Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
Ge­hirns.«
    Ich sah sie er­staunt an. Wie kam das Kind zu sol­chen Re­de­wen­dun­gen? Ki­ny war wirk­lich ein Phä­no­men.
    Als sich der Leut­nant ver­ab­schie­de­te, summ­te mein Bild­sprech­ge­rät. Der Al­te woll­te mich so­fort spre­chen.
     
     

4.
     
    Ge­ne­ral Re­ling saß hin­ter sei­nem rie­si­gen Me­tall­schreib­tisch, auf dem er kein frei­es Fleck­chen für schrift­li­che Ar­bei­ten ge­fun­den hät­te. Warum sag­te er nicht Schalt­ta­fel da­zu?
    Der Al­te war sehr knapp in sei­nen Aus­füh­run­gen, da we­sent­li­che Din­ge schon be­spro­chen wa­ren. Vor ihm lag das aus­ge­wer­te­te und in Rein­schrift ge­brach­te Dia­gramm un­se­res Su­per-Elek­tro­nen­ge­hirns.
    »Car­der Sund­lay woll­te flüch­ten«, er­klär­te er. »Das geht aus al­len er­mit­tel­ten Da­ten her­vor. Er hat­te die Sa­che satt. Das E-Ge­hirn kam in­fol­ge­des­sen un­ter Be­rück­sich­ti­gung sei­nes ziem­lich skru­pel­lo­sen Cha­rak­ters zu dem psy­cho­lo­gisch fun­dier­ten Er­geb­nis, in der ge­heim­nis­vol­len Süd­pol­sta­ti­on müß­ten der­art fürch­ter­li­che Zu­stän­de herr­schen, daß es so­gar ein Mann wie Sund­lay nicht mehr aus­hielt. Was sa­gen Sie da­zu?«
    »Nicht viel. Ich bin zu ähn­li­chen Er­geb­nis­sen ge­kom­men.«
    Er sah mich prü­fend an und fuhr sich mit der Rech­ten über sei­ne bors­ten­ar­ti­gen, er­grau­ten Haa­re.
    »Wenn Sie da­mit sa­gen wol­len, Kon­nat, daß Sie sich für einen großen Den­ker hal­ten, so ver­bie­tet es nur mein Takt­ge­fühl, das Ge­gen­teil zu be­haup­ten.«
    Ein Lä­cheln husch­te über mei­ne Lip­pen. Der Al­te igno­rier­te es und in­for­mier­te mich über den wei­te­ren Ver­lauf der Er­mitt­lun­gen .
    »Sund­lay hat von ei­nem ›Werk‹ ge­spro­chen. Dar­un­ter ver­steht man nor­ma­ler­wei­se ei­ne Fa­brik oder einen Be­trieb, in dem ir­gend et­was her­ge­stellt wird. Das Ro­bot­ge­hirn ist auf Grund al­ler ver­füg­ba­ren Da­ten, Ver­dachts­mo­men­te und sons­ti­gen An­halts­punk­te je­doch zu dem Er­geb­nis ge­kom­men, daß der Be­griff ›Werk‹ nicht zu­tref­fend ist. Es hat die Strafla­ger-Ge­schich­te in Chi­na, die er­folg­ten U-Boot-Trans­por­te und ähn­li­che da­mit zu­sam­men­hän­gen­de An­ge­le­gen­hei­ten durch­ge­rech­net. Es ist zu dem Re­sul­tat ge­kom­men, daß un­er­wünsch­te Leu­te in der Ant­ark­tis kei­ne fa­bri­ka­ti­ons­tech­ni­sche An­la­ge, son­dern eher einen För­der­be­trieb für wert­vol­le Bo­den­schät­ze ein­ge­rich­tet ha­ben. Lo­gisch be­trach­tet, ist das ei­ne aus­ge­zeich­ne­te Be­grün­dung für das Ver­schwin­den von mehr als vier­zig­tau­send Häft­lin­gen. Sie wis­sen, daß der Süd­pol die Men­schen rui­niert, wenn man die­se Leu­te nicht sorg­sam be­han­delt, er­nährt und ge­sund­heit­lich über­wacht. Es ist, als wür­de man sich auf ei­nem an­de­ren Pla­ne­ten be­fin­den. Nur in den Rand­ge­bie­ten gibt es Le­ben, und die Luft ist atem­bar. Das ist aber auch die ein­zi­ge Kon­zes­si­on, die un­se­re Er­de den Be­woh­nern der Ant­ark­tis macht. Un­ter Be­rück­sich­ti­gung die­ser Tat­sa­chen kam das Ge­hirn zu dem Schluß, daß die uns noch un­be­kann­ten An­la­gen im In­ne­ren des Kon­tin­ents einen berg­wer­k­ähn­li­chen Cha­rak­ter ha­ben müß­ten. Lo­gisch, nicht wahr?«
    Ich nick­te zu­stim­mend. Es war fas­zi­nie­rend, denn ich wuß­te, daß die Ma­schi­ne die­se Er­geb­nis­se in we­ni­gen Mi­nu­ten ein­wand­frei er­rech­net hat­te, nach­dem un­se­re Wis­sen­schaft­ler vor­her die tau­send­fäl­ti­gen Da­ten und win­zi­gen Ver­dachts­mo­men­te zu­sam­men­ge­stellt hat­ten.
    »Die­se An­ga­ben ko­or­di­nie­ren sich mit de­nen von Punkt eins. Das Ge­hirn stell­te fest, daß in die­sem Be­trieb vie­le tau­send Men­schen un­ter un­wür­di­gen Be­din­gun­gen fest­ge­hal­ten und zur Ar­beit ge­zwun­gen wer­den. Car­der Sund­lay moch­te ein geld­hung­ri­ger Mann mit ei­nem wei­ten Ge­wis­sen sein, aber die­se un­mensch­li­chen Ver­hält­nis­se müs­sen ihn see­lisch zer­mürbt ha­ben. Der Ro­bot meint, der Ex­ka­pi­tän ha­be be­ab­sich­tigt, den Ver­ein

Weitere Kostenlose Bücher