Hölle unter Null Grad
unseren Einsatz informiert. Es konnte leicht geschehen, daß wir von einem Untersee-Kreuzer der Navy gestellt, oder sogar angegriffen wurden. Dazu kamen noch die geheimnisvollen, schwerbewaffneten Boote, die drei unserer Kreuzer vernichtet hatten.
Ich bemühte mich krampfhaft, nicht an diese Tatsachen zu denken.
»Morgen früh, sechs Uhr seeklar. Gib die entsprechenden Anweisungen«, sagte ich beherrscht. »Jetzt bringe mich zu Manzo, und paß auf, daß die Besatzung keinen Verdacht schöpft. Das hätte mir noch gefehlt!«
6.
Hannibal wischte sich mit dem Handrücken über die schweißbedeckte Stirn. Nach der letzten Ortsbestimmung mußten wir auf dem fünfzigsten Längengrad West und dicht vor dem südlichen Polarkreis stehen.
Mit voller Fahrt waren wir zwischen den Falkland- und Süd-Orkney-Inseln durchgebrochen. Das war in durchschnittlich achthundert Meter Tiefe geschehen. Die kurzzeitig verantwortbare Höchsttauchtiefe des bereits im Jahre 1988 erbauten Bootes war mit eintausend Meter angegeben, aber ich hatte es nicht riskiert, den Druckkörper einer solchen Belastung auszusetzen.
Er bestand aus molekülverdichtetem Edelstahl, der jedoch nach dem überholten Pensing-Verfahren nur oberflächenbestrahlt war. Moderne Großraum-Transporter konnten auf fünfzehnhundert Meter Tiefe gehen. Die Bauvorschriften für neue Boote forderten solche starken Druckkörper, da die gesamte westliche Menschheit seit Jahrzehnten in einer ewigen Angstpsychose vor einem plötzlich ausbrechenden Atomkrieg lebte.
Staatliche Zuschüsse für den kostspieligen U-Boot-Bau wurden nur dann gewährt, wenn die privaten Unternehmer mit einer besonders stabilen Konstruktion einverstanden waren. Die Vorschrift ging auf ein Verlangen des Marineministeriums zurück, da bei einem eventuellen Kriegsausbruch die private U-Flotte sofort in den Dienst der Navy gestellt werden sollte. Man sah sich also vor und sorgte rechtzeitig dafür, daß die Mindesttauchtiefe wenigstens eintausend Meter betrug.
Unsere »Skorpion« war mit ihrem kernschemischen Heißdampf-Turbo-Triebwerk ein durch und durch veraltetes Modell. Ich hatte die Arbeitstemperatur des Plutonium-Meilers auf 5.600 Grad Celsius hochgeschraubt, um einen hochgespannten Dampf für den Turbinensatz zu erhalten. Trotzdem war die »Skorpion« nicht mehr als fünfzig Knoten gelaufen.
Die beiden Kondensatoren zur Regenerierung des radioaktiven Dampfes hatten stärker als erlaubt gestrahlt. Ich war gezwungen gewesen, mit einer schweren Spritzpistole in die heiße Zone zu klettern. Fünf Minuten hatte ich benötigt, um die undicht gewordene Stelle an der Niederdruck-Eingangsleitung mit einem neuen Belag aus strahlungssicherem Potronin-Plast zu versehen.
Die Kondensatoren standen zusammen mit dem Klein-Reaktor im halbrunden Bugraum des tropfenförmigen Bootes. Zwischen dem Aufheizmeiler, den Turbopumpen und dem Wärmeaustauscher gab es nochmals gesonderte Strahlschutzwandungen aus dem sehr leichten und deshalb häufig verwendeten Kunststoff, zu dem wir Potronin-Plast sagten. Für die Sicherheit des gesamten Bootes war das gut, aber wenn man in dieser Enge Reparaturen vornehmen mußte, spielte man mit dem Tod.
Außerdem kam die Tatsache hinzu, daß die Tanks mit dem reinen Destillat ebenfalls hinter der großen Schutzwand lagen. Seewasser als Gasmedium konnten wir nicht verwenden, so daß ich sorgfältig darauf achten mußte, daß kein Wasser verlorenging. Andere Aggregate dieser Art arbeiteten mit Quecksilber. Wir benutzten reinen Wasserdampf als Gasmedium.
Der Hoch- und
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