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Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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un­zäh­li­ge Ein­zel­hei­ten zur Spra­che, die vor­her so ne­ben­säch­lich und un­be­deu­tend er­schie­nen wa­ren. Nun er­wie­sen sie sich von un­schätz­ba­rem Wert, da es prak­tisch kei­ne Lücke gab.
    Nach et­wa zwan­zig Mi­nu­ten be­gann Le­ferts plötz­lich krei­schen­de Lau­te aus­zu­sto­ßen. Schließ­lich sang er mit miß­tö­nen­der Stim­me ein Weih­nachts­lied, und das sag­te mir ge­nug.
    Ver­hal­ten flu­chend eil­te der Arzt nach vorn, ob­wohl er wis­sen muß­te, daß nur noch ei­ne kli­ni­sche Be­hand­lung von lan­ger Dau­er hel­fen konn­te.
    Le­ferts war ei­ner Be­wußt­seins­s­pal­tung ver­fal­len, die sich hier an Bord des Kreu­zers kei­nes­falls be­sei­ti­gen ließ.
    Ich muß­te un­will­kür­lich an die Wor­te des Al­ten den­ken, daß wir im Zu­ge un­se­rer der Si­cher­heit der west­li­chen Welt die­nen­den Auf­ga­be viel­leicht ei­ni­ge Gangs­ter un­an­ge­neh­men Ge­scheh­nis­sen aus­set­zen müß­ten.
    In mir ka­men Zwei­fel auf, ob die Be­feh­le rich­tig ge­we­sen wa­ren, Le­ferts moch­te ein Ver­bre­cher sein, der ins Zucht­haus, wahr­schein­lich so­gar in die Gas­kam­mer ge­hör­te. Sei­ne so­eben er­folg­ten Aus­sa­gen hät­ten aus­ge­reicht, ihn zur le­bens­läng­li­chen Zwangs­ar­beit auf dem Mond zu ver­ur­tei­len. Der Chef schi­en das ge­wußt zu ha­ben, denn Han­ni­bal hat­te ganz be­stimm­te Be­feh­le zur Aus­wahl der Be­sat­zung er­hal­ten. Trotz­dem war Le­ferts ein Mensch.
    Ich woll­te nicht län­ger dar­über nach­den­ken. Mein Haß rich­te­te sich ge­gen die skru­pel­lo­sen Geg­ner, die größ­ten­teils in den USA ge­bo­ren wor­den wa­ren. Al­lein die Tat­sa­che, daß sie als Be­sat­zungs­mit­glie­der auf ei­nem asia­ti­schen U-Kreu­zer fuh­ren, hät­te nach dem Si­cher­heits­ge­setz von 1991 aus­ge­reicht, sie so­fort zum To­de zu ver­ur­tei­len. Wenn sie von un­se­ren Leu­ten ge­faßt wur­den, konn­ten sie auf kei­ne Mil­de hof­fen.
    Der Arzt schi­en sei­nem Ak­zent nach ein Fran­zo­se zu sein. Sei­nen Na­men hat­te ich nicht er­fah­ren. Aber das spiel­te kei­ne Rol­le mehr. Er spritz­te kreis­lau­f­an­re­gen­de Mit­tel, ehe drei kräf­ti­ge Män­ner Le­ferts vom OP-Tisch ho­ben und aus dem Raum brach­ten.
    Als mich der Chi­ne­se nach­denk­lich an­sah, sag­te ich mit ver­krampf­tem Lä­cheln:
    »Wenn Sie auf den Ge­dan­ken kom­men soll­ten, mich eben­falls mit dem Höl­len­zeug zu ver­hö­ren, so las­sen Sie sich gleich ge­sagt sein, daß Sie mich le­bend nicht auf den Tisch be­kom­men. Ehe ich mich wahn­sin­nig ma­chen las­se, zie­he ich die Ma­ga­zin­la­dung aus ei­ner MP vor. Ma­chen Sie mit Le­ferts von mir aus, was Sie wol­len. Mich krie­gen Sie nicht auf den Tisch.«
    Bei den Wor­ten ging ich lang­sam auf den mir am nächs­ten ste­hen­den Mann zu.
    Ich sah in ein erb­las­sen­des Ge­sicht. Ei­ne hoch­ru­cken­de Mün­dung droh­te ge­gen mei­ne Brust. Han­ni­bal ging dicht ne­ben mir. Nie­mand sprach ein Wort. Der Mann mit der MP wich Schritt für Schritt zu­rück. Sei­ne Zei­ge­fin­ger be­weg­te sich am Ab­zug. Schließ­lich keuch­te er:
    »Blei­ben Sie ste­hen. Ver­dammt, blei­ben Sie ste­hen.«
    Der Asia­te be­gann lei­se zu la­chen.
    »Nicht übel, mei­ne Her­ren, gar nicht übel. In Ord­nung, ich kann Ih­re Ge­füh­le ver­ste­hen. Die Aus­sa­gen des Man­nes ge­nü­gen mir. Sie schei­nen ein­wand­frei zu sein. Neh­men Sie die Waf­fe run­ter.«
    Er­leich­tert ließ der Pos­ten die MP sin­ken. Als der Blick des Chi­ne­sen nun auf Daroun fiel, brach die­ser zu­sam­men.
    »Nicht, um Him­mels wil­len nicht«, wim­mer­te er. »Ich ha­be auch al­les ge­wußt. Ich kann nicht mehr sa­gen als Le­ferts. Sprit­zen Sie mir das Zeug nicht ein!«
    Der Chi­ne­se über­leg­te ei­ni­ge Se­kun­den und sag­te dann be­stimmt:
    »Sie wer­den ein schrift­li­ches Ge­ständ­nis ab­le­gen. Sie üb­ri­gens auch. Sat­cher. Das glei­che gilt für Bo­part. Die Ge­ständ­nis­se blei­ben in un­se­rer Zen­tra­le. Ich hal­te Sie für in­tel­li­gent ge­nug, daß Sie kei­nen Blöd­sinn ma­chen. Sie se­hen hof­fent­lich ein, daß Sie in den Staa­ten schwe­re Stra­fen zu er­war­ten hät­ten, oder?«
    Han­ni­bal

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