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Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Be­sat­zungs­mit­glie­der ab­sau­fen oder einen durch­ge­hen­den Re­ak­tor er­le­ben.«
    Ehe Akrul noch et­was sa­gen konn­te, klang hin­ter mir Ge­läch­ter auf. Die Laut­stär­ke war kaum zu über­tref­fen. In der GWA gab es nur einen Mann, der sol­che Tö­ne her­vor­brach­te.
    MA-23 war der ei­gen­wil­ligs­te und un­ge­wöhn­lichs­te Agent, den ich in un­se­rem Ver­ein kann­te.
    Akrul be­gann zu grin­sen. Die­se Re­ak­ti­on konn­te ich ihm bei al­lem Wohl­wol­len für den Leut­nant nicht über­neh­men.
    Die nach­fol­gen­den Wor­te stra­pa­zier­ten mei­ne Trom­mel­fel­le bis an die Gren­ze des Er­träg­li­chen. Mein Kol­le­ge war na­tür­lich wie­der der Mei­nung, er wür­de nur et­was lau­ter als üb­lich spre­chen.
    »Sei ge­grüßt, Mus­kel­mann«, emp­fing er mich. MA-23, der laut GWA-Ge­hei­mak­ten auf den Na­men Han­ni­bal-Othel­lo-Xer­xes Utan hör­te. Er be­haup­te­te, sei­ne Mut­ter wä­re ei­ne ge­bil­de­te Frau ge­we­sen, die ei­ne be­son­de­re Vor­lie­be für an­ti­ke Feld­her­ren, Kai­ser und Kö­ni­ge hat­te.
    Auf­seuf­zend dreh­te ich mich um. Mein Blick fiel auf den un­ver­schämt lä­cheln­den Zwerg, der in re­spekt­lo­ser Hal­tung in der Tür stand. Ich weiß, ich ha­be es schon frü­her er­wähnt, aber in mir keim­te wie­der je­ne ge­reiz­te Stim­mung auf, die mich bei Han­ni­bals An­blick häu­fig über­fiel. Wie war die­ser Gnom, die­ses ha­ge­re und rot­haa­ri­ge Ge­schöpf nur in die GWA ge­ra­ten! Die­se Fra­ge hat­te ich mir schon oft ge­stellt. Sein Ge­sicht war von Som­mer­spros­sen über­sät. Die blaue Uni­form schlot­ter­te an sei­nem Kör­per.
    Als ich ihn nä­her be­trach­te­te, konn­te ich nur mit Mü­he an mich hal­ten. Han­ni­bal be­gann prompt zu ki­chern, la­chen konn­te man wirk­lich nicht mehr da­zu sa­gen. Wenn Han­ni­bal nicht so in­tel­li­gent ge­we­sen wä­re, hät­te man mei­nen kön­nen, er freu­te sich über sei­ne ei­ge­ne Ge­räusch­ku­lis­se.
    So aber ahn­te ich, daß ihm mei­ne in­ne­re Re­ak­ti­on nicht ver­bor­gen ge­blie­ben war. Der Klei­ne war von der Na­tur nicht ge­ra­de mit Schön­heit ge­seg­net. Sein Ge­sicht wirk­te zer­furcht, von zahl­rei­chen stark aus­ge­präg­ten Fal­ten und Fält­chen durch­zo­gen. Er be­saß ei­ne klei­ne Sta­tur und reich­te mir ge­ra­de bis zum Brust­bein. Wir kann­ten uns gut. Bei den letz­ten Ein­sät­zen war er mein Mit­ar­bei­ter ge­we­sen.
    Was ich aber jetzt sah, ver­schlug mir doch die Spra­che. Mein lie­bens­wer­ter Kol­le­ge, der größ­te Ko­mi­ker der GWA, hat­te zu­sätz­lich zu den Som­mer­spros­sen und Fal­ten noch un­über­seh­ba­re Po­cken­nar­ben be­kom­men. Jetzt ver­stand ich, warum der Chef bei mei­nem Ab­flug schmun­zelnd ge­meint hat­te, ich soll­te mich in New Or­leans auf ei­ne Über­ra­schung ge­faßt ma­chen. Er hat­te nicht über­trie­ben.
    Der Klei­ne be­ob­ach­te­te mich amü­siert. Mei­ne dro­hen­den Bli­cke igno­rier­te er in ei­ner Art, an die ich längst ge­wöhnt war. Ich hat­te es je­den­falls noch nie­mals er­lebt, daß Han­ni­bal vor ei­nem Vor­ge­setz­ten Re­spekt ge­zeigt hät­te.
    Akrul ver­folg­te in­ter­es­siert die Sze­ne. Der Zwerg stol­zier­te auf mich zu, als be­stün­de sein Kör­per nur aus ge­ball­ter Kraft. Un­ter den zu kur­z­en Ho­sen­bei­nen wur­den dür­re Bei­ne sicht­bar.
    »Sei ge­grüßt, Lan­ger«, rief Han­ni­bal er­neut. »Ha­ben sie dich in Wa­shing­ton tat­säch­lich wie­der lau­fen­las­sen? Bist wohl ein hoch­an­stän­di­ger Mensch ge­wor­den, was?«
    Akrul lach­te schal­lend über die­sen »Witz«. In Han­ni­bals hell­blau­en Au­gen schie­nen tau­send Teu­fel­chen zu tan­zen. In mei­ner Lauf­bahn als GWA-Agent hat­te ich es noch nicht er­lebt, daß je­mand auf den Ge­dan­ken ge­kom­men wä­re, in dem Klei­nen einen ge­fürch­te­ten Schat­ten zu ver­mu­ten. Das war ein­fach un­mög­lich! So­viel Phan­ta­sie konn­te ein nor­ma­ler Mensch gar nicht auf­brin­gen.
    Die­se na­tür­li­che Tar­nung war der Grund, warum ihm der Al­te schon man­che Un­tat ver­zie­hen hat­te, die zu ei­nem dis­zi­pli­na­ri­schen Ver­fah­ren aus­ge­reicht hät­te. Han­ni­bal

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