Hölle unter Null Grad
unwillkommener Gäste. Möchten Sie einen Kaffee?«
Hannibal äußerte seine Meinung in sehr rauhen Worten. Ich nahm auch kein Blatt vor den Mund. Also da lag der Hase im Pfeffer! Unser Freund konnte nur eine vorläufige Entscheidung treffen. Wenn sie den übergeordneten Leuten nicht richtig erschien, so konnten wir noch mit unangenehmen Situationen konfrontiert werden.
Haefert grinste breit, ehe er meinte:
»Beruhigen Sie sich! So seltene Musterexemplare wie Sie haben wir noch nie aufgespürt. Es kann natürlich passieren, daß man in den Staaten Ihre Akten nachprüft.«
»Welche Akten?« Ich spielte mein Erstaunen echt.
»Die Unterlagen im Hauptquartier der Bundespolizei«, erklärte der Chinese höflich. »Halten Sie uns für leichtsinnig?«
Da ich schwieg, sagte Hannibal ironisch:
»Sie geben ja ganz schön an, mein Lieber! FBI-Unterlagen sind bekanntlich streng geheim. Da kommen Sie niemals ran.«
Der Asiate lächelte nur. Sein Verhalten sagte mir genug. Dem GAS-Geheimdienst war es also wieder einmal gelungen, einen Vertrauensmann in hoher Position zu gewinnen. Die Kollegen vom Bundeskriminalamt konnten tun, was sie wollten, es geschah regelmäßig in gewissen Abständen.
Im Senat hatte man noch immer nicht eingesehen, daß man den verantwortlichen Beamten der Geheimen-Bundeskriminalpolizei weitaus höhere Gehälter zubilligen mußte. Es gab immer wieder ein Mitglied, das durch widrige Umstande an dem asiatischen Geld interessiert war.
Selbst der jüngste GWA-Schatten erhielt etwa viermal mehr als der Leiter des FBI – und das wollte etwas heißen. Wir hatten diese Gefahrenquelle von vornherein ausgeschaltet! Aber uns stand ja auch ein Milliardenfonds zur Verfügung. In Regierungskreisen war man der Ansicht, daß die GWA schon genug kostete. Infolgedessen sparte man an anderer Stelle, was bereits zu erheblichen Verwicklungen geführt hatte.
Manzo sah mich kurz an, und ich wußte, daß er diese Worte nicht überhort hatte.
Teilnahmslos, mit einem in sich gekehrten Blick, stand er in der großen Zentrale. Er war erneut zu einem unbegreiflichen Sender geworden. Wenn TS-19 die Informationen sofort weitergab, war man im FBI-Hauptquartier innerhalb einer halben Stunde unterrichtet. Dann galt es aufzupassen und dem Verräter eine Falle zu stellen. Das verstanden die Angehörigen des Bundeskriminalamtes großartig. Bisher hatten sie noch jeden Abtrünnigen gefaßt.
Als ich Augenblicke später auf die beiden großen Bildschirme des Unterwasser-Radartasters sah, vergaß ich fast zu atmen. Sie hatten auf Breitstrahl geschaltet. Das Bild war ausgezeichnet.
Rechts und links des schweren Bootes sah ich keine Wasserwüste mehr, sondern zerklüftete Felswände, die teilweise völlig glattgeschliffen waren.
Ich warf einen Blick auf das Tiefenmanometer, das die Angaben des zentralen Robotgehirns bestätigte.
Der Kreuzer sank und sank. Die rote Linie auf dem Reflexschirm des Robotnavigators ruckte am 52. Längengrad West entlang. Die Breiteneinteilung bewies, daß wir weit unter dem Packeis vor der Küste stehen mußten.
Auf unseren Karten waren die Wassertiefen dieser Gegend mit höchstens zweihundert Meter eingetragen, aber die Geräte zeigten bereits achthundertneunzig Meter an.
Ein nochmaliger Bück auf beide Bildflächen bewies mir, daß wir uns in einem unterseeischen Graben, in einem ausgesprochenen Canyon, befanden. Hier wurde der eigentliche Meeresboden von einem tiefen Riß durchzogen, in den wir nun hineinsanken.
Mir fiel das angespannte Gesicht des Radar-Beobachters auf. Mit dem Breitstrahlsender war
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