Hoelle aus Feuer und Eis
die unverständlichen Pfeif- und Klicklaute der Moroni in für Menschen verständliche Töne umwandelte, gar nicht in der Lage. Trotzdem hatte Stone das unheimliche Gefühl, daß dieses Wesen ganz genau wußte, weshalb er hier war. Weshalb er wirklich hier war. »Ich habe mit dem Gefangenen geredet«, sagte er und deutete auf die Tür hinter sich. Der Blick des Inspektors glitt über die geschlossene Tür, ehe er sich wieder auf Stone konzentrierte. »Es ist nicht nötig, daß Sie Ihre Zeit mit Befragungen verschwenden«, sagte er. »Wenn Sie Informationen von dem Gefangenen wünschen, stehen uns Mittel zur Verfügung, diese zu erhalten.« »Ich weiß«, sagte Stone hastig. Und genau das war es ja, wovor er Angst hatte. »Aber ich habe ihn nicht verhört.« »Aus welchem Grund waren Sie dann bei ihm?« Stone fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen. Es war ein Fehler gewesen, hierher zu kommen, das sah er jetzt ein. Seit einigen Tagen herrschte Unruhe unter den Moroni. Er hatte niemals so viele Inspektoren auf einmal in der Stadt gesehen, und der Funkempfänger, der ihn mit den Herren der Schwarzen Festung am Nordpol verband, hatte sich niemals so oft gemeldet wie jetzt. Was immer auch geschehen war, er muß damit rechnen, daß sie mißtrauischer geworden waren. Vielleicht ahnten sie, daß er sie betrogen hatte. »Ich wollte nur ... nur mit ihm reden«, sagte er. Der Inspektor sah ihn unverwandt an. »Wozu?« »Ohne bestimmten Grund«, antwortete Stone. Er lächelte, machte eine vage Bewegung mit der rechten Hand und fügte hinzu: »Es ist eine menschliche Eigenart. Wir reden gern, und nicht nur zum Zweck des Informationsaustausches.« »Das ergibt keinen Sinn«, sagte der Inspektor. »Vieles von dem, was Menschen tun, ergibt keinen Sinn«, antwortete Stone. »Vielleicht ist das der Grund, aus dem Moron das Universum erobert hat und nicht wir.« »Diese Erklärung klingt logisch«, sagte der Inspektor. Stone wollte etwas darauf erwidern, aber diesmal war es die Ameise, die ihn mit einer ungeduldigen Geste einer ihrer vier Hände unterbrach. »Ihre Anwesenheit wird auf der Kommandoebene benötigt, Governor Stone.« »Warum?« fragte Stone. Er bekam keine Antwort. Mit einem Ruck drehte sich der Inspektor wieder herum und trat in den Aufzug zurück, der mit offenstehenden Türen auf ihn gewartet hatte, und Stone beeilte sich, ihm zu folgen. Er wiederholte seine Fragen nicht. Von all den Heerscharen sechsgliedriger Insektenkrieger, die ihm zur Verfügung standen, waren die Inspektoren die einzigen, die seinem Befehl nicht gehorchten. So faßte er sich in Geduld, bis der Aufzug sein Ziel erreicht hatte und die Türen wieder aufglitten. Helles Sonnenlicht erfüllte den Korridor und ließ Stone blinzeln, denn seine Augen hatten sich an das trübe Halbdunkel im Kellergeschoß des Hochhauses gewöhnt, in dem die Zelle des Zwerges untergebracht war. In den letzten Tagen hatte er viel Zeit dort verbracht, und er gestand sich ein, daß er seine Pflichten als Governor und Stadthalter der Moroni vielleicht etwas zu sehr vernachlässigt hatte, um sich noch im Ernst einreden zu können, es fiele nicht auf. Dann begriff er den Fehler in diesen Gedanken - die Moroni waren kein Volk, dem etwas auffiel. Vielleicht war der Vergleich mit einer Maschine, den er selbst in Gedanken gezogen hatte, gar nicht so falsch. All diese zahllosen einzelnen Wesen erschienen ihm manchmal wie Teile eines viel größeren, komplexeren Etwas, winzige Rädchen, von denen jedes einzelne nicht einmal genau wußte, was es tat, und deren Zusammenspiel doch einen Sinn ergab. Wenn er eines gelernt hatte in den Jahren, in denen er für sie und mit ihnen gearbeitet hatte, dann das, daß diese Geschöpfe weder das Wort Mißtrauen noch Verdacht kannten. Wenn sie zu dem Schluß kamen, daß er sie hintergangen hatte oder auch nicht mehr zuverlässig zu gebrauchen war, würden sie ihn eliminieren, und solange sie das nicht taten, war er sicher. So einfach war das. Er folgte dem Inspektor zu einem riesigen Raum am Ende des Ganges. Vor einem halben Jahrhundert hatten sich in den zahllosen Stockwerken dieses Hochhauses Hunderte von Büros und Geschäftsräumen befunden, und auf den ersten Blick schien es fast, als hätte sich daran nicht einmal viel geändert: In dem ehemaligen Großraumbüro, das sich über die halbe Etage des Wolkenkratzers erstreckte, standen auch jetzt noch zahlreiche niedrige Tische, die mit flackernden
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