Hölle unter Null Grad
lachen. Wenn er nicht mein höchster Vorgesetzter gewesen wäre, hätte ich seine Heiterkeit bestimmt mit einer boshaften Bemerkung quittiert.
»Ziehen Sie nicht so ein Gesicht, Konnat! MA-23 ist der beste Mitarbeiter, den Sie sich nur wünschen können. Wir haben sein Gesicht etwas verändern müssen. Er heißt jetzt Gene Bopart und ist offiziell der alleinige Inhaber einer kleinen Reederei, die schnelle Unterwasser-Transporte ausführt. Die Firma ist ordnungsgemäß gegründet und registriert. Sogar Steuern haben wir gezahlt, MA-23 hat das Patent als U-Boot-Kapitän, aber in den Akten der Bundeskriminalpolizei ist er als zwielichtige Person verewigt. Wir haben das genial vorbereitet. Wenn Nachfragen kommen, wird Bopart als Übeltäter herausgestellt, dem man nur nichts nachweisen konnte. Laut FBI-Unterlagen war er wegen Rauschgiftschmuggels und Menschenraubs angeklagt. Wir haben die Akte unauffällig ins Robot-Archiv der Bundespolizei eingefügt. Das wäre also Ihr Kollege.«
Obwohl ich wußte, wie sorgfältig jedes Unternehmen geplant wurde, war ich doch wieder von den Vorbereitungen überrascht. Man vermied nach Möglichkeit jedes Risiko.
»Was werde ich sein?«
Ein ironisches Lächeln umspielte seine Lippen.
»Sie sind soeben aus dem Zuchthaus entlassen worden. Unerlaubte Ausfuhr von Plutonium hat Ihnen vier Jahre eingebracht. Sie sind Diplomingenieur, Fachgebiet kernchemische U-Boot-Triebwerke. Aus Ihren Akten geht hervor, daß Sie in der Navy Dienst taten, bis Sie wegen grober Vergehen ausgestoßen wurden. Ihr Fall gleicht dem von Carder Sundlay. Das ist nicht unbeabsichtigt. Sie sollen mit einem ›guten‹ Leumund bei unseren Gegnern ankommen. Ihr neuer Name lautet Wilson Satcher. Diesen Mann gibt es wirklich. Er hat auch genau das verbrochen, was ich soeben angeführt habe. Allerdings ist er von uns schon festgesetzt worden, so daß Ihnen aus dieser Ecke keine Gefahr droht. Seine Akten beim FBI sind gegen die Ihren umgetauscht worden.«
Ich grinste säuerlich bei dem Gedanken an die vielen Namen und Titel, die man mir im Zuge meiner Einsätze schon verliehen hatte.
»Die Unterlagen in der Strafanstalt? Sind die auch in Ordnung?«
»Sie halten mich wohl für eine Spielernatur, was?« entgegnete er. »Selbstverständlich sind die in Ordnung! Der Direktor mußte vor einigen Tagen erkranken, und der neue Anstaltsleiter ist ein passives GWA-Mitglied. Da Sie dem echten Wilson Satcher in keiner Weise ähnlich sehen, müssen wir auf eine Umwandlung Ihres Gesichtes verzichten. Es sind nur einige kleine Abänderungen wegen Manzo erforderlich.«
Ich wollte etwas sagen, aber er wehrte sofort ab.
»Nein, nein, lassen Sie das! Ich weiß, daß er zuverlässig ist. Trotzdem werde ich mit unseren Gepflogenheiten nicht brechen. Wir haben alles getan, um Sie entsprechend zu präparieren. MA-23 hat ein U-Boot von nur 850 Tonnen erhalten. Es besitzt ein kernmechanisches Triebwerk mit Schraubenantrieb.«
»Auch das noch.«
»Nicht zu ändern, Konnat. So kleine Firmen haben keine supermodernen Boote mit Wasser-Staustrahl-Aggregaten. Der Kahn macht seine sechzig Meilen unter Wasser. Das genügt für einen Untersee-Frachter. Sie dürfen nicht auffallen, wenn Sie im Weddell-Meer ankommen. Steuern Sie den bewußten Punkt an, und lassen Sie sich fassen. Anschließend beginnen Sie nach eigenem Ermessen mit Ihren Ermittlungen. Ihre Vollmachten sind unbegrenzt.«
Ich atmete schwer. Schweiß perlte auf meiner Stirn. Ich wischte ihn unbewußt mit dem Handrücken ab. Wenn der Alte nur noch in Stichworten sprach, sah er einen Befehlsempfang praktisch als abgeschlossen an.
»In die
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