Höllen-Mädchen
Schloß, obwohl der Zombiemeister einen älteren Anspruch darauf hatte. Später baute er ein neues Schloß Zombie, in das er mit seiner Familie einzog. Endlich war es bei uns nicht mehr so überfüllt.
Man mag sich wundern, wie all das geschehen konnte, da Dor bloß den Magischen Wandteppich der Geschichten betreten hatte und nicht einen wirklichen Abschnitt der Geschichte Xanths. Die Antwort lautete, daß es verzwickte Verbindungen zwischen beiden gab, wobei die Magie bewirkte, daß alles, was Dor dort tat, tatsächliche Auswirkungen hatte. Er brauchte gar nicht körperlich dort gewesen zu sein, obwohl er es so empfand, doch alles, was er dort tat, spielte sich in der Wirklichkeit ab. Ein tieferes Verständnis ist für niemanden möglich, der nicht in esoterischer Magie bewandert ist.
Millies Stärke war also der Sex-Appeal, und sie war mit Sicherheit das erotischste Wesen, das mir je begegnet war. Wie man sich denken kann, benötigte sie gemeinsam mit Jonathan nur wenige Augenblicke, um den Storch herbeizurufen, und ihre Bemühungen waren so wirkungsvoll, daß der Storch gleich zwei Babies auf einmal brachte. Es waren Hiatus und Lacuna, die das Talent besaßen, allen Dingen Augen, Ohren und Nasen wachsen zu lassen sowie Buchstaben zu verändern. Sie waren zwei niedliche Pummelchen, deren Talent allerdings großes Unheil anrichten konnte. Aber so richtig hatten sie ihre bemerkenswerten Fähigkeiten erst unter Beweis gestellt, als die Gorgone und ich vier Jahre später, anno 1059 heirateten. Prinz Dor war zu jener Zeit sechzehn Jahre alt und regierte vorübergehend das Land, während König Trent Mundania aufsuchte. Daher oblag es ihm, unsere Hochzeitszeremonie durchzuführen. Der Zombiemeister und Millie hatten sich um die Ausstattung gekümmert. Als schließlich alles vorüber war, stellten die Gorgone und ich uns auf das Eheleben ein. Sie war meine fünfte Ehefrau, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch glaubte, sie wäre die vierte, denn der Trank des Vergessens hatte einen ganzen Zeitabschnitt aus meinem Gedächtnis gelöscht.
Im Jahre 1064 brachte der Storch unseren Sohn Hugo, benannt nach der Kombination der jeweils ersten Silbe unserer Vornamen. Wir warteten, bis wir Hugos Talent entdeckt hatten, und mußten eine herbe Enttäuschung erleben, denn es war ein unvollendetes Talent. Hugo konnte Früchte herbeizaubern – aber weil seine Magie sehr schnell an Wirkung verlor, war auch der Ertrag schnell vergänglich oder sogar unerträglich verfault. Das war tragisch. Dessen ungeachtet überschüttete die Gorgone ihn mit all ihrer Liebe – kein Wunder, daß Hugo ein freundliches Wesen hatte. Auch mir war es sehr wichtig, ihm viel Aufmerksamkeit zu schenken. Eingedenk dessen, was meinem Sohn Crombie zugestoßen war, bemühte ich mich, Hugo möglichst oft an meinem Leben teilhaben zu lassen. Später war die zaubernde Prinzessin Ivy häufig mit ihm zusammen, und in ihrer Gegenwart – entwickelte er sich genau so, wie Eltern es sich nur wünschen konnten. Unglücklicherweise fiel er aber – außer in ihrer Gegenwart – in sein unvollendetes Talent der Vergangenheit zurück.
Andernorts hatten die Dinge sich indessen auch weiterentwickelt. Tandy, die Tochter von Crombie und der Nymphe Juwel, war inzwischen neunzehn Jahre alt. Sie war den ständigen Annäherungsversuchen des Dämons Fiant ausgesetzt, aber schließlich gelang ihr die Flucht auf einer Nachtmähre. Im Jahre 1062 erreichte sie endlich unser Schloß, um ihre Frage vorzutragen, wie sie sich von dem Dämon befreien konnte. Ein Jahr diente sie als Hausmagd, während sie meine Antwort abwartete. Ich erwähnte ihr gegenüber nicht, daß sie eigentlich meine Enkelin wäre, denn das hatte in diesem Fall keine Bedeutung. Sollte doch Crombie sie davon in Kenntnis setzen, wenn er es für richtig hielt. Offengestanden, ihr Temperament gefiel mir ausnehmend gut; zudem war sie hübsch, hatte braunes Haar und blaugrüne Augen, und ihr Wesen war angenehm. Ich wollte ihr alles recht machen, denn sie sollte einen guten Eindruck von mir haben, wenn sie von unserer Verwandtschaft erfuhr. Zugegeben – ich war stolz auf sie.
Nun, einige Antworten waren komplizierter als andere. Gerade jene, die Verwicklungen mit Dämonen betrafen, konnten problematisch sein, da Dämonen mehr oder weniger unsterblich waren und es außerdem schwer war, sie von irgendeinem Ort fernzuhalten. Mein Schloß hatte einen besonderen Schutzzauber, um sie fernzuhalten, aber sollte Tandy fortgehen,
Weitere Kostenlose Bücher