Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
un­se­ren Ein­satz in­for­miert. Es konn­te leicht ge­sche­hen, daß wir von ei­nem Un­ter­see-Kreu­zer der Na­vy ge­stellt, oder so­gar an­ge­grif­fen wur­den. Da­zu ka­men noch die ge­heim­nis­vol­len, schwer­be­waff­ne­ten Boo­te, die drei un­se­rer Kreu­zer ver­nich­tet hat­ten.
    Ich be­müh­te mich krampf­haft, nicht an die­se Tat­sa­chen zu den­ken.
    »Mor­gen früh, sechs Uhr see­klar. Gib die ent­spre­chen­den An­wei­sun­gen«, sag­te ich be­herrscht. »Jetzt brin­ge mich zu Man­zo, und paß auf, daß die Be­sat­zung kei­nen Ver­dacht schöpft. Das hät­te mir noch ge­fehlt!«
     
     

6.
     
    Han­ni­bal wisch­te sich mit dem Handrücken über die schweiß­be­deck­te Stirn. Nach der letz­ten Orts­be­stim­mung muß­ten wir auf dem fünf­zigs­ten Län­gen­grad West und dicht vor dem süd­li­chen Po­lar­kreis ste­hen.
    Mit vol­ler Fahrt wa­ren wir zwi­schen den Fal­kland- und Süd-Or­kney-In­seln durch­ge­bro­chen. Das war in durch­schnitt­lich acht­hun­dert Me­ter Tie­fe ge­sche­hen. Die kurz­zei­tig ver­ant­wort­ba­re Höchst­tauch­tie­fe des be­reits im Jah­re 1988 er­bau­ten Boo­tes war mit ein­tau­send Me­ter an­ge­ge­ben, aber ich hat­te es nicht ris­kiert, den Druck­kör­per ei­ner sol­chen Be­las­tung aus­zu­set­zen.
    Er be­stand aus mo­le­kül­ver­dich­te­tem Edel­stahl, der je­doch nach dem über­hol­ten Pen­sing-Ver­fah­ren nur ober­flä­chen­be­strahlt war. Mo­der­ne Groß­raum-Trans­por­ter konn­ten auf fünf­zehn­hun­dert Me­ter Tie­fe ge­hen. Die Bau­vor­schrif­ten für neue Boo­te for­der­ten sol­che star­ken Druck­kör­per, da die ge­sam­te west­li­che Mensch­heit seit Jahr­zehn­ten in ei­ner ewi­gen Angst­psy­cho­se vor ei­nem plötz­lich aus­bre­chen­den Atom­krieg leb­te.
    Staat­li­che Zu­schüs­se für den kost­spie­li­gen U-Boot-Bau wur­den nur dann ge­währt, wenn die pri­va­ten Un­ter­neh­mer mit ei­ner be­son­ders sta­bi­len Kon­struk­ti­on ein­ver­stan­den wa­ren. Die Vor­schrift ging auf ein Ver­lan­gen des Ma­ri­ne­mi­nis­te­ri­ums zu­rück, da bei ei­nem even­tu­el­len Kriegs­aus­bruch die pri­va­te U-Flot­te so­fort in den Dienst der Na­vy ge­stellt wer­den soll­te. Man sah sich al­so vor und sorg­te recht­zei­tig da­für, daß die Min­dest­tauch­tie­fe we­nigs­tens ein­tau­send Me­ter be­trug.
    Un­se­re »Skor­pi­on« war mit ih­rem kern­sche­mi­schen Heiß­dampf-Tur­bo-Trieb­werk ein durch und durch ver­al­te­tes Mo­dell. Ich hat­te die Ar­beit­stem­pe­ra­tur des Plu­to­ni­um-Mei­lers auf 5.600 Grad Cel­si­us hoch­ge­schraubt, um einen hoch­ge­spann­ten Dampf für den Tur­bi­nen­satz zu er­hal­ten. Trotz­dem war die »Skor­pi­on« nicht mehr als fünf­zig Kno­ten ge­lau­fen.
    Die bei­den Kon­den­sa­to­ren zur Re­ge­ne­rie­rung des ra­dio­ak­ti­ven Damp­fes hat­ten stär­ker als er­laubt ge­strahlt. Ich war ge­zwun­gen ge­we­sen, mit ei­ner schwe­ren Spritz­pis­to­le in die hei­ße Zo­ne zu klet­tern. Fünf Mi­nu­ten hat­te ich be­nö­tigt, um die un­dicht ge­wor­de­ne Stel­le an der Nie­der­druck-Ein­gangs­lei­tung mit ei­nem neu­en Be­lag aus strah­lungs­si­che­rem Po­tro­nin-Plast zu ver­se­hen.
    Die Kon­den­sa­to­ren stan­den zu­sam­men mit dem Klein-Re­ak­tor im halb­run­den Bu­graum des trop­fen­för­mi­gen Boo­tes. Zwi­schen dem Auf­heiz­mei­ler, den Tur­bo­pum­pen und dem Wär­me­aus­tau­scher gab es noch­mals ge­son­der­te Strahl­schutz­wan­dun­gen aus dem sehr leich­ten und des­halb häu­fig ver­wen­de­ten Kunst­stoff, zu dem wir Po­tro­nin-Plast sag­ten. Für die Si­cher­heit des ge­sam­ten Boo­tes war das gut, aber wenn man in die­ser En­ge Re­pa­ra­tu­ren vor­neh­men muß­te, spiel­te man mit dem Tod.
    Au­ßer­dem kam die Tat­sa­che hin­zu, daß die Tanks mit dem rei­nen De­stil­lat eben­falls hin­ter der großen Schutz­wand la­gen. See­was­ser als Gas­me­di­um konn­ten wir nicht ver­wen­den, so daß ich sorg­fäl­tig dar­auf ach­ten muß­te, daß kein Was­ser ver­lo­ren­ging. An­de­re Ag­gre­ga­te die­ser Art ar­bei­te­ten mit Queck­sil­ber. Wir be­nutz­ten rei­nen Was­ser­dampf als Gas­me­di­um.
    Der Hoch- und

Weitere Kostenlose Bücher