Hölle unter Null Grad
nicht in Betrieb war.
»Ist die Ladung schon verstaut?« erkundigte ich mich.
Akrul grinste zweideutig. Ich konnte mir vorstellen, daß er an Manzo dachte, den wir diesmal als Opfer auserwählt hatten. Er sollte ja laut Plan als Gefangener zur Antarktis gebracht werden, so daß meine Frage nach der »Ladung«, für einen orientierten Mann der Besatzung ziemlich seltsam klingen mußte.
»Werden Sie schon sehen, Satcher. Sie sehen übrigens gar nicht blaß aus.«
Er spielte natürlich auf meinen angeblichen Zuchthausaufenthalt an. Gleichmütig entgegnete ich:
»So, meinen Sie! Vielleicht kommen Sie auch einmal in den Genuß einer Staatspension. Dann werden Sie feststellen, daß die Häftlinge reichlich Gelegenheit haben, ihre Haut der Sonne auszusetzen. Wenn Sie natürlich das Pech haben sollten, zur Zwangsarbeit auf dem Mond verurteilt zu werden, dann dürften Sie ziemlich blaß auf die Erde zurückkehren. Ich habe mir sagen lassen, der Aufenthalt in den Uran-Minen wäre nicht besonders angenehm.«
»Mann, berufen Sie es nicht. Das hätte mir noch gefehlt. Wie sind Sie eigentlich erwischt worden? Vielleicht kann man daraus lernen!«
»Später, mein Lieber«, lachte ich. »Eines Tages wird man Sie bestimmt ertappen. Wollen wir wetten?«
Auf meine Worte reagierte er mit einem Fluch. Gleichzeitig brachte er die Maschine auf den Boden. Wir landeten direkt vor einem kleinen Gebäude, das mit der einen Seite an die große Lagerhalle grenzte.
Ich bemerkte einen unscheinbar wirkenden Mann mit ölglänzenden Haaren und nichtssagenden Gesichtszügen. Er trat aus dem angebauten Wohnhaus und warf mir prüfende Blicke zu.
»Wer ist das?«
»Leferts, Ihr Maschinenmaat. Tüchtiger Bursche, nur kann er niemals genug bekommen.«
»Das ist ein Fehler«, äußerte ich, während ich auf den Boden sprang. Ich begrüßte den Mann und übergab ihm meine Tasche.
»Wo ist Gene? Zu Hause?« fragte ich.
Er sah mich etwas begriffsstutzig an.
»Ach so. Sie meinen den Chef. Klar ist der zu Hause. Er wartet schon auf Sie. Hier geht’s lang, Satcher.«
Ich verharrte mitten im Schritt und drehte mich langsam zu ihm um. Dann ergriff ich ihn an seiner dunklen Jacke und zog ihn näher zu mir.
»Ich heiße zwar so, Maschinenmaat Leferts, aber Sie haben mich mit ›Sir‹ anzureden. Ist das klar?«
Er versuchte ärgerlich, sich aus meinem Griff zu befreien. Da es nichts schaden konnte, den Männern Respekt beizubringen, machte ich eine winzige Handbewegung, die ihn zu einem Aufschrei veranlaßte. GWA-Griffe sind schmerzhaft in ihrer Wirkung.
»Was haben Sie denn?« fragte ich zynisch.
»Hören Sie auf, Satch …, äh, ich meine Sir. Hören Sie auf, bitte!«
»Das klingt schon viel besser. Tragen Sie meine Tasche ins Haus und bilden Sie sich nicht ein, ich würde in meiner Abteilung Schlampigkeit dulden, die gewöhnlich mit vertraulichen Redensarten beginnt. Das wäre alles, Mr. Leferts.«
Hastig verschwand der Mann im Haus. Akrul meinte stirnrunzelnd:
»Hören Sie, Satcher, so werden Sie nicht weit kommen. Wir sind hier nicht in der Navy.«
Ich musterte seine untersetzte Figur und das breitflächige Gesicht. Er gefiel mir immer weniger. Vom Alten war es eine Zumutung, uns mit solchen Leuten in einen schweren Einsatz zu schicken. Da Akrul Erster Offizier war, nahm er sich natürlich das Recht heraus, mich mit meinem Familiennamen anzusprechen. Ich konnte das kaum verbieten. Im Grunde war es mir auch gleichgültig.
Ich entgegnete kühl:
»Lassen Sie das meine Sorge sein. Ich bin für den technischen Zustand des Bootes verantwortlich. Wenn Fehler gemacht werden, erleben die dafür Verantwortlichen die Hölle. Darauf können Sie sich verlassen. Ich möchte nicht wegen undisziplinierter
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