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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dinge sperrte sich dieser erst ein wenig, aber schließlich schaffte ich es, ihn in seine zylindrische Form zurückzubringen und anschließend als Scheibe in meiner Tasche zu verstauen.
    Ein plötzliches Gebrüll ließ den Boden erbeben. Als ich aufschaute, fiel mein Blick auf den Spaltendrachen, der auf uns zugestampft kam. Offenbar war er nach seinem Besuch auf Schloß Neu-Zombie weitergerast. Und ausgerechnet jetzt mußten meine Zauberutensilien bei Hugo auf dem Teppich liegen. Dabei brauchte ich dringend mein tragbares Drachennetz, damit ich es über das Monster werfen und es überwältigen konnte. »Hugo!« schrie ich. »Wirf mir meine Tasche mit den Zauberutensilien rüber!«
    Natürlich vermasselte Hugo die ganze Sache. Er packte nämlich statt dessen den Teppich bei den Fransen, was dieser als Befehl mißdeutete und abhob. Hugo, der sich nicht festgehalten hatte, purzelte herunter, der Teppich hingegen segelte in die Lüfte und mit ihm die Tasche mit den Zaubersachen. Da stand ich nun, meiner Magie bis auf den eingeklappten, ungefähr drei Meter langen Stab plötzlich beraubt, und noch immer stürzte der Drache auf uns zu. Der Stock konnte mir nicht als Waffe dienen. Er war zu unhandlich, und außerdem hätte seine Länge den Drachen sicher nicht abgehalten, uns mit seinem Feueratem zu rösten.
    Plötzlich fiel mein Blick auf die eingewickelte Flasche mit dem Elixier. Sie war neben Hugo heruntergefallen. »Hugo!« rief ich. »Ich werde jetzt den Drachen ablenken! Du wickelst die Flasche aus, öffnest den Deckel und tröpfelst etwas von dem Elixier auf seinen Schwanz.« Das Verjüngungselixier mußte nicht einmal getrunken werden und wirkte deshalb wie ein Heilelixier auf jeden Körper, mit dem es in Berührung kam. Wir konnten den Drachen damit wieder so jung machen, daß er harmlos wurde – aber er durfte natürlich nicht jünger als nötig werden; schließlich wurde er in der Spaltenschlucht noch gebraucht. Vielleicht genügte ja schon ein kleines bißchen, um ihn so zu verwirren, daß er uns in Ruhe ließ.
    Hugo mit seinen zwei linken Händen mühte sich ab, die Flasche auszuwickeln und zu öffnen, während ich zur Seite schoß, um dem feurigen Atem des Drachen zu entgehen. Es gab Drachen, die viel größer waren als dieser; dann gab es Exemplare, die fliegen konnten (der hier hatte nur Stummelflügel). Außerdem gab es Feuerspeier und Dampfdrachen, deren bloßer Anblick einen schon in Schrecken versetzen konnte. Nichtsdestotrotz war unser Drache eine der bösartigsten und fürchterlichsten Kreaturen von ganz Xanth, dem seine Beute, auf die er normalerweise in der Spaltenschlucht Jagd machte, nicht entkommen konnte. Sein Atem versengte seine Opfer, wo immer sie sich befanden. Und was noch schlimmer war, diesen Drachen konnte man nicht in Angst und Schrecken versetzen. Gnadenlos verfolgte er seine Beute, bis er sie in den Klauen hatte. Es mußte mir einfach irgendwie gelingen, ihn zu bändigen, bevor seine Dämpfe uns ersticken und er uns beide auffressen würde.
    Ich sah mich nach der Quelle um und fragte mich, ob ich den Drachen wohl dorthin locken könnte. Aber er stand genau zwischen mir und dem Brunnen. Es mußte schon das Elixier aus der Flasche sein. »Beeil dich, Hugo!« brüllte ich. So alt ich auch war – gemessen an der Anzahl meiner Jahre befand ich mich in ausgezeichneter Verfassung.
    Endlich hatte der Junge die Flasche herausgefummelt und den Verschluß geöffnet. Aber in seiner Hast schüttete er nicht nur ein paar Tropfen auf den Drachenschwanz. Nein, in weitem Bogen schwenkte er die Flasche und bespritzte den Drachen und mich reichlich mit dem Elixier.
    »Nein!« schrie ich – aber leider zu spät. Nur allzu gut traf das Elixier den Drachen und spritzte auch auf meine Haut.
    Welch eine Katastrophe! Der Drache verjüngte sich zusehends, schrumpfte und bekam wieder leuchtend grüne Schuppen. Leider erging es mir nicht viel anders. Wir hatten beide eine Überdosis abbekommen und verjüngten uns um ein Jahrhundert oder gar mehr. Zum Glück waren wir beide schon etwas über hundert Jahre alt, sonst wären wir wohl ganz und gar dahingeschwunden bis in vorgeburtliche Zeiten. Aber auch so war es schlimm genug: der Drache wurde zum Drachenbaby, und ich zum Säugling.
    Ich sah, wie wir uns beide in Windeseile verwandelten, und wie Hugo bei diesem Anblick vor Schreck erstarrte. Ich wollte ihm etwas zurufen, doch meine Verjüngung hinderte ich daran, etwas Sinnvolles zu äußern. Möglicherweise

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