Höllen-Mädchen
war, hatte er als sehr klug gegolten, und außerdem erweiterte der Status als Magier seine Möglichkeiten gewaltig.
Verständlicherweise mußte ihm noch vieles erklärt werden, und so war er bei mir in die Lehre gegangen. Da er sowohl Magier als auch künftiger König von Xanth war, hatte ich nicht das übliche Dienstjahr von ihm verlangt. Statt dessen schloß ich mit ihm einen Handel ab: Ich half ihm bei seiner Suche, während er mir als Gegenleistung über eine Periode der Geschichte Xanths berichten sollte, die bisher im Dunkeln geblieben war.
Dennoch bereitete ich einige Prüfungsaufgaben vor – allerdings nur, um die Form zu wahren. Dor traf gemeinsam mit Grundy Golem ein, der nun voll zu den lebendigen Wesen zu zählen war: immer noch klein, aber mit einem größeren Mund als der Rest seines Körpers. Sie erreichten den Schloßgraben und fanden ihn von einem Triton bewacht: einem Meermann mit einem dreizackigen Speer.
Dor benutzte sein Talent, um das Wasser des Grabens zum Sprechen zu bringen, wodurch der Triton abgelenkt wurde. Währenddessen tauchte Dor durch den Schloßgraben. Als der Triton endlich begriff, hatte Dor bereits sicher das innere Ufer erreicht: Es war eine Grundschulprüfung gewesen, die Dor gründlich und zufriedenstellend gelöst hatte.
Die nächste Herausforderung bestand in einem Nadelkaktus, der nur darauf lauerte, seine Nadeln auf jeden zu feuern, der vorüberging. Doch Dor gab vor, ein Feuerwehrmann zu sein, der alles abwehrte, was auf ihn abgefeuert wurde. Auf diese Weise brachte er den Kaktus dazu, ihn ungeschoren ziehen zu lassen. Das sprach für die Klugheit des Jungen.
Die dritte Aufgabe erforderte mehr Mut, denn die Gorgone verstellte ihm den Weg. Dor hatte Angst, aber er tastete sich blind vor Angst voran, im wahrsten Sinne des Wortes: er hielt die Augen fest geschlossen, um nicht ihrem Blick zu begegnen und zu versteinern. Sein Sieg bestand darin, daß er vorwärtsgegangen war, anstatt zurück. Mut, so wie ich ihn verstand, hatte nichts mit Furcht zu tun, sondern damit, wie eine Person mit ihrer Furcht umging; und Dor ging damit so geschickt um, wie man es von einem Jungen seines Alters erwarten konnte.
Also half ich Dor, eine Vereinbarung mit der Hirnkoralle zu treffen, die nicht länger unser Feind war. Die Koralle benutzte Dors Körper während seiner Abwesenheit, und Dor ging zurück, um den Körper eines ausgewachsenen Barbaren in Besitz zu nehmen – so schien es jedenfalls. Das ist ein Aspekt, den nur wenige verstehen: Dor hatte sich in das Bild auf dem Wandteppich hineinversetzt, wodurch die Landschaft viel größer wurde, als es zunächst von außen den Anschein hatte. Weder er noch die anderen Leute erreichten die Größe von Menschen. Er war geradezu winzig. Aber das hatte keinen Einfluß auf seine Taten, die unabhängig von der Größe waren.
Dor erlebte ein faszinierendes Abenteuer. Die Gorgone und ich verfolgten es die ganze Zeit von außen. Er begegnete einem Wesen, das ihm wie eine riesige Spinne vorkam. Dabei handelte sich nur um Hüpfer, der in unserer Welt bloß ein winziger Krabbler war. Sie wurden großartige Kameraden. Dor und die Spinne arbeiteten auf gleicher Stufe zusammen. Hüpfer war in den Anpassungszauber hineingezogen worden, doch hatte es ihn in Lebensgröße in das Abenteuer verschlagen. Aus Hüpfers Sicht hatte er ein Reich betreten, in dem die Menschen auf seine Größe zusammengeschrumpft waren.
Dor begegnete der siebzehnjährigen Millie der Magd und fühlte sich augenblicklich zu ihr hingezogen. Ihr Talent, man erinnere sich, bestand im Sex-Appeal. Selbst im zarten Alter von zwölf Jahren spürte Dor dessen Anziehungskraft. Er half König Roogna, sein Schloß vor den Übergriffen durch die Kobolde und Harpyien zu schützen, die im Krieg miteinander lagen. Dort traf er den Bösen Magier Murphy und die Neozauberin Vadne, die Millie in einem Anfall von Eifersucht in ein Buch verbannt hatte. Dadurch war Millie zu einem Gespenst geworden. Als das Buch später gefunden und restauriert wurde, verwandelte sich auch Millie aufs neue in eine Magd. Schließlich lernte Dor noch etwas über Mannhaftigkeit und brachte das Erneuerungselixier mit, wodurch Jonathan, der Zombie, wieder lebendig werden konnte. Es stellte sich heraus, daß er der legendäre Zombiemeister war, der als erster eben dieses Schloß bewohnt hatte.
So beeinflußte Dor auch mein Leben, da Jonathan und Millie heirateten und gemeinsam mit uns hier einzogen. Wir teilten uns das
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