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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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respektiere… und das bist du.«
    »Aha«, murmelte ich dümmlich und mit Schmetterlingen im Bauch.
    »Denn nun, da ich nach einigen Jahren wieder nach Xanth zurückgekehrt bin, muß ich feststellen, daß mein Talent zusammen mit meinem Körper herangereift ist«, fuhr sie schaudernd fort. Irgendwie war es schon zum Schaudern – ich starrte mir die Augen aus dem Kopf. »Ursprünglich hatte ich nur Männer versteinert, doch jetzt versteinere ich Männer und auch Frauen, sogar Tiere und Insekten. Es ist viel schlimmer als je zuvor!«
    Offenbar wünschte sie sich einen neuen Unsichtbarkeitszauber für ihr Gesicht. Natürlich hätte ich ihr sofort dazu verhelfen können, doch dann wäre sie nach ihrer Dienstzeit einfach wieder fortgegangen. Und ich wäre noch um vieles einsamer als zuvor. Trotzdem mußte ich ihr helfen.
    »Anscheinend erreicht dein Talent inzwischen beinahe das Format einer Zauberin«, erklärte ich ihr. »Normalerweise ist das ein Vorteil.«
    »Vielleicht werde ich es ja genießen, Leute zu versteinern, wenn ich dereinst eine heimtückische alte Vettel bin«, versetzte sie ironisch. »Aber jetzt, in der Blütezeit meiner Jahre, behagt es mir ganz und gar nicht.«
    Daß sie sich in ihrer Blütezeit befand, war nun wirklich nicht zu übersehen! »Wie lautet deine Frage?« wollte ich wissen, obwohl mir völlig klar war, was nun kam.
    »Würdest du mich heiraten?«
    »Ich habe noch eine Phiole mit dem Unsichtbarkeits-Make-up«, sagte ich verträumt. Plötzlich fiel der Groschen. »Wie bitte?«
    »Würdest du mich heiraten?«
    »Ist das deine Frage?« entgegnete ich verblüfft.
    »Allerdings.«
    »Soll das ein Scherz sein?«
    »Nein, kein Scherz«, versicherte sie mir. »Verstehst du, ich bitte dich ja nicht, mich tatsächlich zu heiraten. Ich möchte bloß wissen, ob du es tun würdest. Dadurch bleibt uns beiden die Peinlichkeit einer Abfuhr erspart.«
    Oh, Mann. Ich mußte mich zusammenreißen, denn plötzlich fing mein Herz so zu rasen an, wie es in meinem Alter nun wirklich nicht mehr zuträglich war. »Wenn du meine Antwort hören willst, mußt du mir ein Jahr lang dienen.«
    »Das weiß ich.«
    »Im voraus.«
    »Klar doch.«
    Ich war erstaunt, wie bereitwillig sie zustimmte. Doch sie hatte es sich anscheinend schon vorher überlegt und zog eine wohlerwogene Erwiderung einer Antwort aus dem Stegreif vor. Vielleicht glaubte sie auch, daß sie mir mehr gefiel, wenn sie mir für eine Weile Gesellschaft leistete. Doch in diesem Punkt irrte sie sich gewaltig, denn ich war ihr bereits von dem Augenblick an verfallen, als sie sich dem Schloß näherte. Der Grund für meine verzögerte Antwort entsprang also keineswegs einer persönlichen Abneigung – meine Gründe waren ganz anderer Natur.
    Ein Jahr lang stand die Gorgone in meinen Diensten. Selbstverständlich hatte ich den Unsichtbarkeitszauber für ihr Gesicht erneuert, andernfalls hätte ihr Schleier verrutschen und manch häßliches Mißgeschick verursachen können. Nun konnte sie sich unverschleiert bewegen, wodurch alles viel einfacher war.
    Als erstes eroberte sie meinen Strumpfberg. Dabei stellte sie sich sehr geschickt an, ein vortreffliches Zeichen. Als nächstes nahm sie das Schloß in Angriff, indem sie alles aufräumte und putzte. Sie wühlte sich durch mein Studierzimmer und ordnete all meine Papiere und Zauberphiolen. Als das Küchenmädchen mich nach ihrem Dienstjahr verließ, übernahm die Gorgone auch diese Aufgabe. Sogar um die Rosen im Schloßgarten kümmerte sie sich liebevoll. Ihr gelang alles, was sie in die Hand nahm, und durch ihre Fürsorge ging es mir so gut wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Ich benötigte keine andere Hilfe, die Gorgone sorgte einfach für alles.
    Ich dagegen behandelte sie aufs nachlässigste. Meistens war ich richtig nörgelig. Ich nannte sie ›Mädchen‹ und war niemals wirklich zufrieden mit dem, was sie tat.
    Man könnte sich darüber wundern, doch der Grund lag auf der Hand: Ich war bereits von ihr fasziniert gewesen, als sie ein junges Ding von achtzehn Lenzen war. Nun, als reife Frau von neunundzwanzig Jahren, war ich von ihr überwältigt. In ihrer bloßen Nähe hüpfte mein Herz in der Brust. Es gibt – das muß einmal gesagt werden – keinen größeren Narren als einen alten Narren. Und das Talent der Gorgone, ihre Ausstrahlung sowie ihre magische Kraft hatten mich binnen weniger Augenblicke erobert. Zwar hatte ich auch MähreAnne geliebt und ebenso Rose von Roogna, doch jetzt liebte ich die

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