Hölle unter Null Grad
hatten sie in großer Tiefe untertaucht und waren den gefährlichen Hindernissen aus dem Weg gegangen.
Nun kamen laufend Meldungen von Kansman durch. Der nach oben eingeschwenkte Unterwasser-Objekttaster verriet gewaltige Treibeismassen, die gelegentlich die Form zusammenhängender Packeisfelder annahmen. Die Antarktis hatte uns in ihren eisigen Schoß aufgenommen, und es war sehr fraglich, ob wir daraus wieder entrinnen konnten.
Ich gab Hannibal ein Zeichen, das er durch ein kurzes Nicken bestätigte. Gleich darauf kam seine Anweisung:
»An Maschine. Fahrt drosseln auf Umdrehungen für zehn Knoten. Auf Fernsehtiefe gehen.«
Ich bestätigte kurz und begann zu schalten. Das Singen der Turbinen wurde dumpfer, als ich den Kernzerfall im Pu-Meiler mit Hilfe der Neutronenbremsen etwas drosselte. Dafür war nur eine Schaltung notwendig. Die genaue Ausführung besorgte das Robotgerät, von dem die Maschine auf zehn Knoten einreguliert wurde. Wenigstens war die elektronische Ausrüstung des Bootes einwandfrei.
Ein weiterer Druck auf die Tiefenruder-Taste des Zentrale-Robots ließ Kontrollampen aufleuchten. Ich schaltete ihn auf Fernsehtiefe. Sofort gab das Gerät die entsprechenden Ruderkommandos. Ich hörte das Surren der Haupt-Trimmpumpe, ehe das Boot aus seiner großen Tiefe nach oben schoß.
Kansman hob die Tür seiner Funk- und Ortungsbade etwas weiter auf, damit er mich voll sehen konnte. Leferts fungierte zur Zeit als Zentralemaat. Er überwachte die Klima- und Luftregenerierungsanlage.
»Ist es über uns?« fragte ich.
Kansman blickte auf die Bildfläche des Breitstrahl-Tasters. Ich konnte einige dunkle Punkte bemerken.
»Treibeis, Sir. Keine zusammenhängenden Massen. Das große Feld haben wir schon hinter uns.«
»Genau aufpassen, damit wir uns nicht die Nasen anrennen«, entgegnete ich unfreundlich. »Ultraschall-Horcher auf volle Lautstärke bringen. Ich will sofort informiert werden, wenn wir von dem Suchimpuls eines fremden Bootes erfaßt werden.«
Akrul kam gerade von achtern. Dort befanden sich nicht nur die Wohnräume für die Besatzung, sondern auch die Laderäume. Er schwang sich durch das Kugelschott und schob mir einen Becher mit heißem Kaffee auf den kleinen Klapptisch vor den Automatkontrollen.
Sein Lachen wirkte unecht. Da er zur Freiwache gehörte, hatte er in der Zentrale eigentlich nichts zu suchen. Ich konnte mir aber gut vorstellen, daß in ihm die gleiche Unruhe tobte, die uns alle umfangen hielt.
»Suchimpulse?« wiederholte er. »Satcher, meinen Sie wirklich, wir könnten hier noch von einem Wachboot der Navy geortet werden? Die gefährliche Zone zwischen den Süd-Orkneys und Süd-Shetland haben wir längst hinter uns. Wenn wir dem fünfzigsten Längengrad West folgen, kommen wir in wenigen Stunden unter das Filchner-Schelfeis. Ich halte es für ausgeschlossen, daß sich hier noch Kreuzer der Navy herumtreiben.«
Ich warf ihm einen düsteren Blick zu, unterließ jedoch eine Antwort, da der Zentrale-Robot soeben die Ausführungsmeldung des Manövers anzeigte. Es war ein heller, durchdringender Summton.
Ein Blick auf das Tiefenmanometer überzeugte mich davon, daß die »Skorpion« auf Fernsehtiefe angekommen und sauber eingetrimmt worden war. Das Boot lag sehr ruhig. Die Schraube arbeitete mit der Drehzahl für zehn Knoten Fahrt.
Über uns war freies Wasser. Hannibal fuhr sich wieder über die Stirn. Er war ausgesprochen unruhig, da wir nun einen Punkt erreicht hatten, wo es ganz und gar auf den unbekannten Gegner ankam.
Die Aussagen eines verstorbenen Mannes fielen mir wieder ein. Wenn er die Wahrheit berichtet hatte, dann mußten wir uns
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