Hölle unter Null Grad
Etwa von den vierzigtausend asiatischen Menschen, die im Laufe der Jahre verschwunden waren? Aber wo waren sie geblieben?
Nachdem ich die abgezehrten Gestalten gesehen hatte, stand es für mich fest, daß hier niemand langer als ein Jahr arbeiten und leben konnte.
Wie war es dem GAS-Geheimdienst in Zusammenarbeit mit der GAS-Marine möglich gewesen, das benötigte Material in diese vulkanischen Gesteinsblasen zu schaffen, ohne daß wir etwas davon gemerkt hatten?
Das waren Fragen, deren Beantwortung augenblicklich bedeutungslos war. Wir hatten uns mit den vorliegenden Tatsachen abzufinden und jeden ablenkenden Denkprozeß abzuschalten. Viel wichtiger war für mich die Frage geworden, wie wir aus dieser Falle wieder hinauskamen, wie wir dafür sorgen konnten, daß der Stützpunkt ausgehoben wurde.
Wenn ich an die seit Jahren andauernden Plutonium-Transporte dachte, trat mir der Angstschweiß auf die Stirn. Wahrscheinlich liefen einige asiatische Atomkraftwerke schon seit vier bis sechs Jahren auf unsere Kosten.
Wenn das Plutonium für diesen Zweck verwendet worden war, so war das noch tragbar. Zwar bedeutete es einen schweren wirtschaftlichen Schlag für die westliche Welt, aber das konnte verschmerzt werden.
Was aber konnte geschehen, wenn man aus dem spaltungsfreudigen Transuran Kernwaffen hergestellt hatte? Sie wissen sicherlich, daß jede Wasserstoff- und Kohlenstoffbombe eine Kernspaltungsladung als thermisch wirksamen Zunder benötigt.
Die sogenannte »kalte« Fusions-Zündung war zwar schon experimentell erreicht worden, aber vom Laborversuch bis zur praktischen Seriennutzung ist es stets ein weiter Weg. U-255 oder Plutonium wurde demnach noch immer als Verschmelzungszünder benötigt. Es war daher nicht verwunderlich, daß General Reling sehr unruhige Nächte hatte.
Ich mußte mich anstrengen, um die sinnlosen Gedanken zu unterdrücken. Wir hatten unsere Aufgabe. Alles andere war augenblicklich von untergeordneter Bedeutung.
Ein Blick in Manzos starre Augen zeigte mir, daß er wieder die Verbindung mit dem kleinen Mädchen aufgenommen hatte.
Immer mehr Menschen tauchten auf. Sie lungerten vor einigen Gebäuden herum, in denen anscheinend Bars betrieben wurden. Laute Musik drang zu uns herüber.
Wie hatte Haefert vor einigen Minuten gesagt? Er hatte von einem »Inder« gesprochen. Anscheinend war er der hiesige Chef. Wenn ich mir so das bunte Treiben ansah, schien es mir, als müßte der Mann einigermaßen vernünftig sein. Natürlich hatte er erkannt, daß er seinen Leuten etwas bieten mußte. Ich sah auch Mädchen und Frauen.
Hannibal warf einer der Damen eine Kußhand zu. Als Antwort erntete er schallendes Gelächter und spitze Bemerkungen. Beleidigt drehte er sich um.
Unsere Wächter konnten ein Lächeln nicht unterdrücken, obwohl sie sich sonst vorbildlich beherrschten.
»Ich erkenne dein seelisches Leid, Kleiner«, tröstete ich ihn. »Laut aber niemals in der Badehose herum, sonst könnte jemand auf den Gedanken kommen, deine Figur mit einem Atomtorpedo zu verwechseln.«
Der Zwerg warf mir Ausdrücke an den Kopf, die sich an dieser Stelle kaum wiederholen lassen. Obwohl ich seine Art kannte, war ich erneut überrascht. Qualitäten hatte dieser Leutnant!
Unser Fahrer lachte schallend. Damit war der Zweck der Übung erreicht. Sogar der Chinese schmunzelte und bemerkte deshalb nicht mein plötzlich erstarrendes Gesicht.
Im Hintergrund der Riesenhalle tauchten schmucklose, langgestreckte und mindestens vierstöckige Bauten auf. Ich sah Hochspannungszäune mit knallroten Warnschildern. Dahinter
Weitere Kostenlose Bücher