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Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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kind­li­che Pro­ble­me dreh­te. Al­ler­dings konn­te sich die Klei­ne über­ra­schend schnell in ein lo­gisch den­ken­des Ge­schöpf mit er­staun­lich rei­fem Ur­teils­ver­mö­gen ver­wan­deln. In ihr schie­nen zwei See­len zu exis­tie­ren, was man nur mit der Tat­sa­che ih­res mu­tier­ten Ge­hirns er­klä­ren konn­te.
    Ich drück­te den Schal­ter der Sprech­an­la­ge nie­der, un­ter­ließ es je­doch, auch die Bild­auf­nah­me ein­zu­schal­ten, da ich kei­ne Mas­ke trug. Nicht ein­mal un­se­rem Lieb­ling durf­te ich mein Ge­sicht zei­gen. Mei­ne Kol­le­gen hat­ten in die­sem Fall hef­tig ge­gen das Ver­bot pro­tes­tiert. Ich hat­te mich ih­rer Mei­nung an­ge­schlos­sen, aber der Al­te war un­er­bitt­lich ge­we­sen.
    »Hal­lo, Ki­ny, willst du mich be­su­chen?«
    Auf dem Bild­schirm be­merk­te ich das plötz­li­che Auf­leuch­ten in ih­ren Au­gen.
    »Ah, Sir, Sie sind ja zu Hau­se. Ich dach­te schon, ich müß­te so weg­flie­gen.«
    Es be­rühr­te mich, daß sie so förm­lich »Sir« zu mir sag­te. Sie wer­den dar­über viel­leicht schmun­zeln, aber GWA-Schat­ten sind die ein­sams­ten Men­schen der Er­de. Wir durf­ten und dür­fen kei­ne Freun­de ha­ben. Mir wä­re es lie­ber ge­we­sen, wenn ich ihr einen Na­men hät­te sa­gen kön­nen.
    »Einen Au­gen­blick, Ki­ny. Du weißt, daß ich erst mei­ne Mas­ke auf­set­zen muß. Ich öff­ne gleich.«
    Sie run­zel­te die Stirn.
    »Ach, schon wie­der die dum­me Mas­ke. Ich mag sie nicht. Wenn Sie aber wirk­lich müs­sen …?«
    Lang­sam zog ich die Bio­synth-Fo­lie aus der Ta­sche und streif­te sie über den Kopf und das Ge­sicht. An­schlie­ßend drück­te ich auf den Öff­nungs­kon­takt. Wie ein Wir­bel­wind rann­te die Klei­ne ins Zim­mer. Sie be­kam ih­ren Kuß, was sie als selbst­ver­ständ­li­ches Recht be­an­spruch­te.
    Wäh­rend die­ser Be­grü­ßung lüf­te­te der Kol­le­ge blitz­schnell die Mas­ke an, da­mit ich sein Ge­sicht se­hen konn­te. Ich wuß­te zwar ge­nau, daß es sich um den Leut­nant han­del­te, aber auch hier gal­ten die Vor­schrif­ten. Rein äu­ßer­li­che Merk­ma­le konn­ten von ei­nem ge­schick­ten Be­trü­ger nach­ge­ahmt wer­den. Al­so durf­te man sich nie­mals dar­auf ver­las­sen.
    Ich nick­te ihm zu. Er trat an den Er­fri­schungs­au­to­ma­ten.
    »Es ist so­weit, Sir«, sag­te er ru­hig. »Ich brin­ge Ki­ny in die Ant­ark­tis, wo mein flug­fä­hi­ger Stütz­punkt schon vor­be­rei­tet ist. Der Schrau­ber ist wie ein Wohn­wa­gen aus­ge­rüs­tet und vor­züg­lich ge­tarnt. Wenn er auf dem Bo­den steht, sieht er wie ein Eis­block aus. Ich blei­be – wie im­mer – Ihr Ver­bin­dungs­mann. Man­zo ist vor drei Stun­den ab­ge­flo­gen. Er war­tet auf Sie bei Agent MA-23. Das Boot ist klar. Wir ha­ben so­eben einen Test un­ter­nom­men. Die te­le­pa­thi­sche Ver­bin­dung zwi­schen Ki­ny und Man­zo klappt ein­wand­frei, ob­wohl er sechs­hun­dert Mei­len ent­fernt und tau­send Me­ter un­ter der Was­sero­ber­flä­che war. MA-23 ist da­für ex­tra auf grö­ße­re Tie­fe ge­gan­gen.«
    Ich nick­te be­ein­druckt. Mein Blick fiel auf das Mäd­chen mit dem schma­len Ge­sicht. Ki­ny war für ihr Al­ter kör­per­lich un­ter­ent­wi­ckelt. Man hät­te sie höchs­tens auf sie­ben oder acht Jah­re ge­schätzt. Nach­denk­lich sah sie mich an. In ih­rem Blick lag ein nicht klar zu iden­ti­fi­zie­ren­der Aus­druck, der in ei­nem rät­sel­haf­ten Wis­sen zu gip­feln schi­en.
    »MA-23!« sag­te sie lei­se. »O ja, das ist der klei­ne Mann, dem man die See­le ge­nom­men hat. In sei­nem Hirn ist ei­ne Ner­ven­bahn durch­trennt. Des­halb kann man ihn nicht mehr hyp­no­ti­sie­ren oder mit Rausch­mit­teln be­ein­flus­sen. Er ist tot. Sie sind auch tot, Sir.«
    Sie war plötz­lich sehr ernst ge­wor­den.
    Für ih­re Be­grif­fe wa­ren MA-23 und ich tot. Sie mein­te das al­ler­dings in über­tra­ge­nem Sinn, da sie trotz ih­rer pa­ra­psy­chi­schen Be­ga­bung nicht fä­hig war, in un­ser Be­wußt­sein ein­zu­drin­gen und un­se­re Ge­dan­ken­im­pul­se klar zu er­fas­sen.
    MA-23 und ich wa­ren durch ei­ne Höl­le ge­gan­gen, als uns der bes­te Chir­urg der west­li­chen Welt ei­ne Ner­ven­fa­ser im

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