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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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wandte mich um. »Aber Ihr habt doch gesagt…«, rief sie überrascht, denn sie ahnte nichts von der Veränderung.
    Ich hielt ihr den Spiegel hin, den sie rasch ergriff und hochhob. Es folgte ein Aufschrei.
    Dann gab sie den Spiegel zurück und kam mir ganz nahe. Sie küßte mich. Wie süß! Ich konnte ihr Gesicht berühren, aber nicht sehen.
    »Wie lange habe ich mich danach gesehnt«, flüsterte sie. »Ich danke Euch. Ihr seid wunderbar!«
    Sie trat zurück, und ich rang mühsam um Fassung. »Freunde, ihr könnt jetzt die Augenbinden abnehmen«, brachte ich schließlich hervor. »Die Gorgone ist ungefährlich.« Das war eine höchst irreführende Behauptung, denn jetzt hatte sie eine weitaus größere Wirkung auf mich als zuvor.
    Die anderen nahmen die Binden ab und betrachteten die Gorgone. Sie waren sichtlich beeindruckt, und ich konnte mich eines gewissen Stolzes nicht erwehren.
    Ich benutzte meinen magischen Spiegel, um mit Schloß Roogna in Verbindung zu treten, und berichtete von unseren Fortschritten. Königin Iris meldete sich, und mit Hilfe ihrer Illusionskraft klang die Stimme direkt aus dem Spiegel. Ihre Fähigkeiten waren inzwischen zwar gewachsen, aber eigentlich hatte sie den ausgiebigen Unterricht, den ich ihr in der Kindheit erteilt hatte, nur selten genutzt. Das war der Haken an der Macht: Sie machte faul und überheblich.
    Als die Königin mich Guter Magier nannte, ging der Gorgone plötzlich auf, mit wem sie es zu tun hatte. Ihre Gefühle für mich litten dadurch nicht im geringsten. Sie umarmte mich und gab mir einen weiteren Kuß auf den Mund. Die Haarschlangen zischten und schnappten nach meinen Ohrläppchen. Glücklicherweise waren sie zu klein, um Schaden anzurichten, und auch nicht giftig.
    Wir kehrten zum Dorf des Magischen Staubes zurück und versicherten den Frauen, daß künftig keine Männer mehr angelockt würden. Betrüblicherweise besaß ich nicht die Macht, die Steinmänner wieder ins Leben zurückzurufen. Die Gorgone mochte zwar keine vollständige Zauberin sein, aber ihre Macht war stark genug, jedem meiner Sprüche zu widerstehen. Das machte vielleicht auch einen Teil ihres Reizes aus. Natürlich blieb ich ein wenig befangen, nachdem ich unvermittelt diesem fesselnden Wesen begegnet war.
    Die Frauen gaben uns eine Greiffrau als Führerin mit. Wir durchquerten das Gebiet des Wahnsinns, wo dicker, magischer Staub das Denken verwirrte. Aber Crombies Talent führte uns sicher hindurch. Unterwegs durchzogen wir einen fabelhaften Landstreifen mit Insekten, und ich entdeckte sogar eine neue Spezies: einen buntstiftgemälde-bunten Käfer. Voller Begeisterung machte ich mir sorgfältige Notizen über meinen neuen Fund.
    Leider trafen wir in dieser Region auf unheilvolle Magie. Ein Midasflügler umschwirrte uns und wollte sich auf mir niederlassen. Ich duckte mich schnell, denn ich war mir der Gefahr nur zu genau bewußt. Dabei fiel ich von Crombies Rücken. Nun schwirrte das Insekt auf Crombie zu, doch die Greiffrau stieß ihn beiseite und versperrte dem Flügler den Weg.
    Beide berührten sich, und plötzlich verwandelte sich die Greiffrau in eine goldene Statue. Sie hatte sich für uns geopfert. Crombie war sichtlich erschüttert. Mit welchen Augen betrachtete ein Frauenhasser eine Frau, die ihr Leben für ihn hingegeben hatte? Diese Tat gab ihm bestimmt einige Rätsel auf. Vermutlich hätte sie es nicht getan, wenn sie durchschaut hätte, daß er gar kein Greif war. Ich hielt es jedoch nicht für angebracht, darauf hinzuweisen.
    Jetzt standen wir ohne Führer da. Alle waren sich über die gefährliche Situation im klaren. Da sich der Tag dem Ende zuneigte, mußten wir ein Nachtlager suchen. Wir fanden die Knochen einer uralten Sphinx und schlugen dort unser Lager auf. Crombies Talent bestätigte, daß hier der sicherste Ort war.
    Aber die Schwierigkeiten hatten gerade erst begonnen. Bink suchte nach Eßbarem und brachte es mir zur Prüfung. Mir standen die Haare zu Berge, und nur mein Alter bewahrte mich davor, ihn hysterisch anzuschreien. »Das ist ein Blauer Leidenspilz!« stieß ich hervor. »Schmeiß das Ding sofort weg!« Ein Bissen genügte nämlich, und der Körper wurde zunächst völlig blau und schmolz dann zusehends zu einer Pfütze zusammen, die das umgebende Pflanzenreich abtötete. Merkwürdigerweise hatte Crombies Magie den Pilz empfohlen, ihn gar als allerbestes Essen ausgewiesen. Eine zweite Prüfung Crombies riet von seinem Genuß allerdings entschieden ab, denn es

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