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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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    »Ziemlich einfältig«, stimmte Humfrey nachdenklich zu.
    »Mach dir nichts draus, Kleines«, begütigte die Gorgone, »er ist in Gedanken und weiß gar nicht, was er redet.«
    Lacuna fühlte sich dadurch etwas besser, aber sie versuchte fortan, ihre Gedanken abzustellen, allerdings mit nur geringem Erfolg.
    »Also los«, drängte Pünktchen und ging auf die Höllentür zu.
    »Ja, laßt uns den Austausch endlich vornehmen«, rief Tüpfelchen und ging hinterdrein.
    Lacuna wurde klar, daß der Dämon mit dem Verlauf der Ereignisse bisher durchaus einverstanden gewesen war. Vielleicht, weil die Gorgone auf gewisse Weise eine genauso begehrenswerte Beute darstellte wie Rose. Rose konnte in der Hölle Blumen blühen lassen, während die Gorgone eine erfolgreiche Schauspielerin war. Der Dämon wollte auch sie sicherlich gern behalten. Das aber war nur möglich, wenn er sich auf den Vertrag einließ. Was für ein Handel!
    Die beiden Kinder verharrten vor der Tür. Sie warfen Lacuna einen belustigten Blick zu, denn sie kannten ja ihre Gedanken. Auch Humfrey sah zu ihr hinüber. Sie fröstelte. Mehr noch als die Gefahr bedrückte sie, daß sie nichts mehr verstand. Diese Leute waren beängstigend schlau und zudem noch verschlagen. Wie konnte es ein gewöhnliches Wesen mit ihnen aufnehmen?
    »Wir versuchen es erst gar nicht, Kleines«, murmelte die Gorgone und stellte sich neben sie. Da erst begriff Lacuna, daß auch die Gorgone von dem Handel profitierte. Anstatt zu ihrem Hausfrauenalltag zurückzukehren, konnte sie wenigstens zeitweilig ihre Traumkarriere weiterverfolgen. Die Hölle, so schien es, war kein Hindernis, wenn jemand Karriere in bösen Träumen machen wollte.
    Die Zwillinge stießen die Tür auf. »Kommt schon«, drängte Pünktchen.
    »Ihr alle«, ergänzte Tüpfelchen.
    Sie gingen durch die Tür: die Zwillinge, Humfrey, die Gorgone und Lacuna. Das Schriftbild folgte ihnen entlang der Wände, wenn nötig sogar auf dem Fußboden, und beschrieb die laufenden Ereignisse.
    Die Hölle empfing sie als öder, rauchiger, stürmischer Ort. Alles hier war grau: der Boden, die Wände, selbst der Himmel. Lacuna mußte husten, als sie die schlechte Luft einatmete. Die Gorgone hingegen wurde anscheinend durch ihren dichten Schleier geschützt.
    Der Pfad führte bergan. Bald wurde es unerträglich heiß und trocken. Die gleißende Sonne hatte alle Bäume verdorrt. Sie folgten den Windungen des Pfades wieder hinunter. Er führte in eine Schlucht mit einem brackigen See. Hier war es feucht und klamm; auf dem schmutzigen Wasser hatte sich eine ölige Haut gebildet.
    Als sie weitergingen, wurde es immer kälter, bis sogar schmuddeliger Schnee den Boden bedeckte, den der eisige vor sich hertrieb. Der Sturm nahm ständig zu, so daß sie schließlich fürchten mußten, vom Pfad hinuntergeweht zu werden.
    Allmählich verstand Lacuna die Natur der Hölle: das Wetter war durchweg unerträglich.
    Doch nach einiger Zeit gelangten sie in einen Garten, wo überraschenderweise Rosen blühten. Die Luft war von ihrem süßen Duft erfüllt und das Klima fast angenehm. Rote, gelbe und blaue Rosen leuchteten in seltener Pracht. Das hatte die Magie von Prinzessin Rose bewirkt; die selbst ein Fleckchen Hölle in einen Rosengarten zu verwandeln wußte.
    Und dort stand sie nun, eine Frau in den mittleren Jahren, die nicht mehr gealtert war, seit der Korb sie hergebracht hatte: Rose. Allerdings wirkte sie etwas behäbig, und ihr Haar war aschgrau. Dennoch war sie selbst so noch anziehender als die einfältige Lacuna. Sie trug zwar einen grauen Arbeitskittel, doch er war sorgfältig genäht und gut erhalten. Rose bemerkte die Ankömmlinge nicht, weil sie in ihre Arbeit vertieft war.
    »Hallo, Rosen-Hüfte!« rief Pünktchen.
    »Hier ist jemand, der dich sehen will, Blütenblatt-Öhrchen«, ergänzte Tüpfelchen.
    Rose blickte von dem orange-gestreiften Rosenbusch auf, über den sie sich gebeugt hatte. Ihr Mund verzog sich überrascht zu einem rosigen Lächeln, als sie hinter den Zwillingen Humfrey erblickte. »Mein Gemahl! Endlich bist du doch gekommen!« Dann wurde ihr Blick plötzlich traurig. »Oder bist du etwa gestorben?«
    »Ich bin nicht gestorben«, versicherte er ihr und ging auf sie zu. »Aber ich mußte einen Handel abschließen und kann dich nur für begrenzte Zeit befreien.«
    Sie strich sich das Haar aus der Stirn und fiel ihm dann in die Arme. »Begrenzte Zeit ist besser als gar keine Zeit. Aber wieso kommst du erst jetzt, nach

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