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Hölle ohne Hintertür

Hölle ohne Hintertür

Titel: Hölle ohne Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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verloren.
    So dachte sich Maria das.
Enrico und Sophia akzeptierten sie als Boss und dachten das Gleiche.
    Nur hatte Maria leider einen
Fehler gemacht, nämlich statt Gunnar zu beobachten, war ihr seine Abreise
entgangen. Die drei wähnten ihn irgendwo in der Schweiz beim Versteck des
Geldes; und die Übung wäre am leichtesten gewesen, ihn dort und unmittelbar zu
stellen. Jetzt bestand die Gefahr, dass er mit dem Geld auf direktem Wege zu
den Knochenbrechern fuhr.
    »Und nun?« Sophia strich ihre
Haarflut über die Schultern zurück. Die junge Frau hatte pflaumenblaue Augen
und eine Stupsnase mit Sommersprossen.
    »Wir sehen uns bei ihm um.«
Maria machte eine Kopfbewegung zum Haus. »Es gibt da ein paar verschlossene
Schubladen. In die lässt er niemanden reingucken. Natürlich habe ich ihn nicht
bedrängt.«
    »Einbruch?« Enrico verzog das
Gesicht. Seit seiner Rolle als Kidnapper hatte er sich zum Tugendapostel
entwickelt. Falschparken bereitete ihm Leibschmerzen, und wenn er versehentlich
zu viel Wechselgeld erhielt, gab er es sofort zurück.
    »Nicht nötig. Hier ist der
Zweitschlüssel.« Die Fotografin hob eine lockere Steinplatte an, die zusammen
mit anderen vor der Haustür den Boden ebnete. Unbefugte hätten dieses Versteck
nicht gefunden.

    Maria schloss auf und die drei
traten ins Haus.

12. Codewort
für Gangster
     
    In dem Internatskrankenzimmer
roch es nach frischer Wäsche und Martins Füßen. Tim erwog einen Moment, das
Fenster zu öffnen, verzichtete dann aber.
    Der Wetter grinste, war
offensichtlich erleichtert, weil er jetzt in Tim einen Geldboten gefunden
hatte.
    »Dieser Brutalo, ich meine den
Vorderstein, hat mir klare Anweisungen gegeben, Tim. Er weiß ja nicht, wer
kommt. Jedenfalls — der Bote soll das Geld zu einer Adresse im Bahnhofsviertel
bringen, hat er gesagt.«
    Tim gähnte. »Und wohin?«
    »Im Hinterzimmer ist ‘ne
Spielhölle, aber vorn ist die Bude getarnt. Als eine Agentur für
Partnervermittlung.«
    »Ein Heiratsinstitut?«
    »Die wenigsten, die einen
Partner suchen, wollen heiraten — heutzutage. Es geht wohl nur um
Partnervermittlung. Hat mich nicht weiter interessiert. Vielleicht Partner zum
Tennisspielen, für einen Tanzkurs, für ‘ne Ferienreise mit getrennter Kasse
oder zum abendlichen Ausgehen. Was weiß ich?«
    »Wie heißt die Agentur?«
    » Besser zu zweit. Am Ende der Lagerhaus-Straße.
Irgendwo da.«
    »Werde ich finden.«
    »Der Termin ist 15 Uhr. Kriegst
du das gebacken?«
    »Kein Problem«, nickte Tim. »An
wen soll ich mich wenden?«
    »Vorderstein sagte, in der
Agentur wäre nur eine Frau. Der nennst du das Code-Wort.«
    »Wird ja eine richtige
Schnitzeljagd. Und wie lautet das Sesam-öffne-dich?«
    Martin grinste gequält. »Mensch
ärgere dich nicht.«
    »Soll ich mich nicht ärgern?
Oder ist es das Passwort?«
    »Das Passwort. Irgendwie
sinnig, nicht wahr? Hat mit Spielen zu tun. Außerdem soll ich mich wohl nicht
ärgern.«
    »Dein Ärger hat mit Schmerzen
und Verletzung zu tun. Ist deshalb unvermeidlich. Das gleichnamige
Familienspiel hat zwar mit Spielen zu tun, nicht aber mit Zocken. Miteinander
Spiele machen gehört zum menschlichen Dasein und war immer schon schön. Zocken
ist krank. Mancher, der im Spielcasino Haus und Hof verloren hat, ist durch die
Hintertür rausgegangen und hat sich die Kugel gegeben. Ich hoffe, Martin, du
weißt, auf welcher Schiene du langeierst. Und hörst damit auf. Kannst dir ja ab
und zu ein Lotterie-Los kaufen, wenn dich der Spielteufel lockt.«
    »Ich bin geheilt.«
    »Was sagen eigentlich deine
Eltern dazu?«
    »Meine Mutter lebt schon lange
nicht mehr. Mein Vater ist mir gegenüber ungeheuer nachsichtig. Er will ehrlich
mein Bestes. Außerdem war er ständig in Sorge, er könnte als allein erziehender
Vater was falsch machen. Dadurch hatte ich alle Freiheit. Seine Erziehung
bestand darin, dass er eigentlich gar nichts tat. Denn er war ja nie da. Nur im
Betrieb. Hundert-Stunden-Woche im Chefbüro. Seine klägliche Freizeit hat er auf
dem Golfplatz verbracht. Dazu hat er mich mitgenommen, aber ich pfeife auf
Golf. Wenn’s keiner beobachtet hat, habe ich Bälle eingesammelt und in die
Büsche geworfen.«
    »Wahrscheinlich hast du Talent
zum Caddie (bezahlter Helfer, der auf dem Golfplatz für den Spieler die
Schlägertasche trägt) .«
    Martin lachte. Dann beugte er
sich auf der anderen Seite aus dem Bett, öffnete das große untere Fach am
Nachttisch und nahm das Bordcase heraus.
    Es wog weniger, als Tim
vermutet

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