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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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aufzüngelten, und öffnete dann die beiden Glastüren. Sofort schlugen Flammen heraus, und an den gestrichenen Wänden ringsum bildeten sich Blasen.
      Bird schrie: »Nein, Mr. Jago, das dürfen Sie nicht tun. Das gibt ein Unglück.«
      Jago ignorierte ihn, nahm einen Kanister Spiritus vom Eck­ tisch, durchquerte geschwind den Raum, und während er die Stufen hinaufging, schraubte er die Verschlußkappe des Kani­ sters auf.
      Blankes Entsetzen malte sich jetzt in Birds Gesicht, er ver­ suchte aufzustehen, stolperte und fiel quer auf Albert. »Um Gottes willen, nein!«
      Jago leerte den Kanister über das hölzerne Geländer und die Stufen, warf ihn dann nach unten und entzündete ein Streich­ holz. Alles brannte sofort lichterloh. Bird kreischte laut, als die Flammen ein Hosenbein erfaßten, und versuchte sie vergebens auszuschlagen. Hinter ihm loderte die ganze Wand und die Decke, in den Öfen bullerte siedende Hitze.
      »Wir sehen uns in der Hölle wieder, alter Freund«, rief Jago und schloß die Tür hinter sich. Eine Minute darauf kurvte er mit dem Spyder auf die Straße nach Rochester.
      Er sah auf die Uhr – Punkt drei – und überlegte, was Egan wohl als nächstes unternehmen würde; doch das ließe sich bald genug herausfinden, wenn er in die Lord North Street zurück­ kehrte. Und am Morgen mußte er Smith aufs laufende bringen. Er hatte ihm eine Unmenge zu berichten. Über die Sache mit Frasconi würde er sicherlich außer sich sein, da dadurch die gesamte Verbindung mit Sizilien gefährdet war. O ja, Smith würde das kein bißchen gefallen. Aus irgendeinem Grund amüsierte das Jago ungemein, er lehnte sich zurück, ein leich­ tes Lächeln um die Lippen, und konzentrierte sich aufs Fahren.

    Egan Beschloß, schnurstracks zu Alan Crowther zu fahren anstatt in die Lord North Street. Crowther litt unter Schlaflo­ sigkeit und arbeitete häufig die Nacht durch, wie er wußte, doch als er kurz vor vier vor dem Haus in Water Lane hielt, war alles dunkel. Er stieg aus und läutete – ohne Erfolg. Er probierte es noch ein paarmal, ging dann zur Rückseite, fand den Zweitschlüssel für die Hintertür, den Crowther stets an einer bestimmten Stelle im Steingarten versteckte.
      In der Küche war es warm. Er knipste das Licht an, setzte Wasser auf und machte sich eine Tasse Tee. Wo immer Crowther auch stecken mochte, er dürfte bald zurückkommen, denn er fuhr niemals weg, machte nie Urlaub. Egan ging ins Wohnzimmer, trank seinen Tee, legte sich dann mit ver­ schränkten Armen auf die Couch und schlief nach einer Weile ein.
      Ein Geräusch an der Haustür weckte ihn. Er schwang die Beine von der Couch und stellte mit einem Blick fest, daß es fünf Uhr war. Alan Crowther kam herein, doch ein Alan Crowther, den Egan noch nie gesehen hatte. Er trug eine dunk­ le Wollmütze, bis an die Augen heruntergezogen, einen dicken Pullover, blauen Parka, Jeans und Schnürstiefel, über den Schultern einen kleinen Rucksack.
      »Sean, mein Gott, hast du mich erschreckt«, begrüßte er ihn.
      »Entschuldige. Ich bin mit dem Zweitschlüssel reingekom­
    men. Ich mußte dich unbedingt sehen. Aber was hat das alles zu bedeuten? Wo zum Teufel bist du gewesen in diesem Auf­ zug?«
      »Du hast mein finsteres Geheimnis entdeckt.« Crowther zog die Lederhandschuhe aus, nahm den Rucksack ab und schälte sich aus dem Parka. »Komm mit in die Küche. Ich bin ganz durchfroren und habe das dringende Bedürfnis, literweise heißen Kaffee in mich hineinzuschütten.«
      In der Küche setzte er die Kaffeemaschine in Betrieb und rieb sich die Hände. »Eine erfolgreiche Nacht. Ich war in Bir­ mingham und zurück. Natürlich mit der Bahn, die einzig mög­ liche Art zu reisen.«
      »Mit dem Zug?«
    »Nicht, wie du meinst.« Er setzte sich an den Tisch und lach­
    te. »Wenn man in mein Alter kommt, möchte man irgendwas anderes, aber was? Das ist die Frage. Zu spät, um fliegen zu lernen oder die Eigernordwand zu besteigen.«
      »Na und?«
      »Ich bin ein Güterzugtramp, Sean. Vor einem Jahr hab ich in einem Pub in Camden einen Knaben kennengelernt, der mich darauf gebracht hat. Ein Architekt.« Er lächelte. »Wir springen auf Güterzüge auf, bloß für den Nervenkitzel. Natürlich immer nachts.«
      »Du mußt übergeschnappt sein«, sagte Egan ungläubig.
      »Wenn ja, befinde ich mich in guter Gesellschaft. Wir sind keine Rowdys, Sean. Zu meinen Kollegen, wenn ich sie so nennen darf,

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