Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
han­del­te sich zwei­fel­los um einen In­der. In­di­en ge­hör­te nach der Re­vo­lu­ti­on von 1990 zum Großasia­ti­schen-Staa­ten­bund, so daß ich nicht über­rascht war, einen An­ge­hö­ri­gen die­ser Na­ti­on in dem un­er­laub­ten Werk zu fin­den.
    Dicht vor mir blieb er ste­hen. In dem mar­kan­ten Ge­sicht mit der straf­fen, per­ga­ment­ähn­li­chen Haut zuck­te kein Mus­kel. Nur die Au­gen mus­ter­ten mich un­abläs­sig.
    Sei­ne Stim­me hat­te einen tie­fen, so­no­ren Klang. Sie wä­re recht an­ge­nehm ge­we­sen, wenn nicht ein ge­wis­ser ei­si­ger Un­ter­ton in ihr mit­ge­schwun­gen hät­te.
    »Mr. Sat­cher?« frag­te er.
    Ich neig­te stumm den Kopf. Nach den Na­men mei­ner Be­glei­ter er­kun­dig­te er sich nicht. Han­ni­bal war nach ei­ner Be­schrei­bung gut zu er­ken­nen, au­ßer­dem konn­te der Mu­tant nie­mals als Ge­ne Bo­part an­ge­se­hen wer­den. Daroun stand ein­ge­schüch­tert hin­ter uns.
    Der In­der maß mich noch­mals mit un­an­ge­nehm prü­fen­den Bli­cken, ehe er ab­rupt sag­te:
    »Als der Über­wa­chungs­chef des Kreu­zers 1212 zu mir kam, war ich ent­schlos­sen, Sie mit Ra­low­gal­tin zu ver­hö­ren.«
    Er leg­te ei­ne Pau­se ein, um die Wir­kung sei­ner Wor­te zu be­ob­ach­ten. In sei­nen Au­gen stand Iro­nie. Wahr­schein­lich hat­te er mei­ne un­be­wuß­ten Ab­wehr­be­we­gun­gen be­merkt.
    »Nein, nein, spie­len Sie nicht wie­der den He­ro­i­schen, wie Sie es an Bord ge­tan ha­ben. Ich wer­de Sie schon le­bend auf den Tisch brin­gen, auch wenn Sie Ih­ren Wor­ten nach die Gar­be aus ei­ner Ma­schi­nen­waf­fe vor­zie­hen. Sie ma­chen üb­ri­gens nicht den Ein­druck, als könn­ten Sie durch Ra­low­gal­tin den Ver­stand ver­lie­ren. Die­ser Joe Le­ferts scheint ein psy­chisch sehr la­bi­ler Mensch ge­we­sen zu sein.«
    »Ge­we­sen?« wie­der­hol­te Han­ni­bal ge­dehnt.
    Die Mund­win­kel des grau­haa­ri­gen Man­nes ver­zo­gen sich et­was. »Al­ler­dings. Der Wahn­sin­ni­ge wur­de schmerz­los ge­tö­tet.«
    Daroun mach­te die­se Ant­wort schwer zu schaf­fen. Ich biß die Zäh­ne auf­ein­an­der. Auf einen Mord mehr oder we­ni­ger schi­en es die­sen Män­nern nicht an­zu­kom­men.
    Für mich war ei­ne Fra­ge ent­schei­dend ge­wor­den.
    »Und warum wol­len Sie mich jetzt nicht mehr mit der Dro­ge ver­hö­ren las­sen?«
    Er fuhr sich mit der Hand über das kur­ze Haar.
    »Das ha­be ich zwar nicht ge­sagt, aber Sie konn­ten na­tür­lich die­se Fol­ge­rung zie­hen. Ha­ben Sie ei­gent­lich nur Glück, oder sind Sie mit Voll­mach­ten aus­ge­rüs­tet, die über je­des er­denk­li­che Maß hin­aus­ge­hen?«
    Er lä­chel­te plötz­lich, so daß ich sei­ne Zäh­ne kon­tu­ren­haft er­ken­nen konn­te. Fie­ber­haf­te Span­nung stieg in mir hoch. In mei­nem Ge­hirn schrill­te ei­ne Warn­klin­gel. Die Be­herr­schung mei­ner Re­fle­xe er­for­der­te mei­ne gan­ze Wil­lens­kraft. Han­ni­bals Ge­sicht war aus­drucks­los. Ich spiel­te den ver­blüff­ten Mann und frag­te:
    »Wie mei­nen Sie das? Ich ver­ste­he nicht. Wel­che Voll­mach­ten und wel­ches Glück?«
    Sein Blick ver­such­te mei­ne Ge­dan­ken zu er­grün­den. Ich fühl­te ihn fast als kör­per­li­chen Schmerz. Wenn die­ser Mann nicht über­aus ge­fähr­lich war, woll­te ich in den nächs­ten Mei­ler sprin­gen.
    Be­stimmt ge­hör­te er zu den fä­higs­ten Leu­ten des GAS-Ge­heim­diens­tes, so daß er über die Ar­beits­wei­se der GWA in­for­miert war. Das konn­te auch gar nicht aus­blei­ben, da wir schon et­li­che Schach­zü­ge durch­ge­führt hat­ten.
    »So, Sie ver­ste­hen al­so nicht«, wie­der­hol­te er. »Das wür­den Sie na­tür­lich auch dann be­haup­ten, wenn Sie ein Mann mit be­son­de­ren Voll­mach­ten wä­ren. Ich bin da­von über­zeugt, daß Car­der Sund­lay noch ei­ni­ge Din­ge aus­sa­gen konn­te. Die US-Pres­se hat et­was zu auf­fäl­lig de­men­tiert.«
    Nein, so konn­te er mich nicht über­rum­peln, auch wenn ich jetzt end­gül­tig wuß­te, daß er mit dem Ge­dan­ken an einen GWA-Ein­satz spiel­te. Ich sah ihn nach wie vor rat­los an.
    »Ich … ich ver­ste­he noch im­mer nicht, Mis­ter – äh, ich mei­ne Sir.«
    Er lä­chel­te un­merk­lich und

Weitere Kostenlose Bücher