Hölle unter Null Grad
gefragt. Langer! Schon der veraltete Kahn hat mich weit über hunderttausend Dollar gekostet. Für ein modernes Boot hat es nicht gereicht.«
Ich sah ihn nachdenklich an. Meine Lippen spitzten sich zu einem Pfiff.
»Verständlich. Kann man das nicht ändern. Kleiner? Ich glaube, ich kenne noch einige Leute, die ganz besondere Frachten transportiert sehen möchten.«
»Kenne ich aber auch«, grinste er zweideutig. »Du wirst dich wundern. Akrul!«
Unser »Erster« blickte fragend auf.
»Rufen Sie die Füllstation an, wie weit man mit dem Reaktor ist. Ich will das Boot heute noch haben.«
Der »Erste« verschwand. Ich fragte leise:
»Manzo …?«
»Okay«, flüsterte er. »Es wird Zeit. Wo bist du nur geblieben? Komm rein.«
Die Leute zogen sich zurück. Ich folgte dem Kleinen in den Wohnbau.
»Endlich allein«, meinte er erleichtert. »Vor einer Viertelstunde ist die erste Nachricht durchgekommen. TS-I9 hat mit Kiny den Stützpunkt erreicht und bezogen. Bist du genau über das Boot informiert?«
Ja, das war ich. Ein GWA-Schatten mußte unter allen Umständen fähig sein, seinen Mann zu stehen. Wir waren nicht umsonst zwölf Jahre lang von den fähigsten Wissenschaftlern und Technikern der GWA geschult und gedrillt worden.
Als angeblicher Fachingenieur für atomare U-Boot-Triebwerke hatte ich ein Wissensgebiet zu beherrschen, das mit Kriminalistik nichts mehr zu tun hatte. Hannibal hatte einen U-Boot-Kommandanten darzustellen. Umfangreiche Spezialkenntnisse waren Voraussetzung für diese Aufgabe. Ein falscher Befehl, eine verkehrte Schaltung konnte das gesamte, so mühevoll in Gang gebrachte Unternehmen scheitern lassen.
Als hätte er meine Gedanken erraten, äußerte der Kleine:
»Langer, ich habe das Gefühl, als kämen wir diesmal in eine überaus unangenehme Lage. Der antarktische Winter läßt nicht mehr lange auf sich warten. Wie es in den südpolaren Gewässern aussieht, brauche ich dir nicht zu schildern. Die Nachrichtenverbindung durch Manzo ist einwandfrei. Ich habe ihn tausend Meter unter Wasser getestet. Er konnte sich mit Kiny gut verständigen. Der Mannschaft gegenüber dürfen wir nicht auffallen. Direkter Funkverkehr mit dem Hauptquartier muß ausfallen. Wenn der Alte Informationen durchgeben will, meldet er sich über Sup-Ultra-Welle bei TS-19. Kiny wird sie sofort an Manzo weiterleiten.«
»Wie ist der Zustand des Bootes?«
»Hervorragend. Die Plutonium-Füllung des Reaktors war durchaus noch nicht aufgebraucht, aber ich lasse sie trotzdem erneuern. In dieser Hinsicht gibt es also keine Schwierigkeiten. Deine Spezialausrüstung ist hier. Das wäre eigentlich alles.«
Seine wulstigen Lippen verzogen sich zu einem nichtssagenden Lächeln. Aber seine Augen verrieten mir genug. Hannibal wußte sehr gut, daß wir in eine Hölle fuhren. Die Unsicherheitsfaktoren waren überwiegend.
»Willst du Manzo sehen? Ich habe ihn im Keller untergebracht. Etwas unbequem, aber es geht nicht anders.«
»Die Männer sind über ihn informiert?«
»In unserem Sinne. Sie halten ihn für ein gutes Geschäft«, erklärte Hannibal. »Ansonsten habe ich ihnen die genaue geographische Lage unserer Station im Edith-Ronne-Land bekanntgegeben. Wenn wir also planmäßig gefaßt werden, gibt es acht Leute, die unsere Angaben bestätigen können. Manzo muß für einen Biologen ja interessant sein, nicht wahr?«
»Wenn wir planmäßig gefaßt werden«, hatte er soeben gesagt. Die wenigen Worte hallten in mir nach.
Plötzlich wußte ich, daß uns der Alte mit fünfzigprozentiger Gewißheit in ein Todesunternehmen schickte. Nicht einmal das Marinekommando »Atlantik-Süd« war über
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