Höllen-Mädchen
keine Kinder seid. Jedenfalls nicht aus unserer Kultur. Auch nicht, wenn ihr die menschliche Sprache sprecht und vorgebt, Menschen zu sein.«
»Da muß ich nächstes Mal wohl besser aufpassen«, überlegte Pünktchen.
»Gut, also Schluß mit dem Theater«, wurde Tüpfelchen energisch. »Was willst du?«
»Ich möchte meine Frau aus der Hölle befreien«, entgegnete Humfrey. »Die Frau, die ich liebe. Sie gehört nicht dorthin und muß endlich erlöst werden.«
»Du hast doch bereits eine Frau, die nicht in der Hölle ist«, stichelte Pünktchen.
»Und du kannst nur eine Frau haben«, erinnerte ihn Tüpfelchen.
»Ja, ich werde mich zwischen ihnen entscheiden müssen«, gab Humfrey zu. »Wenn Prinz Dolph zwischen seinen beiden Geliebten wählen konnte, dann kann ich es auch. Aber zunächst einmal mußt du meine Frau freigeben.«
»Ich muß mir deinen Wunsch anhören«, gestand Pünktchen ihm zu.
»Aber ich muß deine Bitte nicht erfüllen«, führte Tüpfelchen aus.
»Auf jeden Fall mußt du dich mit mir auf einen Handel einlassen«, beharrte Humfrey. »Du mußt wenigstens so redlich sein und meinen Wunsch einmal in Erwägung ziehen.«
»Warum sollte ich das müssen?« fragte Pünktchen.
»Ja, wer sagt, daß ich das muß?« bestärkte ihn Tüpfelchen.
»Das hast du selbst gesagt«, klärte Humfrey ihn auf. »Du selbst hast die Regeln des Spiels festgelegt.«
Pünktchen seufzte. »Was soll ich dazu noch sagen?«
»Du hast deine Hausaufgaben gemacht, Humfrey«, meinte Tüpfelchen.
»Na, ja, immerhin bin ich der Informationsmagier und hatte schon häufiger mit Dämonen zu tun. Ich kenne ihre Hinterhältigkeit zur Genüge.«
»So darfst du mit Kindern nicht sprechen!« rief Pünktchen empört.
»Du hast die Regeln der Erwachsenenverschwörung verletzt!« fügte Tüpfelchen hinzu.
Lacuna schwieg, konnte aber nicht verleugnen, daß sie das Gespräch genoß. Sie wußte, es ging im Augenblick um todernste Angelegenheiten, doch die Kinder sahen wirklich zu niedlich aus, auch wenn sie etwas anderes waren, als es den Anschein hatte.
»Es gibt hier überhaupt keine Kinder«, rief Humfrey ihnen ins Gedächtnis. »Nur Nachbildungen. Mir kannst du nichts vormachen, schließlich bin ich mit einer Dämonin verheiratet gewesen.«
Daraufhin sannen die Zwillinge eine Weile nach. »Ich mache dir ein Angebot«, sagte Pünktchen endlich.
»Ja, einen redlichen Handel«, ergänzte Tüpfelchen.
»Aber wenn er sich als unredlich erweist, brauche ich ihn nicht einzuhalten«, wandte Humfrey unnachgiebig ein.
»Ich werde dir helfen, dein ›Höllen-Mädchen‹ abzuschließen«, bot Pünktchen ihm an.
»Ich werde dir die eine Frage stellen, die du nicht beantworten kannst«, erläuterte Tüpfelchen.
»Es gibt keine ehrliche Frage, die ich nicht beantworten kann.«
»Gut, wenn du sie richtig beantwortest, wirst du unser Spiel gewinnen«, versicherte Pünktchen.
»Und wenn nicht, wirst du verlieren«, fügte Tüpfelchen überflüssigerweise hinzu.
»Aber es muß eine redliche Frage sein«, forderte Humfrey.
»Es ist sogar eine einfache Frage«, meinte Pünktchen.
»Jeder könnte sie beantworten«, stimmte Tüpfelchen zu.
Lacuna wußte, daß das nicht stimmen konnte. Humfrey hatte es ihr zu Anfang erklärt. Was führte er jetzt bloß im Schilde?
»Überlaßt getrost mir die Entscheidung«, schlug Humfrey vor. »Sagt mir, welche Frage es ist, und ich werde sagen, ob ich sie beantworten will.«
Lacuna wußte, daß dieser Trick nicht gelingen konnte. Der Dämon würde von ihm verlangen, daß er sich entschied, bevor er die Frage kannte. Aber Lacuna wurde überrascht.
Pünktchen sagte: »Es handelt sich um folgendes…«
»Welche Farbe hat der Schlüpfer von Mela Meerfrau?« fragte Tüpfelchen.
»Einspruch«, unterbrach Humfrey sie. »Eine solche Frage kann ich überhaupt nicht beantworten, weil sie gar keinen Schlüpfer trägt. Es ist also eine Frage ohne Antwort und deshalb unredlich.«
»Aber sie wird mal einen Schlüpfer tragen«, argumentierte Pünktchen.
»Wenn sie sich Beine erschafft, um in Xanth umherzuwandern«, setzte Tüpfelchen fort.
»Warum sollte sie jemals an Land gehen?« verlangte Humfrey zu wissen. »Sie zieht es doch vor zu schwimmen.«
»Um einen Ehemann zu finden«, klärte Pünktchen ihn auf.
»Im nächsten Band der Geschichte von Xanth«, ergänzte Tüpfelchen.
Humfrey nickte, als wäre er überzeugt. »Ich soll also die Farbe bestimmen, die sie einmal tragen wird.«
»Ja«, bestätigte
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