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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ich-Erzähler zwischendurch wechselt.«
    »Aber deine Geschichte ist zu Ende«, entgegnete Lacuna. »Du hast doch dein Leben bis in die Gegenwart beschrieben.«
    »Aber die Geschichte wird in der Zukunft weitergehen, genauso wie ich es vorhergesagt habe. Daher wird der Dämon hier erscheinen müssen, oder er verliert von vornherein.«
    »Na gut«, meinte sie. Es lag jedoch soviel Zweifel in ihrer Stimme, daß es wie eine Ablehnung klang. Trotzdem ließ sie die Schrift weiter über die Wand laufen. Die letzten Worte des vorherigen Kapitels waren bereits an der Decke verschwunden, doch sie konnten jederzeit zurückgeholt werden. Sie mußte dazu nur den mentalen Rücklauf betätigen.
    Huch! In ihrer Verwirrung hatte sie tatsächlich den Rücklauf betätigt, und die untere Zeile war auf den Fußboden gestoßen, wo sie ein wenig auf und nieder hüpfte und sich schließlich verdoppelte. Schnell ließ sie die Schrift wieder in die entgegengesetzte Richtung laufen, aber es war zu spät, um die doppelte Zeile auszulöschen. Wie ein Balken lief sie mitten durch den Text.
    Im selben Augenblick schwang sich der Henkelkorb in den Vorhof, und zwei Kinder krabbelten heraus. Sie waren Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen von ungefähr sechs Jahren.
    »Haltet den Korb hier fest!« rief Lacuna. Aber wieder kam sie zu spät. Die Kinder purzelten über den Boden, und der Korb flog davon. Jetzt waren auch noch Kinder im Vorhof der Hölle gestrandet!
    Anfangs blickten die beiden die Erwachsenen verschüchtert an. Doch dann grüßte der kleine Junge: »Hallo, Leute.« Er trug blaue Shorts, eine schmuddelige weiße Jacke und graue Socken.
    »Wer seid ihr?« wollte das kleine Mädchen wissen. Sie trug ein verwaschenes rosa Kleid, ein Haarband sowie staubige weiße Söckchen.
    Humfrey zuckte nur die Achseln, und Lacuna mußte sie einführen. »Das ist der Gute Magier Humfrey, und ich bin Lacuna. Wer seid ihr?«
    »Ich bin Pünktchen«, entgegnete der Junge.
    »Und ich bin Tüpfelchen«, stellte das Mädchen sich vor.
    »Wir sind Zwillinge«, fügte Pünktchen hinzu.
    »Und wir fahren zur Hölle«, ergänzte Tüpfelchen.
    Dann rannten beide im Gleichschritt auf die Höllentür zu. Seite an Seite blieben sie davor stehen und hämmerten gegen die Tür. »Laßt mich rein«, riefen sie im Chor.
    An der Tür wurde eine Schrift sichtbar: WARTET AUF DEN DÄMON X(A/N) th . Sie sah aus wie die Gedankenschrift von Lacuna, nur irgendwie amtlicher.
    »Puuuh!« rief Pünktchen verärgert.
    »Ooooh, wie sprichst du!« wies Tüpfelchen ihn zurecht.
    »Ich habe nicht Puuup gesagt, sondern Puuuh, Dummkopf!« fuhr er sie an.
    »Das wäre auch nicht sehr fein gewesen!«
    Pünktchen versuchte, den Türknauf herumzudrehen, doch obwohl er ihn drehen konnte, bewegte die Tür sich nicht. Tüpfelchen versuchte es als nächstes – mit keinem anderen Ergebnis.
    Enttäuscht wandten sie sich wieder den Erwachsenen zu. »He, wann kommt der Dämon?« fragte Pünktchen.
    »Ja, wann?« echote Tüpfelchen.
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete Lacuna. »Der Gute Magier wartet seit zehn Jahren auf ihn. Aber wir sind überzeugt, daß er bald kommen wird.«
    »Jja, so lange können wir nicht warten«, wandte Pünktchen ein.
    »Wir sind zu klein, um zu warten«, bekräftigte Tüpfelchen.
    Sie entfernten sich im Gleichschritt von der Tür.
    »Hiergeblieben!« forderte Humfrey unvermittelt.
    Lacuna und die Kinder machten verdutzte Gesichter. »Du möchtest sie doch nicht allen Ernstes hierbehalten?« meinte Lacuna. »Sie sollten lieber zu ihrer Mutter nach Hause gehen.«
    »Ich bin hier, um mit euch zu sprechen«, versicherte Humfrey den Kindern. »Und genau das werde ich jetzt tun, Dämon X(A/N) th . Du kannst nicht von hier fort, solange du dich nicht mit mir geeinigt hast.«
    Die beiden Kinder blickten enttäuscht drein. »Du hast mich beim Namen genannt«, klagte Pünktchen.
    »Was hat mich bloß verraten?« fragte Tüpfelchen.
    »Zwei Dinge. Zunächst einmal wußte ich, daß du hier bald erscheinen mußtest, und daher war jeder verdächtig, der hier auftauchte. Zweitens hast du Worte verwendet, die nur ein Mitglied der Erwachsenenverschwörung benutzen kann. Du hast die Worte ›zur Hölle‹ ausgesprochen.«
    »Aber hier ist doch die Hölle«, protestierte Pünktchen.
    »Auf jeden Fall ist es das Vorzimmer«, fügte Tüpfelchen hinzu.
    »Darauf kommt es nicht an. Nur ein Erwachsener kann den Ausdruck gebrauchen. Daher war mir klar, daß du kein Kind bist, beziehungsweise ihr

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