Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Kentish Town Road einbog, sagte Sarah: »Ich hab nachgedacht. Was ist, wenn man uns nicht mit ihr sprechen läßt?«
      »Das wird sich dann schon herausstellen«, meinte Egan. »Zunächst müssen Sie zusehen, wie weit Sie mit Ihrem transat­ lantischen Charme bei dieser Dr. Gold kommen. So von Frau zu Frau.«
      Er konzentrierte sich aufs Fahren. Sie machte die Handtasche auf, stöberte nach dem Zigarettenetui und geriet an die Wal­ ther. Ihre Hand umschloß den Griff. Ein sonderbares Gefühl. Sie erschauerte, nahm eine Zigarette heraus, lehnte sich zurück und rauchte nervös.

    Jago fuhr die Strecke nach Cambridge in Rekordzeit durch und hielt nur einmal am Stadtrand an, um in einem kleinen Blumenladen ein Dutzend rote Rosen zu kaufen. Er wählte eine Begleitkarte mit dem Aufdruck »Gute Besserung« und fügte handschriftlich hinzu: »Für Greta mit herzlichen Grüßen«. Für das Ganze brauchte er nicht mehr als drei Minuten.
      Er fand Grantley Hall ohne Schwierigkeiten, ein Landsitz auf einem weitläufigen Grundstück, zu dem man über eine Zufahrt gelangte. Er stellte den Landrover auf einem Parkplatz neben dem Gebäude ab, zog den Parka aus, rollte die Hemdsärmel hoch, nahm eine Sonnenbrille aus dem Handschuhfach und setzte sie auf. Mit dem Rosenstrauß in der Hand ging er durch den Portikus ins Haus. Er gelangte in eine riesige, kühle Halle, schwarz und weiß gekachelt, vor ihm lag eine geschwungene Treppe, links ein Korridor und rechts ebenso. Ein Pförtner mit Schirmmütze und blauer Uniform blickte fragend hinter einem Schreibtisch auf.
      Jago näherte sich ihm fröhlich. »Bankhouse Flowers. Haben Sie hier eine Miss Greta Markovsky?« erkundigte er sich mit betontem Cockneyakzent.
      Der Pförtner überflog die vor ihm liegende Liste. »Mar­ kovsky. Ja, hier haben wir sie. Zimmer fünfzehn, zweiter Stock.«
      »Was soll ich tun, sie nach oben bringen?« fragte Jago.
      »Unterstehen Sie sich, Freundchen. Das is ‘ne geschlossene Abteilung. Meistens Junkies. Die sind so mit Stoff vollge­ pumpt, daß er ihnen zu den Ohren rauskommt.«
      »Tatsächlich?«
      Eine Krankenschwester in weißer Tracht führte eine hagere, grauhaarige Frau im Morgenmantel die Treppe hinunter. »Las­ sen Sie ihn hier. Ich sehe zu, daß sie ihn kriegt.«
      »Das ist ein Angebot.« Jago legte den Rosenstrauß auf den Schreibtisch, warf einen Blick nach links und entdeckte am Ende des Korridors eine Tür. »Bis zum nächstenmal dann.«
      Der Pförtner war bereits wieder in seine Zeitschrift vertieft. Jago ging hinaus, über den Parkplatz und zur Seitenfront her­ um. Die Mauer war mit eisernen Feuerleitern bestückt, aber er fand die Tür, die er suchte. Er öffnete sie, schlüpfte hinein und stand nun am Ende des Korridors, der von der Halle abging. Rechts von ihm war eine Treppe, die früher wahrscheinlich vom Personal benutzt wurde. Er steuerte darauf zu, bemerkte dann eine angelehnte Tür. Ein Wäschezimmer. Neben Laken, Bezügen und Handtüchern lag dort auch ein Stapel weißer Kittel, säuberlich gefaltet.
      »Sehr aufmerksam«, sagte er leise, zog einen über, verließ den Raum und eilte die Treppe zum zweiten Stock hinauf.
      Die Tür oben führte in einen langen Korridor. Von ferne er­
    tönte leise Musik, sonst herrschte völlige Ruhe. Er schritt unbeirrt voran, hielt nur einmal an einem kurzen Seitengang inne, der zu einer Glastür mit der Aufschrift »Notausgang« führte. Er öffnete sie rasch, stand auf einem Stahlsteg, beugte sich über das Geländer und sah fünfundzwanzig Meter unter sich den gepflasterten Hof.
      Er kehrte zurück auf den Korridor und gelangte zu Zimmer fünfzehn, aus dem ersticktes Schluchzen drang. Jago holte tief Luft, schob den Riegel zurück und trat ein.
      Die junge Frau, die in der Ecke kauerte, trug einen weißen Leinenkittel und war barfüßig. Den Kopf hatte sie auf die Knie gelegt, das lange dunkle Haar hing lose herunter. Als er sich neben sie kniete, hob sie langsam den Kopf. Hohläugig, durch­ sichtig, nur noch Haut und Knochen.
      »Greta?« fragte er sanft.
      Sie befeuchtete die ausgedörrten Lippen. »Wer sind Sie?« flüsterte sie heiser.
      »Ich will Sie nach Hause bringen, Liebes.« Er hob sie hoch.
      »Nach Hause?«
      »Ja, hier lang. Ich zeig’s Ihnen.« Jago legte den Arm um sie, führte sie auf den Korridor und schloß die Tür hinter sich. Nach ein paar Schritten dirigierte er sie in einen Seitengang und öffnete

Weitere Kostenlose Bücher