Hölle unter Null Grad
sorgten auch dafür, daß bei unserer »Einsickerungstaktik« ein Rädchen ins andere griff.
Nur ein Mann gab die Einsatzbefehle, die vorher von den wissenschaftlichen Abteilungen überprüft wurden. General, Reling, allmächtiger Chef der GWA und nur dem Präsidenten verantwortlich, war ein Mann mit »Instinkt«. Er verstand es meisterhaft, die Arbeit fähiger Wissenschaftler mit der Tätigkeit aktiver Agenten zu vereinigen und dadurch ein Machtinstrument zu schaffen, das auf der Erde einmalig war.
Ich gehörte zu den Leuten, die man im Volksmund seit etwa zehn Jahren GWA-Schatten nannte. Niemand kannte uns. Niemand war über unseren Wohnsitz orientiert. Nicht einmal die Geheime-Bundeskriminalpolizei war über unsere Personalien unterrichtet. Und von meinen Kollegen kannte ich nur drei. TS-19 gehörte dazu.
Es war ein harter und gnadenloser Kampf, von dem die Bürger des Landes kaum etwas erfuhren. Es ging um die Sicherheit der westlichen Menschheit, die seit fünfundvierzig Jahren in ewiger Angst vor dem dritten Weltkrieg lebte. Dieses weltvernichtende Chaos zu vermeiden, war unsere Aufgabe, die wir aber nur mit den uns zur Verfügung stehenden Machtmitteln bewältigen konnten.
Als die Sicherheitszone von Clarksburg, Virginia, sichtbar wurde, begann unser Bildsprechgerät zu summen. Es arbeitete auf der GWA-eigenen Sup-Ultra-Welle, die – wie erwähnt – von keinem normalen Empfänger abgehört werden konnte. Wir wußten mit absoluter Sicherheit, daß es asiatischen Technikern bisher nicht gelungen war, das Geheimnis zu lüften. Wir vermuteten sogar aufgrund verschiedener Anhaltspunkte, daß unsere Geheimwelle im Riesenreich jenseits des Pazifischen Ozeans noch völlig unbekannt war.
Dem Geheimdienst des Großasiatischen-Staatenbundes war es bis jetzt nicht gelungen, einen aktiven GWA-Angehörigen lebend zu fassen. Stets hatten meine im Einsatz gefallenen Kollegen ihre geheimen Ausrüstungen noch rechtzeitig vernichten können.
TS-19 drückte den Schalter nach unten. Auf der Bildfläche erschien das Gesicht eines uniformierten Mannes. Da er keine Maske trug, mußte es sich um einen passiven GWA-Angehörigen handeln. Wir waren berechtigt, unsererseits nicht auf Bildsendung zu schalten, da der Mann keinesfalls unsere wahren Gesichter sehen durfte.
Ich meldete mich.
»Major HC-9 spricht. Befinde mich vier Meilen vor Kontrollpunkt Clarksburg mit direktem Kurs auf Washington. Bildsendung laut Paragraph 18 DV nicht möglich. Ende!«
Der Mann mit den Rangabzeichen eines Colonels nickte und sagte verbindlich:
»In Ordnung, Major. Ich habe Ihr Automat-Kontrollzeichen empfangen. Wir haben Sie bereits auf Objekttaster-Schirm. Biegen Sie sofort nach Süden ab. Washington soll nicht angeflogen werden. Der Chef erwartet Sie auf dem Marine-Forschungsgelände von Kap Kennedy, Florida. Folgen Sie genau dem achtzigsten Längengrad West und biegen Sie über der See ab. Sie sind angemeldet. Landen Sie auf dem Dachflugplatz des neuen Marinehospitals von Cocoa. Größte Dringlichkeit. Ende.«
TS-19 sah mich wortlos an, als ich bestätigte:
»Verstanden, Sir. Ende.«
Der Oberst hob grüßend die Hand, ehe die Bildfläche wieder dunkel wurde.
Ich schaltete das Gerät ab. Mein Kollege übertrug die Steuerung bereits auf den Robotautomaten. Auf der Zielkarte erschien der achtzigste Längengrad. Unsere Maschine wurde durch einen rötlichen Punkt dargestellt, der plötzlich den Kurs änderte, als er die Linie berührte. Zugleich fühlten wir, wie die Maschine herumgerissen wurde. Mit voller Fahrt jagten wir nach Süden. Nach wenigen
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