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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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redete ich sogar rückwärts.
    Hugo, verschreckt und verwirrt wie er war, fing an zu weinen. Das Drachenbaby schüttelte sich und trollte sich davon, offenbar genauso beunruhigt wie ich. Ich konnte rein gar nichts unternehmen, denn selbst zum Sprechen war ich jetzt zu jung.
    Plötzlich befand ich mich wieder im Schloß. Offensichtlich hatte uns die Gorgone im Zauberspiegel erblickt, unser Unglück erkannt und uns mit der Zauberformel für Notfälle nach Hause geholt. Unglücklicherweise war sie, genau wie der Spiegel, nur auf mich eingestellt, und da die Gorgone nicht wußte, wie sie das ändern konnte, mußte Hugo allein in der Wildnis zurückbleiben.
     
    An die darauffolgenden Jahre kann ich mich nicht deutlich erinnern. Ich wurde ganz normal älter, außer wenn Zora Zombie, die mit ihrer Gabe das Altern zu beschleunigen vermochte, zum Babysitten kam. Irgendwie schaffte es meine Frau, zusammen mit Königin Irene, unsere Angelegenheiten zu regeln. Aber das meiste unternahm die dreijährige Ivy. Nachdem sie nämlich im Urwald verloren gegangen war, begegnete sie dort dem Spaltendrachen. Mit ihrem Talent zähmte sie ihn, und als sie danach auf Hugo traf, verwandelte sie ihn in einen edlen Ritter mit glänzender Rüstung. Gemeinsam erlebten die drei ein tolles Abenteuer. Am Ende gelang es ihnen sogar, die Koboldin Glory, die jüngste, hübscheste und süßeste von Kotbold Kobolds Töchtern, mit ihrem Liebsten, Hardy Harpyie, zu vereinen und zudem einen Zapplerschwarm zu verscheuchen.
    Als Ivy fünf Jahre alt war, kam sie zu mir, um mir ihre Frage zu stellen. Ihrer Meinung nach war sie ohne jeden ersichtlichen Grund aus dem Verkehr gezogen worden. Tatsächlich hatte sie einen solchen Unfug angestellt, daß das ganze Kapitel darüber aus dem Buch der Muse der Geschichtsschreibung ausgesondert wurde. Das fehlende Kapitel erschien Jahre später im Visuellen Führer durch Xanth, wo niemand darüber stolpern würde. Solcherlei geschah in Xanth. Alle Kinder machten Unfug, doch Ivy eröffnete in dieser Hinsicht völlig neue Dimensionen. Indem sie sich zu einem Besuch bei mir aufraffte, wollte sie ihre Taten wiedergutmachen.
    Mir war es gelungen, schnell älter zu werden. Mit meinen jetzt etwa sieben Jahren war ich genauso groß wie sie. Ivy übte eine ganz besondere Wirkung auf mich aus. Sie hatte nämlich Zoras Talent verstärkt, so daß ich schneller als üblich älter wurde. Jedenfalls war ich jetzt alt genug, um mich an meine Prinzipien zu erinnern, und so ließ ich sie ihre Prüfung antreten.
    Ivy überquerte mit Hilfe von Schrittsteinen den Schloßgraben, gelangte mit einer Dunkellaterne durch eine Gegend, die unerträglich hell war und vernichtete einen fliegenden Mäusebussard, indem sie die Mäuse- und Bussardaspekte solange verstärkte, bis die beiden sich in einen Kampf miteinander verstrickten und Fell und Federn durch die Gegend flogen. Dann stieß sie gegen einen Grabstein, der einen so ohrenbetäubenden Lärm von sich gab, daß sie sich davon beinahe ins Bockshorn hätte jagen lassen – und der Bock setzte ihr auch ganz schön zu –, aber sie begrub beim Grabstein ein totes Mäuschen, worauf der Stein mäuschenstill wurde. So ging sie aus allem als Siegerin hervor, woran ich eigentlich auch nicht gezweifelt hatte. Natürlich konnte ich sie nicht bei mir aufnehmen. Das hätte gegen die Regeln der Jugendverschwörung verstoßen, der ich ja nun angehörte, bis ich für die Erwachsenenverschwörung wieder alt genug war.
    »Also gut, was ist denn deine Frage?« erkundigte ich mich freundlich.
    »Ich brauche etwas, um den Magischen Wandteppich zu reinigen, damit das Gespenst Jordan sich wieder besser erinnern kann.«
    Jeder andere hätte jetzt sicherlich Schwierigkeiten bekommen, aber ich war ja schließlich Informationsmagier. Ich wußte also, daß Ivy von einem Geist sprach, der im Jahre 677 auf Schloß Roogna gestorben war. 397 Jahre nach seinem Tod wollte er ihr nun seine Lebensgeschichte erzählen, um ihr die Langeweile zu vertreiben, während sie zur Untätigkeit verdammt war. Sie benutzten den Wandteppich, um anhand der Bilder seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Doch nach ungefähr 838 Jahren war der Teppich so schmuddelig, daß die feine Wollstickerei dringend einer Reinigung mit einer scharfer Lauge bedurfte. Ich gab Ivy also das Rezept für Wollauge, und sie verschwand damit, um das Garn unverzüglich zu behandeln. Sofort wurde der Teppich wieder hell und sauber, und nun konnte das Gespenst

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