Hölle unter Null Grad
Flugminuten tauchte die Atlantikküste auf. Die Insel St. Helena vor der amerikanischen Ostküste verschwand von dem Bodenbildschirm, auf dem nun die Wasserwüste sichtbar wurde.
TS-19 saß untätig hinter dem Knüppel, den vorläufig der Automat regierte.
»Kap Kennedy?« fragte er stirnrunzelnd. »Können Sie sich vorstellen, Sir, was das bedeuten soll? Sieht beinahe so aus, als hätte die Sache etwas mit Raketen oder Fernlenkwaffen zu tun. Kap Kennedy ist noch immer das bevorzugte Prüfgelände der Navy. Als Weltraumbahnhof hat es längst ausgespielt. Früher war hier mehr los!«
Ich nickte nachdenklich, da ich mich an die große Zeit des Kaps noch gut erinnern konnte. Damals, in den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, waren von hier aus die ersten Menschen in den Raum und später zum Mond gestartet.
Zu Beginn der achtziger Jahre war das Programm der ersten bemannten Raumstation angelaufen. Das hatte ich als Junge an den Bildschirmen miterlebt. Später war der erste Weltraumbahnhof der Menschheit unbedeutend geworden. Andere Raumhäfen, vordringlich die riesigen »Nevada-Fields« mit ihren direkt angegliederten Schiffs- und Zubehörindustrien, hatten sich als technisch vorteilhafter erwiesen.
TS-19 blickte mich verständnisvoll an. Ich räusperte mich und kam abrupt auf das Thema zurück.
»Na, wenn Sie das nicht wissen! Ich bin völlig ahnungslos. Meiner Meinung nach scheint es aber nicht in den Weltraum zu gehen, da man uns sonst zum Raumhafen der Nevada-Fields geschickt hätte. Das wäre einfacher gewesen.«
»Also Fernlenkwaffen«, meinte er.
»Vielleicht. Ich weiß es nicht. Übernehmen Sie wieder das Steuer. Bei dieser Geschwindigkeit sind tausend Meilen in wenigen Augenblicken bewältigt.«
Gleich darauf summte der Robotautomat. Westlich von unserem Standort tauchte das Gelände von Kap Kennedy auf. Wir wurden sofort von der Luftraum-Überwachungszentrale angerufen, konnten jedoch unbehelligt weiterfliegen, da unsere automatisch abgestrahlte Kodenummer einwandfrei bewies, daß es sich um eine Maschine der GWA handelte.
»Wir nehmen Sie in Fernsteuerung, Sir«, teilte der Kontrolloffizier mit, dessen Gesicht klar auf dem Schirm zu erkennen war.
»Einverstanden. Ich schalte um.«
Wieder nahm der Leutnant die Hände vom Knüppel, da es von nun an nichts mehr für ihn zu tun gab.
Am Fernsteuergerät leuchtete die grüne Lampe auf. Während die Küste vor uns auftauchte, begann der Knüppel sich geheimnisvoll zu bewegen. Schalter knackten und Zeiger schlugen aus. Die Neutronenbremsen schoben sich in die heiße Zone unseres Meilers, als die Maschine in einem gewagten Sturzflug nach unten schoß.
»Die haben es aber eilig«, beanstandete TS-19 das Manöver, als der Flugschrauber wieder hart aufgefangen und dann erneut zum Sturz gezwungen wurde. Unsere Fahrt sank rasch.
Knapp achttausend Meter über dem Wasserspiegel verstummte das dumpfe Dröhnen des Ato-Triebwerks. Die von chemischen Treibstoffen versorgte Gasturbine begann aufzuheulen. Zischend wurden die gegenläufigen Rotoren ausgefahren, die von nun an die nur noch 800 km/h schnelle Maschine in der Luft hielten.
Mit sinkender Fahrt überquerten wir das Gelände der Raketen-Versuchsanstalt, bis weiter hinten Verwaltungsgebäude auftauchten .
Westlich von uns machten wir die breite Autobahn Miami-Jacksonville aus. Die Fahrbahnen schienen verwaist zu sein. Immer mehr Autofahrer zogen sich in die Luft zurück. Es kam nur noch selten vor, daß eine Wegstrecke von über fünfzig Meilen mit dem Wagen zurückgelegt wurde.
Es gab heute preiswerte und leicht zu
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