Hölle unter Null Grad
beleibte, kahlköpfige Chinese mit dem strichfeinen Schnurrbart lächelte mich ausdruckslos an. Mir war, als läge in dem kalten Blick eine grausame Drohung. Diese Leute kannten keine Gnade, darüber waren wir uns klar.
Manzo stand ebenfalls an der Wand. Vor ihm hatten sich drei schwerbewaffnete Männer postiert. Er spielte wieder den Einfaltigen, den nichts erschüttern konnte.
Seine großen Augen sezierten den gelbhäutigen Mann, der zwar nicht der Kommandant des Kreuzers, aber der sogenannte Chef war. Manzo hatte mir vor einigen Minuten zugeflüstert, der Chinese gehöre zum GAS-Geheimdienst.
Er war also einer unserer ständigen Gegner; einer jener dunkler Drahtzieher, deren Hoffnungen einzig und allein auf die unumschränkte Weltherrschaft gerichtet waren.
Auf Hannibals Lippen lag ein gefrorenes Grinsen. So, wie ich ihn kannte, dachte er ebenfalls an den Schachzug des Alten, der sich nun bewähren sollte. Wenn Leferts auch nur annähernd über unsere wahre Identität informiert gewesen wäre, hätte es nun zweifellos das Ende bedeutet. Die schußbereiten Waffen zeugten von der Vorsicht der Asiaten. Ihr ständig steigendes Mißtrauen war auf Grund unserer erfolgreichen Abwehrarbeit auch gar nicht verwunderlich.
Daroun saß zitternd in einer Ecke. Wir sollten zusehen, wie Leferts auf das höllische Medikament reagierte.
Ich kannte es gut, da ich bei meinen Einsätzen schon gezwungen gewesen war, es persönlich anzuwenden.
In der aufgleitenden Tür tauchte Haefert auf. Auch er hatte seine Umform abgelegt. Er trug Zivilkleidung wie jeder andere Mann der Besatzung. Bisher hatte ich nur einen Asiaten gesehen, und das sagte mir genug.
Natürlich war man in Peking nicht auf den Kopf gefallen. Die Leute des GAS-Geheimdienstes verstanden ihr Handwerk.
Wahrscheinlich hatte man auf höchsten Befehl darauf verzichtet, die antarktischen Wachkreuzer mit Asiaten zu bemannen. Wenn es wirklich einmal eine Panne gab, konnte man sich immer dumm stellen und lächelnd mit den Schultern zucken. Was konnte der Großasiatische-Staatenbund für solche ungesetzliche Unternehmen, nicht wahr?
Endlich begann ich zu ahnen, wie es dem ehemaligen Fregattenkapitän Carder Sundlay gelingen konnte, aus diesem Seegebiet zu entfliehen. Natürlich war er so wie Haefert Kommandant eines U-Bootes gewesen. Ich vermutete jedoch stark, daß sich an Bord eines jeden Kreuzers wenigstens ein fähiger Mann vom GAS-Geheimdienst befand, der letztlich die entscheidenden Befehle zu geben hatte.
Die Sache wurde immer klarer. Ich blickte schnell zu Manzo hinüber und fragte mich, ob der Mutant fähig wäre, zu den gleichen Ansichten zu kommen. Es wäre vorteilhaft gewesen, wenn er es sofort an Kiny durchgegeben hätte.
Haefert beobachtete interessiert Leferts, der schon nicht mehr klar denken konnte. Danach fiel sein Blick auf mich.
»Na, Satcher, wie gefallt Ihnen das?«
Der Chinese kniff die Augen zusammen. Sicherlich lauschte er scharf auf meine Antwort.
Ich fuhr mir mit dem Handrücken über das stoppelige Kinn.
»Soweit ganz gut. Wenn ich schon vor einer Stunde gewußt hätte, daß Sie kein Navy-Offizier sind, hätten Sie mir unruhige Minuten ersparen können. Verdammt, wollen Sie mir nicht endlich sagen, was das alles bedeuten soll? Ich komme nicht mehr mit.«
»Ich auch nicht«, mischte sich Hannibal ein. »Was haben Sie Leferts einspritzen lassen? Ist es gefährlich?«
Haefert lachte. Der Chinese zeigte die Goldkrone über seinen linken Augenzahn.
»Nicht so ungeduldig, meine Herren«, äußerte er. »Wir wollen uns nur vergewissern, ob Ihre Aussagen stimmen. Kennen Sie Ralowgaltin? In meiner
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