Hölle unter Null Grad
Funk- und Radartechnik, lebten, hätte er das gar nicht nötig gehabt. Ein Anruf hätte genügt, und ich wäre auch ohne Kurier abgeflogen.
Da er aber trotzdem einen Kollegen geschickt hatte, mußte die Sache so bedeutungsvoll sein, daß er es nicht riskiert hatte, die Bildsprechverbindung zu wählen.
Es mußte sich um eine hochakute Angelegenheit handeln. Mir stand zweifellos ein sehr harter Sondereinsatz bevor, und das wollte mir verständlicherweise nicht gefallen. Noch zu gut hatte ich die metabolischen Ungeheuer in Erinnerung, mit denen ich mich beim letzten Unternehmen befassen mußte. Im nicht weit entfernten Glacier-National-Park tobten jetzt noch die Vulkane, die ich mit der atomaren Explosion entfesselt hatte. Wenn mein nächster Auftrag ähnliche Probleme beinhaltete, ging ich düsteren Zeiten entgegen.
2.
TS-19 saß hinter dem Knüppel unserer supermodernen BX-P-1285. Auf der großen Radar-Reliefkarte waren die einzelnen Luftraum-Überwachungsstationen der Landesverteidigung als grüne Pünktchen sichtbar, die rasch aus dem Bild wanderten, um neuen Pünktchen Platz zu machen.
Auf dem Bildschirm des Bodentasters leuchtete klar und hell die überflogene Landschaft. Ab und zu vergrößerte ich einige Ausschnitte. Dann entstand der Eindruck, als strömten Flüsse und Städte in die Maschine hinein.
Wir lagen genau auf Kurs in vierzig Kilometer Höhe. Unsere Geschwindigkeit wurde von dem Staudruckmesser mit 14 Mach ermittelt, so daß wir mit der annähernden Höchstgeschwindigkeit flogen, die diese Maschine erreichen konnte.
Natürlich war sie kein ultraschneller Jagdbomber der Raumabwehr, die normalerweise mit 24- bis 28facher Schallgeschwindigkeit flogen. Im leeren Raum waren diese Einheiten erheblich schneller, da sie dann auf Raketenantrieb umgeschaltet wurden.
Vor einigen Wochen erst war ein neues kernchemisches Triebwerk eingesetzt worden, dessen Arbeitsweise nicht mehr so kompliziert war wie die der bisher gebräuchlichen Wärmetausch-Reaktoren.
Es handelte sich um sogenannte Pile-Brennkammern, in denen speziell entwickelte, walzenförmige Kleinmeiler konzentrisch angeordnet waren. Bei Flügen innerhalb der Atmosphäre wurde die vorhandene Luft als Arbeitsmedium angesaugt, axial in die Brennkammer eingepreßt und dort erhitzt. Ich hatte an einem Prüfstandversuch teilgenommen, bei dem Ausströmgeschwindigkeiten von 61 Kilometer pro Sekunde erreicht worden waren.
Die Expansion der hocherhitzten Frischgase war ungeheuerlich, da das Kühlproblem durch die axiale Einführung der Gasmedien und thermisch stabile Werkstoffe gelöst worden war.
Im leeren Raum arbeiteten diese neuartigen und leichten Pile-Brennkammern nach dem Raketensystem. Normales, in Tanks mitgeführtes Wasser wurde nach der Vor-Verdampfung als Strahlmedium verwandt. Es hatte ausgezeichnete Werte ergeben.
Über ein solches Triebwerk verfügten wir jedoch nicht, da Pile-Brennkammern noch auf der Geheimliste standen. Unsere Maschine war, an diesen Werten gemessen, ein recht lahmer Typ, der bestenfalls auf 14-fache Schallgeschwindigkeit kam.
Wir rasten jenseits der Stratosphäre über die Staaten des Mittelwesten hinweg. Auf dem Bildschirm tauchte bereits der strichfein erkennbare Ohio auf. Weiter südlich lag Huntington, direkt vor uns die kleine Stadt Jackson im Staate Ohio.
Das Geheul unseres Ato-Triebwerks konnten wir nicht hören. Die Maschine lag so ruhig in der bereits dünnen Luft, daß die geringsten Erschütterungen spürbar waren. Ihre kritische Grenze lag bei 11 Mach, aber die hatten wir
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