Höllen-Mädchen
Pünktchen.
»Tragen wird«, stimmte Tüpfelchen zu.
»Und die Richtigkeit meiner Antwort wird entscheiden, ob meine Frau aus der Hölle freikommt.«
»So ist es.«
»Genau.«
Lacuna wußte, daß Humfrey wußte, der Dämon würde dafür sorgen, daß Mela einen andersfarbigen Schlüpfer wählte, als Humfrey voraussagen würde. Wie sollte er also gewinnen können?
»Das erscheint mir recht und billig«, sagte Humfrey nach einer Weile. »Aber es wäre langweilig, bis dahin zu warten, ohne meine Frau in Sicherheit zu bringen. Immerhin wird es noch ein Jahr dauern, bis Mela an Land geht.«
Warum tat er das? Wie konnte er eine offenkundig unredliche Frage als redlich deklarieren?
»Du mußt eben einfach abwarten«, sagte Pünktchen.
»Das macht doch keinen großen Unterschied«, fügte Tüpfelchen hinzu.
Humfrey zog eine Augenbraue in die Höhe. »Ich habe nicht nur von mir gesprochen. Ich sprach auch von euch. Es wird auch für euch ermüdend sein, diesen Fall das ganze Jahr lang im Gedächtnis zu behalten, zumal es doch viel naheliegender wäre, die Sache sofort zu erledigen.«
»Ich habe eine dämonische Geduld«, erklärte Pünktchen.
»Und ich kann ewig warten«, stimmte Tüpfelchen zu.
»Aber nicht, wenn dein Spielerglück sich in der Zwischenzeit wandelt und du aus Xanth abberufen wirst«, gab Humfrey zu bedenken. »Dann kannst du dich nicht mehr um den Schlüpfer kümmern.«
Lacuna war zunächst verdutzt, dann aber wurde ihr klar, daß Humfrey nicht den Schlüpfer selbst meinte. Er sprach von der Wahl, die die Meerfrau treffen sollte. Es bedeutete, daß der Dämon die Farbe nicht mehr beeinflussen konnte – und folglich gewann dann Humfrey. Natürlich würde in diesem Fall die Magie aus Xanth verschwinden, denn die Abwesenheit des Dämons änderte sämtliche Verhältnisse. Jedenfalls hätte der Dämon verloren, was ihm bestimmt schwer zu schaffen machen würde.
»Ein Punkt für dich«, stellte Pünktchen fest.
»Aber nur ein Punkt«, schwächte Tüpfelchen ab.
»Ich glaube, es wäre dir lieber, wenn du die Sache nicht die ganze Zeit im Gedächtnis behalten mußt. Natürlich darf dir das Ereignis trotzdem nicht entgehen«, sagte Humfrey.
»Nehmen wir einmal an, es gäbe einen einfachen Weg, beides zu ermöglichen.«
»Welchen denn?« fragte Pünktchen überrascht.
»Wie denn?« wollte Tüpfelchen wissen.
»Durch einen Handelsvertrag«, erklärte Humfrey ihm, »Fest steht, wenn ich die Frage beantworte, müssen wir beide ein ganzes Jahr warten, um die Richtigkeit meiner Antwort überprüfen zu können. Wir müssen Ärger und Unannehmlichkeiten auf uns nehmen, obwohl wir den Ausgang der Ereignisse bereits kennen. Aber wenn wir jetzt eine Absprache treffen, kann jeder wenigstens einen Teil seiner Wünsche erfüllen, ohne sich vorher lange Zeit herumzuärgern. Wir könnten Frage und Antwort einfach überspringen.«
»Langsam fängst du an, vernünftig zu reden«, sagte Pünktchen.
»Jedenfalls für einen Menschen«, fügte Tüpfelchen hinzu.
Ein Mensch? War er das? Lacuna konnte nicht begreifen, was die beiden meinten. Sie war eben weder ein Magier noch ein Dämon.
»Ich werde einen Monat in der Hölle verbringen«, schlug Humfrey vor. »Und ihr laßt Rose dafür einen Monat lang heraus. Die durchschnittliche Anwesenheit bleibt die gleiche. Natürlich hätte ich Rose lieber für immer zurück, und du würdest sie lieber für immer dort behalten, aber mein Vorschlag ist doch für beide Seiten annehmbar.«
»Nein, du bist zu schlau, um in der Hölle zu leben.« wandte Pünktchen ein.
»Du würdest sämtliche Bewohner aufwiegeln«, fügte Tüpfelchen hinzu.
»Aber wer wäre sonst bereit, die Lücke in der Hölle auszufüllen?« fragte Humfrey. »Ich muß es tun, es gibt keinen anderen.«
»Doch, es gibt jemand anderen.«
»Ja, jemand anderen.«
»Wen?«
»Die Gorgone«, sagte Pünktchen.
»Deine andere Frau«, erläuterte Tüpfelchen.
»Aber ich würde sie niemals darum bitten, so etwas zu tun!« protestierte Humfrey.
»Aber ich«, meinte Pünktchen.
»Ich auch«, stimmte Tüpfelchen zu.
Beide gestikulierten geheimnisvoll mit ihren vier kleinen Händen. Plötzlich stand die Gorgone im Zimmer. In ihrem schwarzen Kleid und mit dem Schleier wirkte sie direkt königlich. »Humfrey!« rief sie aus. »Bist du inzwischen hier fertig?«
»Ich schließe gerade einen Handelsvertrag mit dem Dämon X(A/N) th ab«, erklärte er, »um Roses Strafe abzumildern. Ich habe ihm vorgeschlagen, daß man
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