Hölle unter Null Grad
getäuscht.
Wenn es in der GWA einen Kollegen gab, der es in vorzüglichen Form verstand, einem Gegner Geheimnisse zu entlocken, so war das MA-23.
»Ruhe da hinten«, rief der Kommandant scharf. »Ihr zwei kümmert euch gefälligst um eure Aufgabe.«
Die beiden Männer brachen sofort das Gespräch ab. Einer zuckte mit den Schultern. Hannibal grinste nur. Das sagte mir genug.
Die Posten zogen sich zurück.
»Vorsicht, das Werk ist hier«, unterrichtete mich der Kleine. »Die Sache mit dem Pol ist ein Irrtum. Da hat es noch vor einem halben Jahr eine kleine Nebenstation gegeben. Völlig unbedeutend. Dort ist jetzt niemand mehr. Die Mine ist nach achtjähriger Ausbeute total erschöpft. Sie haben alles gesprengt. Liegt ungefähr drei Wochen zurück.«
Es gelang mir nur schwer, meine Beherrschung zu bewahren.
Wenn wir das nur vierundzwanzig Stunden früher gewußt hätten, wären garantiert andere Maßnahmen getroffen worden.
»Später mehr. Ich habe allerhand erfahren. Es existieren zwei Notausgänge nach oben. Die Entlüftungsschächte laufen in den Durchbrüchen, im Eis ist eine große Radar- und Funkstation. Achtung …«
Auf dem Kai fuhr ein Elektrowagen vor. Hier unten schien man auf andere Antriebsaggregate zu verzichten, um die ohnehin schlechte Luft nicht noch mehr zu verunreinigen. Für die kurzen Strecken genügten auch Akku-Fahrzeuge, deren Batterien jederzeit aufgeladen werden konnten.
Die Gesichter der mit dem Wagen angekommenen Männer wollten mir nicht gefallen. Es war nur ein Weißer darunter, die anderen waren Ostasiaten.
Mich beschlich das Gefühl, als wollte man uns nochmals eingehend verhören. War uns irgendein Fehler unterlaufen?
Hannibal begann stärker zu schwitzen. Ich tastete an die linke Hüfte, wo ich normalerweise meine Dienstwaffe im Halfter trug. Zur Zeit hing sie in Manzos Höcker. Auch das gefiel mir nicht.
Drei Mann näherten sich dem Turm. Sie trugen schwere Maschinenkarabiner mit hochexplosiven Geschossen.
»Die Leibwache«, erklärte Haefert. »Viel Vergnügen, Satcher!«
»Was haben Sie eigentlich gegen mich?« fragte ich ruhig. »Seitdem wir in diesem Treibhaus sind, scheinen Sie sich verändert zu haben.«
Er lachte gekünstelt. In seinen Augen flackerte etwas auf, das ich nicht zu deuten vermochte.
»Kann sein, Satcher, kann leicht sein! Hier wird jeder anders. Warten Sie nur ab. Sie erleben es auch noch. Einen Rückweg gibt es für Sie auf keinen Fall mehr.«
»Kommen Sie mit«, schallte die durchdringende Stimme eines hochgewachsenen Südchinesen durch den Lärm der Verladeanlagen. »Hier entlang. Steigen Sie auf den Wagen.«
Ich drehte mich wortlos um. Sogar der Zwerg unterließ jede Bemerkung. Das war bemerkenswert! Sie hatten uns – dabei wollten wir sie haben!
10.
Ich staunte!
Der Hafen lag bereits hinter uns. Wir waren in einen Felsdom eingebogen, in dem man beachtliche Gebäude aus festen Kunststoffen errichtet hatte.
Dieser Felsdom war ebenfalls hell erleuchtet, jedoch gab es hier und dort gewaltige Felsmassen, die gleich wuchtigen Säulen nach oben strebten. Die Natur selbst schien für einen Ausgleich gesorgt zu haben. Ich konnte mir vorstellen, welche Lasten auf dem, Gewölbe der See-Halle lagen.
Wir fuhren über ausgebaute Straßen. Ich sah viele Menschen, aber es waren zumeist Weiße.
Dicht neben mir hatte der muskulöse Südchinese Platz genommen. Hannibal saß neben dem Fahrer, und Manzo war auf der kleinen Ladepritsche untergebracht. Daroun war auch dabei. Er war derart eingeschüchtert, daß er sich kaum getraute, einen Blich in die Runde zu werfen.
Von wem waren diese unglaublichen Anlagen nur geschaffen worden?
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