Hölle unter Null Grad
hatte es bei einer Gelegenheit fertiggebracht, das Kraftwerk einer kleinen Stadt in Mittelwesten lahmzulegen, nur weil ihm das Programm der Fernsehstation Des Moines nicht gefallen hatte. Das Störmanöver hatte dem Zwerg Spaß bereitet. Es gehörte schon allerlei Ideenreichtum dazu, sich vorzustellen, daß dieser Mann Leutnant der GWA mit zwölfjähriger Spezialschulung war.
Hier war er in seinem Element. Ich fühlte instinktiv, wie ihm diese Umgebung gefiel, in der er sein phänomenales schauspielerisches Talent voll entfalten konnte. Die Rolle eines gerissenen Gauners schien ihm auf den Leib geschrieben zu sein.
Ich begrüßte ihn mit belegter Stimme und schüttelte ihm fest die Hand. Er verzog schmerzhaft das Gesicht.
Sein Redestrom verstummte. Dann massierte der Kleine sein Hand und atmete tief durch. Ich starrte ihn verblüfft an. Bei Hannibal lernte man eben niemals aus. Wie konnte der Mensch nur so empfindlich sein.
Er bedachte mich mit einem ausgesprochenen giftigen Blick. An schließend begannen wir mit unserem geplanten Frage- und Antwort-Spiel, das speziell für die inzwischen aufgetauchten Zuhörer bestimmt war. Ich kann es an dieser Stelle übergehen, da es nur meinen angeblichen Aufenthalt in der Strafanstalt behandelte.
Wir sorgten dafür, daß die acht Männer hundertprozentig davon überzeugt wurden, zwei Männer mit einer recht dunklen Vergangenheit vor sich zu sehen. Das immer wieder aufbrandende Gelächter widerte mich an, zumal ich ständig daran denken mußte, wie nebensächlich diese Leute im Grunde genommen waren. Sie interessierten uns überhaupt nicht, und doch benötigten wir sie.
Diese Art von Einsatz-Vorbereitungen ging mir auf die Nerven, da ich darin kein positives Ergebnis sah. Erst bei näherer Betrachtung und unter Berücksichtigung der psychologisch ausgewerteten Sicherheitsfaktoren gewann das Spiel mit den Randfiguren einen gewissen Sinn.
Ich gestaltete es so kurz wie möglich, zumal Hannibal reichlich derb in seinen Andeutungen wurde. Was er mir in versteckter Form andichtete, war wirklich allerhand. Trotzdem machten diese Dinge Eindruck, was ich an den respektvollen Blicken der Leute erkannte.
Sie wurden mir der Reihe nach vorgestellt. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich bereits als vollwertiges Mitglied in die Gemeinschaft dieser Männer aufgenommen.
Da mir die Sache langsam zu dumm wurde, begann ich auf ein anderes Thema umzuschwenken. Hannibal verstand sofort.
»Akrul hat mir etwas von einem U-Boot erzahlt. Wo ist es?«
Ich sah zum Kai hinüber, wo nichts zu sehen war. Der Zwerg wurde sachlich, und in seine Augen trat ein Ausdruck, der mir den getarnten GWA-Agenten im Einsatz verriet.
»Drüben in der Füllstation. Die Reaktionsmasse des Meilers muß ausgewechselt werden. Ich schätze, daß ich ziemlich tief in die Taschen zu greifen habe.«
»Die sind schon immer unergründlich gewesen«, spöttelte ich. »Da du mich soeben feierlich als leitenden Ingenieur angeheuert hast, darf ich mich vielleicht danach erkundigen, wann die ›Skorpion‹ in See geht. Ich brauche schnellstens eine Luftveränderung. Was hast du überhaupt vor? Besondere Ladung?«
Das Gelächter der Leute verstummte. Hannibal blickte nachdenklich vor sich hin. Seine Stimme klang heiser, als er entgegnete:
»Ich habe nur noch auf dich gewartet. Die Sache eilt. Wir laufen morgen aus. Die Füllstation erledigt den Probelauf, der im Bunker geschehen kann. Wir haben kein Staustrahl-Triebwerk, sondern ein Turbo-Schrauben-Aggregat.«
»Sauer«, murmelte ich. »Sehr sauer. Hast du kein neues Boot auftreiben können?«
Er zuckte mit den Schultern.
»Gut
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