter und lackierte einen der Wohnwagen. Als Jago hereinkam, drehte er sich um und musterte

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