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Hoelle aus Feuer und Eis

Hoelle aus Feuer und Eis

Titel: Hoelle aus Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Monaten gewußt, und er hatte gewisse Vorkehrungen für den lag getroffen, an dem es passieren würde, wenn es geschah. Aber es konnte sein, dachte er, daß ihm diese Vorkehrungen nicht mehr viel nutzten. Nein - Stones Entsetzen galt nicht dem Sprung und dem, was ihm folgen mochte. Er dachte an eine Speicherbank in dem gewaltigen Rechenzentrum, das die drei unteren Etagen dieses Gebäudes einnahm. An einen ganz bestimmten Teil dieser Datenbank, in der elektronisch chiffriert und erbarmungslos genau bis auf die letzte Zehntelsekunde seine Persönlichkeit, jeder einzelne Gedanke, den er jemals gedacht, sein ganzes Leben gespeichert war. Er dachte an den einzigen Beweis, den es für seinen Verrat gab, und den Plan, den er gefaßt hatte, um diesen Beweis aus der Welt zu schaffen. Und er dachte daran, daß in dieser Stadt nun so etwas wie das Moroni- Äquivalent eines Ausnahmezustandes herrschte. Und das bedeutete nichts anderes, als daß der Schlüssel, den er Captain Laird und ihren Freunden zugespielt hatte, nicht mehr paßte.

Kapitel 9
    Fast eine Stunde später war Charity nicht mehr davon überzeugt, daß es wirklich eine so gute Idee gewesen war, auf Leßter zu hören. Irgendwie hatten sie es geschafft, den Steg zu erreichen. Charity hatte bis jetzt nicht wirklich gewußt, was das Wort Schwindel überhaupt bedeutete. In ihrem früheren Leben, in jener längst vergangenen Zeit, als dieser Planet noch ihre Heimatwelt und keine Hölle gewesen war, in der die Menschen allerhöchstens noch geduldet wurden, war sie sogar zwei- oder dreimal auf einen Berg geklettert und hatte sich für eine vielleicht nicht begnadete, aber doch ganz passable Bergsteigerin gehalten. Aber sie hatte noch nie zuvor versucht, eine hundertfünfzig Meter hohe Leiter hinaufzuklettern! Sie alle waren so erschöpft, daß sie sich für fast zehn Minuten reglos nebeneinander auf der winzigen Plattform am Ende der Leiter sinken ließen und warteten, bis das Gefühl wieder in ihre tauben Hände und Schultergelenke zurückkehrte. Wie beinahe immer war es auch diesmal Skudder, der sich als erster erholte und wieder aufstand. Allerdings nur, um sich fast in der gleichen Bewegung sehr hastig wieder auf Hände und Knie herabsinken zu lassen. Der Steg, der von unten betrachtet nicht viel mehr als ein silberfarbener Kratzer im Eisenhimmel der Halle gewesen war, war auch hier oben nicht sehr viel breiter; vielleicht einen Meter, und einen Luxus wie ein Geländer hatte er nie besessen. Skudder wurde blaß, als er sich behutsam vorbeugte und in die Tiefe blickte. Der Hallenboden mit seinen bizarren Maschinen und seinen noch bizarreren Bewohnern schien unendlich tief unter ihnen zu liegen. Auch Charity schwindelte, als sie sich nach einer Weile ebenfalls aufrichtete und - wie Skudder auf Händen und Knien kriechend - ein Stück weit auf den Steg hinauskrabbelte, ehe sie sich sehr vorsichtig erhob. Alles in ihr krampfte sich zusammen, schon bei der Vorstellung, den Abgrund auf diesem kaum handtuchbreiten Metallstreifen überqueren zu sollen. Selbst wenn ein weiteres Wunder geschah und sie auch weiterhin unentdeckt blieben, würdeji sie irgendwo unterwegs einen Fehltritt tun und abstürzen oder von einem der mächtigen Stöße, die den Läufer immer wieder erschütterten, von dieser bizarren Brücke heruntergeschleudert werden. Bevor sie Zeit fand, sich noch einige Dutzend weitere unerfreuliche Ausgänge ihres Unternehmens auszudenken - darin war sie schon immer sehr begabt gewesen - , standen auch Leßter und die beiden anderen Soldaten auf, und als Charity erneut das Flackern von Panik in Phillipsens Gesicht bemerkte, da tat sie das einzige, was ihr sinnvoll erschien - sie drehte sich ohne ein weiteres Wort herum und ging hoch aufgerichtet und mit Schritten, die sehr viel sicherer und selbstbewußter wirkten, als sie sich fühlte, den Steg entlang. Es war nicht so schlimm, wie sie es sich vorgestellt hatte. Es war schlimmer. Seit sie diese bizarre Riesenmaschine betreten hatte, hatte der Boden ununterbrochen gebebt und sich geschüttelt, war manchmal wie das Deck eines Schiffes auf hoher See von rechts nach links gekippt oder hatte sich aufgebäumt, wenn der stählerne Koloß einen Schritt machte. Sie hatte sich fast daran gewöhnt, so daß es Charity am Schluß kaum noch aufgefallen war - aber jetzt wurde jede Sekunde zu einem lebensgefährlichen Abenteuer. Mehr als einmal verlor sie das Gleichgewicht und stürzte auf Hände und Knie herab, und

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