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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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aber nicht verletzt. Das hätte ganz anders ausgehen können! Mir brach der kalte Schweiß aus bei dem Gedanken, daß die Flasche zerschmettert worden wäre! Die Möbel lagen verstreut und umgekippt herum, und der Teppich war teilweise verrutscht.
    »Nächstes Mal lassen wir uns nicht von solchen Hohlköpfen tragen«, schimpfte Grundy, und der Greif krächzte zustimmend. Das war auch ganz meine Meinung.
    Ich hob die größte Scherbe auf. Zum Glück funktionierte der Spiegel noch, denn der Zauber haftete dem Glas und nicht der Form an. Ich hielt die Scherbe vorsichtig zwischen den Fingern und sah, daß sie weiterhin auf Bink ausgerichtet war.
    Im Augenblick raffte er sich am Ufer des Sees auf. Mühsam schleppte er sich weiter und traf auf Chester Zentaur. In Gedanken versunken hob er eine Glasscherbe auf – und siehe da, sie stammte vom magischen Spiegel! Irgendwie war sie aus der versiegelten Flasche herausgeschleudert worden. Wie konnte das nur möglich gewesen sein? Das Phänomen mußte ich untersuchen, sobald ich ein wenig Zeit dazu hatte.
    Bink entdeckte mich in der Scherbe. Er winkte. Ich winkte zurück. Wir hatten die Verbindung hergestellt.
    Plötzlich wurde unsere Flasche fortgetragen, denn der See hatte sich in eine reißende Strömung verwandelt. Wir waren von Bink und Chester ohnehin recht weit entfernt, jetzt aber bewegten wir uns noch weiter fort.
    »Nun brauchen wir uns nicht mehr versteckt zu halten«, bemerkte Grundy. »Laßt uns den Korken öffnen und in die wirkliche Welt hinausklettern, ehe wir uns gänzlich verirren.«
    »Das geht nicht«, erwiderte ich und richtete die Scherbe auf das umgebende Wasser.
    »Warum nicht?« quengelte er.
    »Aus verschiedenen Gründen. Einerseits kann ich den Korken nicht einfach von innen entfernen, wie du Witzbold es dir leichterdings vorstellst. Diese Flasche ist extra so konstruiert, daß sie ihren Inhalt unter allen Umständen festhält, sei es nun ein Haßtrank oder ein Dämon. Der Zauber, der auf dem Korken liegt, macht ihn unempfindlich gegen Druck von innen. Andererseits erlangen wir dann sofort unsere volle Größe wieder und bleiben ganz sicher in dem Hals stecken, der viel kleiner ist als wir.« Ich ließ ihn einen Blick nach draußen werfen, wo die Flußufer beträchtlich zusammengerückt waren. »Vielleicht ist das Wasser auch giftig. Und der vierte Grund…«
    Der Greif krächzte. »Laß gut sein!«, murrte Grundy. »Drei Gründe reichen mir schon.«
    Es blieb uns nichts anderes übrig, als weiterzutreiben und darauf zu hoffen, daß Bink uns bald aufspürte. Da er eine Scherbe des magischen Spiegels besaß, bestand eine kleine Chance. Dann brauchte er nur noch die magische Flasche zu öffnen, und wir wären wieder vereint.
    »Was macht der Dussel im Augenblick?« erkundigte sich Grundy, der ähnlichen Gedanken nachhing.
    Ich richtete die Scherbe wieder neu aus. Bink kletterte durch ein Loch in der Höhlenwand, gelangte zu einem kleinen Bächlein und genehmigte sich daraus einen kräftigen Schluck.
    »Dieser Trottel!« rief ich aus.
    »Oha, muß der aber durstig sein«, bemerkte Grundy.
    »Es ist das Wasser einer Liebesquelle«, erklärte ich. Dieses Glitzern kannte ich aus langer Erfahrung.
    Hilflos sahen wir Bink beim Trinken zu. Prompt begegnete ihm eine Nymphe, eine typische Vertreterin ihres Volkes: lange Beine, runder Hintern, schlanke Taille, voller Busen und große Augen. Sie stöberte gerade in einem Faß mit Juwelen herum, die einen ungeheuren Wert für Leute darstellten, die sich etwas aus solchen Dingen machten. Diamanten, Perlen, Smaragde, Rubine, Opale und andere wertvolle Steine in vielen Farben und Größen.
    »Uiii!« stieß Grundy hervor. »Was würde ich nicht alles für diese Nymphe und dieses Faß mit Edelsteinen geben!«
    Genau! Und Bink war dazu noch bis obenhin voll Liebestrank. Sein Talent beschützte ihn zwar vor magischem Unheil, erkannte Liebe aber nicht als Gefahr an, auch wenn er verheiratet war. Das magische Talent hinderte ihn nicht daran, einen kleinen, nicht ganz unschuldigen Spaß mit einer unschuldigen Nymphe zu haben. Ich befragte meine Nachschlagewerke, denn ich hatte die ganze Sammlung dicker Wälzer verkleinert und trug sie in Miniaturfläschchen bei mir. Es handelte sich hier um die Nymphe Juwel, die vielleicht wichtigste Felsnymphe Xanths, denn sie verstreute die wertvollen Steine so, daß andere sie finden konnten. Gleich, wie viele sie entnahm, das Faß blieb stets gefüllt. Wahrscheinlich hatte sie sogar eine

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