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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich auf seine Art auf den Arm nahm. Ich schüttelte ihm und Jonathan die Hand, dann auch Dor, der mit seinen vierundzwanzig Jahren schließlich kein Kind mehr war und sogar schon als König gedient hatte. Er schien ein wenig erstaunt zu sein, was mich zufriedenstellte. Wir alle hier waren jetzt ehemalige Könige, die eine gewisse morbide Kameradschaft verband.
    »Die Frauen trauern«, berichtete ich. Dor hatte Irene erst kürzlich – nach einer Verlobungszeit von acht Jahren – geheiratet. Sie hatten nichts überstürzen wollen. Schließlich hatte Irene die Geduld verloren und ihn mit einer List vor den Traualtar gelockt. Aber sie hatte zu hoch gepokert. Die unvorhersehbaren Pflichten eines Königs während der Krise hatten ihn vollständig vereinnahmt, so daß sie nicht einmal zu ihrer Hochzeitsnacht kamen. »Ich sagte Iris, daß Bink und Arnolde Zentaur meine Thronfolger wären. Dann habe ich versäumt, den Reitersmann zu entlarven, als ich ihm gegenüberstand.« Im Augenblick war ich mir nicht mehr ganz sicher, wann genau ich die wahre Natur des Reitermannes herausgefunden hatte, denn das war schon einige Zeit her. Aber irgendwie mußte es sich so zugetragen haben, da bin ich sicher.
    »Das ging uns allen so!« stimmte Jonathan zu.
    Ich sprach sie auf die letzten Ereignisse bei der Schlacht gegen die Letztwelle an, und sie nickten. Wir alle waren zu spät klug geworden.
    Anschließend setzten wir uns zu einer Runde Poker zusammen, einem Spiel, das Trent aus Mundania mitgebracht hatte. Es bestand darin, Karten auszutauschen und die anderen über den Wert des eigenen Blattes zu täuschen. Eine passende Beschäftigung für Könige! Dor, der jüngeren Generation zugehörig, beteiligte sich kaum an unserem Spiel. Wir versuchten, uns möglichst den Wertmaßstäben von Mundania anzupassen, denn dies war ein mundanisches Spiel: Muscheln, Artischocken, Hirschkäfer, alles konnte man im Traumreich einsetzen. Natürlich befanden wir uns alle im selben Traumreich. Aber unsere Körper lagen bewußtlos an verschiedenen Orten und wurden von unseren besorgten Frauen bewacht. Uns war klar, wenn man uns nicht innerhalb weniger Tage rettete, würden unsere Körper sterben, und dann gäbe es kein Entkommen mehr aus diesem Reich, außer vielleicht in das Nachbarreich der Hölle. Wir dachten lieber nicht darüber nach. Die Entscheidung lag nicht in unseren Händen.
    Ansonsten ging es uns bis auf die Langeweile ganz gut. Wir spürten nicht die Beschwernisse unserer Körper. Sie schienen hier von fester Substanz zu sein, weil wir alle Geister waren. Unsere Konsistenz unterschied sich nicht voneinander. Der Hengst der Finsternis kontrollierte jeden von uns ständig und versorgte uns mit allem, was wir uns wünschten, soweit es in seiner Macht stand. Nur die Freiheit konnte er uns nicht wiedergeben.
    Bald darauf tauchte Bink auf. Wir hießen ihn willkommen, besonders sein Sohn Dor, machten ihn mit unserer Lage vertraut und erfuhren die neuesten Nachrichten von der Schlacht in Xanth. Bink war dem feindlichen Anführer Warsobös im Zweikampf entgegengetreten und hatte nicht schlecht dabei abgeschnitten. Aber sie mußten den Kampf wegen Dunkelheit abbrechen. Daher hatten sie für die Nacht einen Waffenstillstand vereinbart und sich schlafen gelegt. Doch der hinterhältige Warsobös hatte im Schutze der Dunkelheit angegriffen. Bink allerdings war darauf gefaßt gewesen und nicht in die Falle getappt, sondern hatte ihn bis an den Rand der Spaltenschlucht getrieben. Wir konnten uns jetzt alle an die Spalte erinnern, denn der Vergessenszauber wirkte nur auf unsere physischen Körper und nicht auf unsere Seelen. Bink war verwundet worden, hatte aber Warsobös in die Spalte gestoßen, daß er zu Tode stürzte. Dann war ein weißes Pferd aufgetaucht, und Bink wurde vom Reitersmann in den Kürbis verbannt.
    »Aber man kann dir doch durch Magie keinen Schaden zufügen!« protestierte Trent.
    »Man hat mir mit Magie auch keinen Schaden zugefügt«, hob Bink hervor.
    »Aber wenn wir hier alle sterben…«, wandte Dor ängstlich ein.
    »Das ist sehr unwahrscheinlich«, meinte ich. »Wenn Bink trotz seines Talents zu uns gekommen ist, müssen wir hier sicher sein.«
    Die anderen nickten zustimmend. Nun waren wir alle beruhigt.
    Auf einmal erschien die Mähre Imbri. Der Hengst der Finsternis schlug sie für ihre Verspätung mit dem Schweif und brachte sie zu uns herein. Sie erzeugte ihr Gesprächstraumbild, und als hübsche junge Frau in Schwarz

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