Hölle unter Null Grad
Wissenschaftler herausgefunden, warum die Kleine ein mutiertes Menschenkind war. Körperlich war sie durchaus normal gestaltet. Niemand hätte auf den Gedanken kommen können, in ihr eine Mutantin zu sehen.
Psychisch war sie auch als normal einzustufen, allerdings unter Berücksichtigung ihrer besonderen Fähigkeit, die durch die veränderten Gene ihrer Eltern ausgelöst worden war. Ihr Vater hatte sich häufig härtesten Strahlungen ausgesetzt. Auch ihre Mutter war mehr als fünfzehn Jahre lang dem Beschuß kosmischer Partikel ausgesetzt gewesen. Die Erbmasse der Eltern war nur geringfügig angegriffen worden, aber das hatte genügt, um bei dem Kind die Entwicklung parapsychischer Kräfte hervorzurufen.
Kiny war eine natürliche Telepathin. Sie war fähig, die Bewußtseinsimpulse jedes Menschen ohne technische Hilfsmittel zu empfangen und in seine Gedankenwelt einzudringen. In ihrem mutierten Gehirn waren Zentren erwacht, die nach den Gutachten unserer Parapsychologen vor Urzeiten bei jedem Menschen aktiviert gewesen waren.
Das Gehirn ist ein kompliziertes Gebilde, das beim Denkprozeß, der einem gesprochenen Satz vorangeht, elektrische Impulse aussendet. Das früher so anrüchige Treiben sogenannter »Gedankenleser« war durchaus nicht geheimnisumwittert. Schon immer hatte es Menschen gegeben, denen die alten Gaben erhalten geblieben waren, nur hatte man diese Leute meistens nicht ernst genommen. Vor einigen hundert Jahren waren sie wegen Hexerei verbrannt und noch vor vierzig Jahren als Scharlatane bezeichnet worden.
Kiny hatte uns bewiesen, daß sie mühelos in das Bewußtsein eines Menschen eindringen konnte. Wir hatten ihr die Ohren verschlossen und zu ihr gesprochen. Sie hatte geantwortet, als hätte sie jedes Wort auf normalem akustischem Wege registriert.
Wir hatten die kleine Waise bei uns aufgenommen. Sie hatte den Himmel auf Erden. Dafür wurden aber auch Forderungen an sie gestellt. Mir erschien es oft unverantwortlich, das Mädchen mit den wissenden Augen und dem plappernden Mund in Dinge zu verwickeln, die derart belastend waren, daß die Seele unseres Schützlings nicht unbeeinflußt bleiben konnte.
Bei meinem letzten Einsatz hatte sie wahrscheinlich die Entscheidung herbeigeführt. Ohne ihre Hilfe wäre kaum die dringend erforderliche Nachrichtenverbindung möglich gewesen, da sich Manzo nur mit ihr telepathisch verständigen konnte.
Manzo war ein neuer aktiver Mitarbeiter in der GWA. Ich hatte für seine Einstellung gesorgt. Beim vorletzten Einsatz hatte ich ihn in der radioaktiv verseuchten Hölle des Amazonas gefunden. Dort war er auch zur Welt gekommen.
Während Kiny nur geistig mutiert war, stellte Manzo den Typ des ausgesprochenen Mutanten dar. Er war sowohl geistig als auch körperlich verändert. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein Ungeheuer. Das Gefühl legte sich aber sofort, wenn man ihn näher kennenlernte.
Manzo war das Lebewesen, mit dem Kiny in eine rein geistige Verbindung treten konnte. Entfernungen spielten offenbar keine Rolle. Beim letzten Einsatz war Manzo bei mir gewesen. Die Kleine war in sicherer Obhut zurückgeblieben. Alle wichtigen Begebenheiten waren von dem Mutanten sofort an Kiny durchgegeben worden. Diese Übermittlungsart war entschieden einfacher und besser als die mühevolle Nachrichtenverbindung mit unseren verborgenen Mikro-Funkgeräten.
Nun stand das Mädchen mit TS-19 vor meiner Tür. Ich konnte über die Mikrophonanlage das muntere Geplapper hören, das sich in dem Augenblick durchaus um
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